Zagreb
Zagreb (dt. hist. Agram, ungar. hist. Zágráb)
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1 Geographie
Die Hauptstadt und größte Stadt der Republik Kroatien liegt in 120 m Meereshöhe in „Mittelkroatien“ (Središnja Hrvatska) und an der mittleren Save, 779.145 Einwohner (Volkszählung 2001). Die Kerne der Altstadt wurden im Hochmittelalter an den südlichen Hängen des Gebirgsstocks Medvednica (1033 m) angelegt, wo einerseits aus dem Gebirgskörper Quellen austreten und damit eine günstige Wasserversorgung gegeben war und wo man andererseits vor den Überflutungen der Save sicher sein konnte, die sich bis zu ihrer Regulierung im 19. Jh. in der breiten Niederung zu Füßen des Gebirgsstocks in mehrere Arme aufteilte und ein breites Au- und Überschwemmungsgebiet bildete. Die Stadt erweitere sich im 19. und 20. Jh. in westlicher und östlicher Richtung bis Zaprešić bzw. Sesvete, nach dem Zweiten Weltkrieg auch auf das südliche Ufer der Save hin (Novi Z.).
Von den Bewohnern der Kernstadt waren nach den Ergebnissen der Volkszählung 2001 lediglich 49 % in Z. geboren, 16 % stammten sogar aus dem Ausland (inklusive der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens). Waren vor den jugoslawischen Zerfallskriegen im Jahr 1991 86 % der Einwohner Z.s ethnische Kroaten und 5 % Serben, so stieg der Anteil der Kroaten bis 2001 auf 92 %, während der Anteil der Serben auf 2 % zurückging. Der Religion nach bekannten sich 2001 87,1 % der Bevölkerung Z.s zur römisch-katholischen Kirche, 2,1 % waren Muslime, 2,0 % Orthodoxe; 4,0 % bezeichneten sich als Agnostiker, 3,5 % als nicht Bekennende und 1,3 % machte keine Angaben. Das römisch-katholische Erzbistum Z. umfasst seit 1997 ganz Binnenkroatien sowie auch das außerhalb der kroatischen Staatsgrenzen liegende Syrmien. Z. ist außerdem Sitz der griechisch-katholischen Eparchie von Križevci (Križevačka eparhija), zu der außer Kroatien auch Slowenien, Bosnien und die Herzegowina sowie die Woiwodina gehören. Ferner residiert in Z. ein serbisch-orthodoxer Metropolit, dessen Jurisdiktion sich über ganz Kroatien und Slowenien, dazu auch auf den serbischen Teil Syrmiens (serb. Srem) und die Herzegowina erstreckt.
Seit 1991 ist Z. die Hauptstadt, außerdem das eindeutige wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des unabhängigen Staates Kroatien, der administrativ nur wenig dezentralisiert ist. Die Stadtregion Z.s im Sinne der Kernstadt mit heute 17 Stadtbezirken, aller Städte (grad) und Gemeinden (općina) der Zagreber Gespanschaft (Zagrebačka županja) sowie der Gemeinde Lekenik in der Gespanschaft Sisak-Moslavina (Sisačko-moslavačka županja) zählte zur Volkszählung 2001 1,095.000 Einwohner, das sind 25 % der Einwohnerzahl Kroatiens. Im Umkreis von 20 km vom Stadtzentrum befinden sich fünf Satellitenstädte mit 14.300 bis 63.517 und insgesamt 137.100 Einwohnern (Zaprešić, Samobor, Velika Gorica, Dugo Selo), die funktional mit der Kernstadt verbunden sind, aus denen also ein Großteil der Bewohner in die Kernstadt zur Arbeit pendelt sowie deren Bildungs-, Gesundheits-, Versorgungs- und Kultureinrichtungen nützt. Im Unterschied zur Kernstadt hat die Einwohnerzahl dieser Satellitenstädte auch in der letzten Dekade noch bedeutend zugenommen. Die größte dieser Satellitenstädte ist mit 63.500 Einwohnern Velika Gorica am südöstlichen Rand der Kernstadt, das 1948 noch ein eigenes kleines Dorf war und heute Standort des Flughafens ist. Die ganze Stadtregion ist im baulichen, sozialen und wirtschaftlichen Sinn urbanisiert. Agrarflächen sind Resterscheinungen geworden. Das Gebiet südlich der Save wird sehr stark von Verkehrsflächen beansprucht: Die Autobahnumfahrung der Stadt sowie der Zagreber Flughafen von Velika Gorica liegen in diesem Areal. Lediglich der 1981 zum Naturpark erklärte Gebirgszug Medvednica im Norden und Nordwesten Z.s ist weitgehend unverbaut geblieben und bietet größere Erholungsflächen in unmittelbarer Stadtnähe.
