Sofia
Sofia (bulg. Sofija, hist. Sredec, grich. Hist. Triaditsa, latein. Ulpia Serdica, thrak. Serdika).
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1 Geographie
Hauptstadt Bulgariens mit 1.148.429 Einwohnern (2006). Sie bildet gleichzeitig den kleinsten Bezirk des Landes (1.311 km² und 1.237.891 Einwohner), der neben S. aus drei weiteren Städten und 34 Gemeinden besteht. S. liegt ca. 595 m ü. d. M. im Tal des Flusses Iskăr, an das sich vom Westen das Gebirge Vitoša anschließt. Die Fläche der Stadt beträgt 1.039 km². Nach Angaben der Volkszählung vom Jahr 2001 waren 96,0 % der Bevölkerung Bulgaren, gefolgt von 1,5 % Roma und 0,5 % Türken. 95,9 % der Bevölkerung gehörten dem Orthodoxen Christentum an, 0,7 % der Einwohner waren Moslems, 0,3 % Protestanten und 0,2 % römische Katholiken.
Die mittlere Temperatur beträgt im Januar –1,6 °C, im Juli 20,0 °C, die jährliche Niederschlagsmenge 583 mm.
S. ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Bulgariens und wichtigster Verkehrsknotenpunkt des Landes. Der größte internationale Flughafen des Landes befindet sich 10 km vom Stadtzentrum, nördlich vom Dorf Vraždebna (ca. 2,2 Mio. Passagiere 2006). Seit 1998 verfügt S. über eine U-Bahnlinie.
Die älteste der ca. 30 Einrichtungen der höheren Bildung der Stadt ist die 1888 gegründete „St.-Klemens-von-Ohrid-Universität“ (Sofijski universitet Sveti Kliment Ochridski). S. ist auch Sitz der 1911 gegründeten Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (Bălgarska akademija na naukite). Die Stadt beherbergt die wichtigsten Theater, Museen und andere Kultureinrichtungen des Landes. S. ist auch wegen der Lage am Gebirge ein wichtiger Standort des Tourismus.
2 Kulturgeschichte
Die älteste Funde der Besiedlungsspuren im Stadtraum werden auf das 3–4. Jahrtausend v. Chr. geschätzt. Im 8–7. Jh. v. Chr. war die Stadt der Mittelpunkt der thrakischen Serden. 339 v. Chr. wurde die Stadt vom makedonischen König Philipp II. (359 v. Chr. – 336 v. Chr.) erobert. Seit 29 v. Chr. eroberten die Römer die Stadt und unter Diokletian (284–305) wurde sie zur Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Dacia Mediterranea. 342 bzw. 343 tagte in S. ein Konzil. Die Blüte der Stadt wurde durch Hunneneinfälle beendet (441–47). Nach der Teilung des Römischen Reiches befand sich die Stadt im oströmischen Reich. Im 6. Jh. erfolgten weitere Plünderungen durch die Barbaren.
Der Kaiser Justinian I. (527–65) ließ die Stadt wiederaufbauen. Etwa im 7. Jh. wandern Slawen in dieses Gebiet ein. 809 wurde S. vom Bulgarenkhan Krum erobert und gehörte seitdem bis 1018 zum ersten Bulgarischen Reich. Danach fiel sie an die Byzanz und 1194 wurde sie wieder Teil des zweiten Bulgarischen Reiches.
1382 nahmen Osmanen die Stadt ein und bald wurde die Mehrheit ihrer Bevölkerung moslemisch. Bis 1836 war sie Hauptstadt der Provinz Rumeli. 1878 wurde S. im Zuge des Russisch-Türkischen Krieges (1877–8) von Russen besetzt. Seit der Wiedererstehung Bulgariens 1879 ist S. Hauptstadt des Landes. Ihre Bevölkerung wuchs von ca. 16.000 (1871) auf 102.812 (1910) an. Bis 1926 stieg die Zahl auf 287.095. 1943/4 wurde S. von Alliierten bombardiert. Bereits 1946 stieg die Bevölkerungszahl der Stadt auf 366.801.
Durch rege Bautätigkeiten nach 1878 hat S. ihr orientalisches Aussehen verloren. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Straßenführung der Altstadt verändert, es entstanden neue Villenviertel und das monumentale Regierungsviertel. In der sozialistischen Äre wurden v. a. im Norden und Nordosten neue Arbeitervierteln in der Plattenbauweise errichtet. Der stark forcierte Industrieausbau verursachte einen starken Zuwanderungsstrom in die Stadt.1956 wohnten in S. bereits 581.965 Einwohner und 1976 überschritt sie die 1-Mio.-Marke. In den 1990er fing die Bevölkerungszahl leicht zu sinken, was v. a. mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch zusammenhing, doch inzwischen steigt sie wieder leicht an.
Ward P. 1995: Sofia: Portrait of a City. Cambridge.