Gdynia

Gdynia (poln., dt. hist. Gdingen, kaschub. Gdiniô)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Die Hafenstadt G. liegt im Norden Polens an der Westseite der Danziger Bucht (Ostsee), nördlich von Danzig und Zoppot, in der heutigen Woiwodschaft Pommern (poln. województwo pomorskie). Sie hat eine Fläche von 135,5 km², 251.844 Einwohner (2006) und liegt auf einer Höhe von 0-50 m ü. d. M. Die mittlere Temperatur im Januar beträgt –1,5 °C, im Juli 16,8 °C. Die mittlere Summe der jährlichen Niederschläge beläuft sich auf 550 mm.

G. bildet heute zusammen mit Danzig und Zoppot die Städteballung Dreistadt (poln. Trójmiasto) mit einer Einwohnerzahl von etwa 1 Mio. mit umliegenden Gemeinden. Den größten Bevölkerungsanteil G.s stellen Polen, gefolgt von Kaschuben, deren Anteil nach Schätzungen bei 15-20 % liegt. Außerdem gibt es Minderheiten der Ukrainer, Weißrussen, Lemken. Die kreisfreie Stadt G. ist administrativ in 22 Stadtteile eingeteilt G. gilt als eine der „heimlichen Hauptstädte“ Kaschubiens.

Die Hafenwirtschaft und der Schiffbau sind immer noch wichtige Wirtschaftszweige für die Stadt. Heute ist der Hafen von G. einer der größten neben Danzig und Stettin und ein bedeutender Fischerei- und Passagierhafen (12.230,7 Tsd. t Umschlag und ca. 500.000 Passagiere [2005]). Außerdem spielt der Handel, die Tourismus-, die Fisch- und Fleischverarbeitungs- und die elektro- und kommunikationstechnische Industrie eine wichtige ökonomische Rolle.

G. beherbergt heute 8 Hochschulen, darunter die Marine-Hochschule der polnischen Streitkräfte (poln. Akademia Marynarki Wojennej) und die Meeresakademie (Akademia Morska), einige Institute der Universität Danzig und eine Filiale der katholischen Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität (Uniwersytet Kardynała Stefana Wyszyńskiego) Warschau.

Außerdem finden sich in der Stadt mehrere Museen, darunter das Marinemuseum, das Ozeanografische Museum (heute Aquarium) und drei Schiffsmuseen, vier Theater und zwei große Bibliothek. G. hat 13 Städtepartnerschaften in der ganzen Welt, in Deutschland mit der Hansestadt Kiel. Einer der bekanntesten Gdingener ist wohl der polnische Schriftsteller und Publizist Stefan Żeromski, der hier für längere Zeit lebte.

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2 Kulturgeschichte

Auf das Jahr 1253 geht die erste Erwähnung eines Dorfes Namens ›Gdina‹ zurück. Die ursprünglich zu Pommerellen gehörende pomoranisch-kaschubische Fischersiedlung wurde 1308/09 vom Deutschen Orden eingenommen und 1382 dem Kartäuserorden zugesprochen. 1466 folgte die Rückkehr zu Polen und 1772 durch die Teilung Polen-Litauens der erneute Anschluß an preußisches Herrschaftsgebiet.

1919 wurde G. Teil des neugegründeten polnischen Staates. Da diesem der Zugang zum Hafen der Freien Stadt Danzig erschwert war, wurde 1920 der Bau eines neuen Kriegs- und Handelshafens in G. beschlossen und 1923 begonnen. 1924 erfolgte der direkte Anschluss G.s an das polnische Schienennetz (Linie: Osowa–Kościerzyna–Bydgoszcz), unter Umgehung Danzigs. 1924 wurde G. außerdem Stützpunkt des Oberbefehlshabers der polnischen Marine und bekam 1926 die Stadtrechte zuerkannt. 1938 war der Hafen von G. nicht nur Polens „Tor zur Welt“, sondern bereits einer der größten Häfen in Europa. Die Bevölkerung wuchs im Zuge des Ausbaus von 1300 (1921) auf 127.000 Einwohner (1939).

Im Zweiten Weltkrieg war G. vom 12.9.1939 bis zum 28.3.1945 von der deutschen Wehrmacht besetzt und in Gotenhafen umbenannt. Es kam zu Massenexekutionen und zur Deportation der polnischen Bevölkerung, u. a. nach Stutthof. 80 % des Hafens und ein großer Teil der Stadt wurden zerstört, aber nach dem Krieg wiederaufgebaut. Die Bevölkerung G.s zählte 1946 nur noch 77.829, 1960 bereits wieder 147.600 und 1978 227.110 Einwohner.

1970 wurde G. Schauplatz von Massenstreiks und blutigen Zusammenstößen mit der polnischen Miliz und dem Militär, in denen am 17.12. mindestens 18 Personen starben, und 1980/1981 einer der Hauptschauplätze der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarność.

Małkowski K. 2001: Bedeker gdyński. Gdańsk. Ostrowska E. 2003: Gdynia. Miasto i ludzie. Gdynia.

(Marcin M. Bobrowski)

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