Z. liegt in der Zone gemäßigt kontinentalen Klimas mit im Vergleich zur Küste stärkeren Jahresschwankungen der Temperatur. Diese liegt im Julimittel zwischen 20 und 22 °C, im Jännermittel zwischen 0 und –2 °C. Die Niederschlagsmenge beträgt im langjährigen Mittel 852 mm mit dem Maximum im Oktober und November. Eine Schneedecke gibt es durchschnittlich an 37 Tagen.
2 Kulturgeschichte
Obwohl im heutigen Stadtgebiet (südlich der Save) bereits vom 1. – 4. Jh. eine Römersiedlung lag (Andautonia), die allerdings im Schatten des wesentlich bedeutenderen Siscia (heute Sisak) stand, wurde Z. als Siedlungszentrum erst am Ende des 11. Jh. bedeutend. Nachdem die Ungarn die Hoheit über das slawisch besiedelte kroatische Binnenland (damals zur Gänze Slawonien genannt) erlangt und den frühmittelalterlichen kroatischen Staat in den Gebirgsraum und an die Adriaküste zurückgedrängt hatten, gründeten sie eine Siedlung „am Erdwall“ (latein. Zagrabia), die 1094 Bischofssitz wurde. Um den auf einem Hügel gelegenen Dom entwickelte sich ein Kanonikerviertel (Kanonička ves, heute Kaptol). Am gegenüberliegenden Hügel entstand ein Bürgersiedlung (Gradec, Grec, Grech), die heutige Oberstadt (Gornji Grad, früher Gradec). Kaptol wurde Castrum und Sitz einer Gespanschaft, nach der Personalunion Kroatiens und Slawoniens mit Ungarn (1102) auch Sitz des Bans, also Hauptstadt der unter ungarischer Oberhoheit stehenden autonomen kroatischen Gebiete, die damals aus Slawonien (zwischen Drau und nördlichen Vorgebirgen des Dinarischen Gebirges) und Kroatien (Dinarischer Gebirgsraum und Adriaküste zwischen Trsat, heute ein Teil Rijekas, und Neretva-Mündung) bestanden. Das Zentrum und der politische Kernraum der kroatischen Gebiete hatten sich damit auf Dauer von der nördlichen Adriaküste in den pannonischen Teil des heutigen Kroatiens verlagert, der unter stärkerem ungarischen Einfluss stand und dem Machtzentrum der Ungarn näher lag. Kaptol und Gradec blieben aber bis 1850 getrennte und konkurrierende Städte. Ein gemeinsamer Name kam jedoch schon im 16. Jh. auf.
Im Jahr 1242 wurden – wie weite Teile Mittel-, Ost- und Südosteuropas – auch die beiden Kerne Z.s von Mongolen und Tataren verwüstet. Noch im gleichen Jahr gewährte das bedrängte und wirtschaftlich geschwächte Ungarn (unter König Béla IV.) Gradec, der Bürgerstadt, die Rechte einer königlichen ungarischen Freistadt. Diese Rechte enthielten die bürgerliche Selbstverwaltung nach süddeutschem Recht, das Abhalten von Märkten und Messen sowie der Errichtung von Befestigungsanlagen. Die Stadt war nun der Jurisdiktion der Gespanschaft entzogen und unterstand direkt dem König. 1266 waren die Befestigungsanlagen vollendet, zu Füßen der Oberstadt begann sich eine Vorstadt auszubreiten, die aus dem Viertel der Deutschen (Njemačka ves) oder Schusterviertel (Šoštarska ves) und dem Neuen Stadtviertel (Nova varoška ves), dem Gebiet an der heutigen Straße Ilica, bestand. Zur Mitte des 13. Jh. hatten alle diese Ortsteile gemeinsam mit Kaptol etwa 1000 Einwohner. Ab 1334 entwickelte sich nördlich des Kaptols mit dem „Neuen Viertel“ (Nova ves) eine weitere Vorstadt. Diese Erweiterungen waren durch den Zuzug von Handwerkern und Händlern, v. a. von Deutschen und Venezianern, möglich geworden. 1355 wurde auch eine Judengemeinde gegründet. Besonders Gradec, aber auch Kaptol waren zur Mitte des 14. Jh. wichtige Wirtschaftszentren am Handelsweg zwischen dem Pannonischen Becken und der nördlichen Adria. Sie verfügten über ein gut entwickeltes Innungswesen und eine Einwohnerschaft von insgesamt etwa 2800. Das Bistum mit seinem Sitz am Kaptol war dem ungarischen Erzbistum Kalocsa (heute Kalocsa-Kecskeméti Főegyházmegye) zugeordnet und umfasste das ganze damalige Slawonien, also den westlichen Teil des heutigen Binnenkroatiens sowie westliche Teile des heutigen Bosniens.
Die ab der zweiten Hälfte des 15. Jh. in das Gebiet des heutigen Kroatiens vordringenden Osmanen bedrohten auch Gradec und Kaptol, so dass auch Kaptol bis 1478 befestigt wurde. Die bis in die zweite Hälfte des 16. Jh. andauernde Türkengefahr und die Expansion des Osmanischen Reichs bis an die mittlere Save bedeutete für die städtischen Siedlungen im Raum Z. eine Zeit des Stillstands. Aus den verwüsteten Kampfgebieten geflüchtete oder evakuierte Kroaten wurden nur in geringer Zahl im Bereich der beiden Städte ansässig, Pestepidemien und Feuersbrünste dezimierten die Bevölkerung. Der Herrschaftsbereich des Bans war auf ein kleines Restgebiet zusammengeschrumpft. Nur der Adel, der an Bedeutung relativ gewonnen hatte, errichtete Stadtresidenzen.
Erst zu Beginn des 17. Jh. setzte zunächst mit der Ansiedlung von Jesuiten, die 1607 eine Druckerei und 1669 eine Akademie gründeten, wieder eine gedeihlichere Entwicklung ein. Der Aufschwung setzte sich fort, nachdem sich die Grenze zum Osmanischen Reich zu Ende des 17. Jh. an Una und Save stabilisiert hatte und von jenseits der Grenze keine Bedrohung mehr ausging. 1743 lebten in den Siedlungen des heutigen Z.s bereits ca. 5600 Einwohner. Unter österreichischer Ägide wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jh. das Straßennetz (beinahe des heutigen) Kroatiens, besonders aber jenes zwischen dem Raum Z. und der nördlichen Adriaküste, ausgebaut. Z. wurde zu einem wichtigen Verkehrsknoten, die Errichtung von Manufakturen ließ die Bevölkerung zusätzlich anwachsen. Ban Josip Jelačić regierte kurz vor der Mitte des 19. Jh. vom heutigen Z. aus das ganze Gebiet des heutigen Kroatiens mit Ausnahme Istriens und des Kvarnergebiets-Gebiets, aber einschließlich Syrmiens. Mittlerweile war es auch zum Sitz eines Erzbischofs geworden, dessen Jurisdiktion ebenfalls alle diese Gebiete abzüglich Dalmatiens umfasste. Zur Mitte des 19. Jh. hatte allein Gradec bereits ca. 15.000 Einwohner und war damit die größte unter den königlichen ungarischen Freistädten Kroatiens und Slawoniens. Mit kaiserlicher Entschließung vom 7.9.1850 wurden schließlich die beiden Städte Kaptol und Gradec zu einer Gemeinde mit einer Fläche von 33 km² zusammengelegt, die den Namen Agram trug (davon durch Verkürzung des üblichen „Zu Agram“ abgeleitet kroat. Z. und ung. Zágráb). Nach der ersten ordentlichen Volkszählung des Jahres 1857 hatte sie 16.700 Einwohner.
Zur wichtigsten Grundlage der Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und bis zum Ersten Weltkrieg wurde der Bahnbau, der die Funktion Z.s als Verkehrsknoten zwischen Pannonischem Becken und Adriaküste einerseits und der Verkehrsroute entlang der Save andererseits weiter stärkte und Industrialisierung nach sich zog. 1862 wurde die Strecke der Österreichischen Südbahngesellschaft von Steinbrück (dt. hist., heute Zidani most) über Z. bis Sisak eröffnet, 1865 die Verbindung Z. – Karlstadt, die 1873 bis in den ungarischen Haupthafen Fiume verlängert wurde. 1870 entstand mit der Strecke nach Koprivnica und Gyékényes auch eine direkte Verbindung zwischen Z. und Buda (später Budapest). Bis zum Ersten Weltkrieg siedelten sich über 100 Industriebetriebe an, die wichtigsten in den Branchen Maschinenbau, Textilien, Lebensmittel und Graphik. Zu Füßen der beiden Altstädte und im Anschluss an die alten Vorstädte weitete sich die Stadt südlich der Straße Ilica bis zur Bahn wesentlich aus. Es entstand die ab 1865 nach einem Generalplan entwickelte große Unterstadt (Donji grad) mit einem für die Gründerzeit typischen rasterförmigen Straßennetz, zahlreichen repräsentativen öffentlichen Gebäuden, Hotels (u. a. ›Esplanade‹), Plätzen und Gartenanlagen (Zrinjevac, Strossmayerov trg, Tomislavov trg, Starčevićev trg, Botanischer Garten, Marulićev trg, Mažuranićev trg, Trg maršala Tita). Am damaligen östlichen Stadtrand wurde auf dem Gebiet eines erzbischöflichen Waldes der Park ›Maksimir‹ im Stil englischer Gartenarchitektur angelegt. 1878 erhielt Z. eine moderne Wasserversorgung, 1891 eine Pferdestraßenbahn, die 1910 elektrifiziert wurde, 1907 ein eigenes Elektrizitätswerk. Im Jahr 1900 wurden einige Vororte eingemeindet, so dass die Stadtfläche auf 64 km² und die Einwohnerzahl auf 61.000 anwuchs.
Parallel zum Wachstum der Stadt und zur Entwicklung ihrer wirtschaftlichen und politischen Funktionen intensivierten sich im 19. Jh. auch die kulturellen Aktivitäten, zumeist im Zusammenhang mit dem Erwachen eines Gemeinschaftsgefühls der Südslawen und eines kroatischen nationalen Bewusstseins. Z. wurde zunächst in der ersten Hälfte des 19. Jh. zum Zentrum des Illyrismus, der die kulturellen Gemeinsamkeiten der Südslawen entdeckte und hervor strich, und später des Jugoslawismus, der eine politische Einheit der Südslawen anstrebte. 1826 wurde die „Musikalische Gesellschaft“ (Glazbeno društvo, der spätere Musikverein) gegründet. 1829 entstand die erste Musikschule, 1834 das erste Theater, 1839 die der „Illyrische Kulturverein“ (Matica ilirska), 1846 das Volksmuseum. 1866 wurde in Z. (und nicht in Belgrad!) im Zuge des vom kroatischen Bischof Josip Juraj Štrossmajer wesentlich getragenen Jugoslawismus die „Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste“ (Jugoslovenska akademija znanosti i umjetnosti) eingerichtet, die heute „Kroatische Akademie der Wissenschaften und Künste“ (Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti) heißt. 1870 wurde die Zagreber Philharmonie gegründet. 1874 entstand die Universität (Sveučilište u Zagrebu), zunächst nur mit einer philosophischen, einer juridischen und einer theologischen Fakultät, 1895 das Kroatische Nationaltheater nach Plänen der Wiener Architekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer.
Im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit, das zentralistisch von Belgrad aus regiert wurde, war Z. zwar kein wichtiges administratives Zentrum, doch fanden nun die wirtschaftlichen Aktivitäten der (mit Ausnahme Istriens und des westlichen Kvarner-Gebiets) erstmals politisch vereinten kroatischen Gebiete in Z. ihren Schnitt- und Konzentrationspunkt. Außerdem artikulierte sich vornehmlich hier die im ersten Jugoslawien rasch wachsende kroatische politische Opposition gegen den Belgrader Zentralismus. Die Stadt dehnte sich daher baulich aus. An den Hängen des Gebirges Medvednica entstanden Villenviertel, im Osten schlossen sich an die gründerzeitliche Unterstadt Wohnhausviertel mit weiterhin rechteckigem Straßengrundriss an. Südlich der Bahn entwickelten sich die Wohnviertel der Industriearbeiter, es entstanden auch viele wilde Siedlungen. Die anhaltende Industrialisierung zog zahlreiche Zuwanderer an und 1921 überschritt Z. erstmals die Schwelle von 100.000 Einwohnern (1921: 108.674, davon 91 732 Kroaten oder Serben, 8699 Slowenen, 3545 Deutsche, 1863 Tschechoslowaken, 1206 Ungarn u. a.).
Als es den Kroaten 1939 gelungen war, ihre Autonomieforderungen gegenüber Belgrad durchzusetzen, wurde Z. Hauptstadt der autonomen „Banschaft Kroatien“ (Banovina Hrvatska) , die das heutige kroatische Staatsgebiet mit Ausnahme Istriens, des westlichen Kvarner-Gebiets , Zaras (ital. hist., heute Zadar) und Lagostas (ital. hist., heute Lastovo), aber einschließlich einiger bosnischer Gebiete an der Save, der Herzegowina und der Gebiete am oberen Vrbas umfasste. Nach dem Zerfall des ersten Jugoslawiens fungierte Z. als Hauptstadt des faschistischen Ustaša-Staats, der von 1941 bis 1943 bestand und mit Ausnahme Istriens, des Kvarner und weiter Teile Dalmatiens das ganze heutige Kroatien, ganz Syrmien sowie Bosnien und die Herzegowina umschloss.
Im kommunistischen föderativen Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg war Z. die Hauptstadt der zweitgrößten Republik, die nach Slowenien die höchste Wirtschaftsleistung pro Kopf der Bevölkerung erbrachte und mit dem kommerziellen Westtourismus an der Adriaküste eine wesentliche Devisenquelle für den Gesamtstaat bildete. Sie vereinte nun erstmals auch alle als kroatisch geltenden Gebiete. Z. wuchs innerhalb des zweiten Jugoslawiens in die Position eines zweiten wirtschaftlichen Brennpunkts neben Belgrad hinein, dessen Hauptfunktionen die eines Verkehrsknotens am Schnittpunkt von Save-Korridor und Verbindung Ungarn–Adria, eines Standorts der industriellen Finalgüterproduktion (besonders Maschinenbau, Nahrungsmittel) und eines Messeplatzes waren. Die Einbindung Z.s in das jugoslawische Verkehrsnetz wurde in dieser Periode wesentlich verbessert; durch die Fertigstellung der Una-Bahn im Jahr 1948, die Z. nun direkt mit Dalmatien verband sowie v. a. durch den Autobahnbau. Autobahnen oder autobahnähnliche Schnellstraßen wurden von Z. in Richtung Ljubljana und Belgrad geführt sowie in Richtung Maribor bis Krapina und in Richtung Rijeka bis Karlovac. Die kommunistische Industrialisierungs- und Urbanisierungspolitik löste ab den 1950er Jahren auch in Kroatien eine Welle der Stadtwanderung aus, die sich besonders auf die Großstädte und v. a. auf Z. richtete. Z.s Bevölkerung wuchs daher explosionsartig von 290.700 Einwohnern im Jahr 1948 über 350.800 im Jahr 1953, 430.800 im Jahr 1961, 566.200 im Jahr 1971 auf 640.600 im Jahr 1981. Dieser Bevölkerungsexplosion konnte nur durch Wohnungsbau in großem Stil begegnet werden und so entstanden an den Stadträndern im Westen, Osten und Süden, besonders aber im Süden, große Neubauviertel mit Plattenbauten. Südlich der Save bildete sich ab 1957 in einem Gebiet, in welchem 1953 nur 2000 Menschen gelebt hatten, mit Novi Z. ein großer neuer Stadtteil mit mehr als 100.000 Einwohnern. Der enorme Zuzug ländlicher Bevölkerung in so kurzer Zeit hatte eine Ruralisierung der Stadtbevölkerung im soziologischen Sinn zur Folge. In den 1980er Jahren begann sich – entsprechend den europäischen Trends – das Wachstum der Kernstadt zugunsten einer Suburbanisierung zu verlangsamen. Bis 1991 wuchs die Einwohnerzahl „nur noch“ um knapp 70.000 auf 706.800. Im Jahrzehnt 1991 bis 2001 ist sie sogar geschrumpft.
In Kaptol steht auf den Grundmauern älterer Kirchenbauten der zweitürmige, neugotische Dom (Katedrala Marijina Uznešenja). Er erhielt seine heutige Form, die zum Wahrzeichen Z.s wurde, nach dem schweren Erdbeben von 1880. Der ursprüngliche gotische Dom war vom 13. bis zum Ende des 15. Jh. errichtet worden. Innerhalb der Festungsmauern befindet sich das 1729/30 erbaute barocke Bischofspalais, Sitz des Zagreber Erzbischofs, mit der Stephanskapelle aus der Mitte des 13. Jh. Vom einstigen Mauergürtel um die Bischofsstadt Kaptol sind noch einige Reste, darunter Türme, erhalten.
Von den mittelalterlichen Stadtmauern der Oberstadt ist mehr erhalten geblieben; so das Steinerne Tor (Kamenita vrata), obwohl es 1760 umgebaut wurde. Den Mittelpunkt der früheren Freistadt bildet der Markusplatz (Markov trg) mit der Pfarrkirche St. Markus. Ihre drei, durch dicke Rundsäulen voneinander getrennten Schiffe sind romanisch und entstammen der Mitte des 13. Jh. Sie wurde zwischen 1876 und 1882 im gotischen Stil erneuert und erhielt damals auch ihr charakteristisches buntes Ziegelmosaikdach mit den Wappen des „Dreieinigen Königreichs Kroatien, Slawonien und Dalmatien“ und der Stadt Z. Im Banuspalais an der Westseite des Platzes residierten von 1809 bis 1918 die kroatischen Bane, heute ist es Sitz der kroatischen Regierung. An der Ostseite steht das 1908–10 errichtete Parlamentsgebäude. Am Katharinenplatz (Katarinin trg) liegt die von den Jesuiten erbaute barocke Katharinenkirche (1620–32), gleich daneben das zur Mitte des 17. Jh. im Stil der Spätrenaissance errichtete Jesuitenkolleg. Mehrere Barockpalais (17./18.Jh.) sowie klassizistische Bauten (u. a. das Alte Theater, 1837–42) prägen außerdem des Bild der Oberstadt. Von der 1812 entstandenen Štrossmajer-Promenade bieten sich beste Aussichten auf die Unterstadt und über das Save-Tal. Zu ihren Füßen und südlich der gewundenen Hauptgeschäftsstraße Ilica erstreckt sich die schachbrettartig angelegte und mit großen Parkanlagen ausgestattete Unterstadt. Sie wird von Bauten der Gründerzeit dominiert, darunter die Repräsentationsbauten der Universität (ab 1874), der Akademie der Wissenschaften (1876–84), des Kunstgewerbemuseums (1888–92), des Hauptbahnhofs (1892), des neobarocken Nationaltheaters (1895) und des Künstlerpavillons (1898).
Wesentliche Träger des Z.er Kulturlebens sind die 1870 gegründete Z.er Philharmonie, die Z.er Musik-Biennale sowie neben zahlreichen kleineren Theatern das „Kroatische Theater“, das 1861 in Nationaltheater umbenannt wurde.
Bilić J. (Hg.) 1999: Kroatien. Reiseführer. Zagreb. Borovac I. (Hg.) 2002: Veliki atlas Hrvatske. Zagreb. Regan K. (Hg.) 2003: Hrvatski povijesni atlas. Zagreb.