Konya
Konya (türk., griech. Ikonion, lat. Iconium)
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1 Geographie
Die im südlichen Zentralanatolien gelegene Stadt K. zählt 742.690 Einwohner (2000) und ist heute die Hauptstadt der größten türkischen Provinz, die sich vom Taurus im Norden bis zum „Salzsee“ (türk. Tuz Gölü) im Süden erstreckt. Das auf einer Höhe von 1016 m ü. d. M. gelegene K. befindet sich fast genau im Zentrum einer v. a. für den Getreideanbau günstigen Ebene.
2 Kulturgeschichte
Dies erklärt auch das außerordentliche Alter menschlicher Siedlungsspuren, die in der Ebene um K. bis ins Neolithikum zurückreichen. Der Hügel von Çatalhöyük, ca. 50 km südlich der modernen Stadt, gilt als eine der ältesten stadtähnlichen Siedlungen; die Anfänge der Siedlung wurden bis ins 8. Jt. v. Chr. zurückdatiert. Auch auf dem Hügel im Zentrum K.s, Alattın Tepesı, wurden bis in die Bronzezeit zurückgehende Gräber gefunden.
Der Name K. kommt wahrscheinlich aus dem Hethitischen, als die Stadt unter dem Namen Kuwanna bekannt war. Die auf die Hethiter folgenden Phryger nannten K. Kowania.
Im 1. Jh. n. Chr. bauten die Römer unter Kaiser Claudius den Ort zu einer römischen Provinzhauptstadt aus und gaben ihr den Namen Claudiconium, der abgekürzt zu Iconium bzw. Iconion bis zur seldschukischen Eroberung gebräuchlich war. Iconium wurde mehrfach durch die christlichen Heiligen Paulus und Barnabas besucht, obwohl seine christliche Gemeinde nicht sehr einflussreich gewesen zu sein scheint.
In der byzantinischen Epoche verlor Iconium wie andere Städte Inneranatoliens allmählich an Bedeutung. Erst nach der byzantinischen Niederlage gegen die Seldschuken 1071 schlug K.s große Stunde. Nach dem Sieg von Manzikert eroberten die Seldschuken fast ganz Kleinasien und machten zunächst Nikäa, kaum 100 km von Konstantinopel entfernt, zu ihrer Hauptstadt. Unter dem Seldschukensultan Malik Schah spalteten sich die seldschukischen Herrscher von Kleinasien (Rum) ab und gründeten das Reich der Rum-Seldschuken, das bis Anfang des 14. Jh. Bestand hatte. Als die Rum-Seldschuken in der Folge des Ersten Kreuzzuges die Kontrolle über das westliche Anatolien und ihre Hauptstadt Nikäa wieder verloren, wurde K. zur Hauptstadt der Rum-Seldschuken (vom Anfang des 12. bis Anfang des 14. Jh.). Die Seldschuken entfalteten eine große Bautätigkeit, weswegen K. noch heute als „größtes Freilichtmuseum seldschukischer Baukunst“ bezeichnet wird.
K. ist geprägt von seldschukischer Architektur, wenngleich auch die osmanischen Sultane regelmäßig in K. Gebäude entweder neu errichten oder erweitern ließen. Sie ist charakterisiert durch eher schlichte Außenfassaden, die lediglich von reich verzierten Eingangsportalen aufgelockert werden.
Bekanntestes Bauwerk ist dabei die heute zum Museum gewordene „Mevlăna Tekkesi“, das Stammkloster der Mevlevi-Derwische. In einem Seitengebäude, unter einer mächtigen Kuppel, befindet sich das Grab des Heiligen sowie seines Vaters und weiterer illustrer Führer des Ordens. Noch in osmanischer Zeit wurden in K. neue Monumentalbauten errichtet. Die größte Moschee der Stadt stammt aus dem Jahre 1567; sie wurde von Sultan Selīm II. (1566–74) gestiftet, der vor seinem Herrschaftsantritt Gouverneur von K. gewesen war.
Neben seiner Vergangenheit als Hauptstadt der Rum-Seldschuken erlangte K. auch Berühmtheit als Wirkungsstätte Celăleddin Rumīs, eines der größten islamischen Dichter und Mystiker, der auch unter dem Namen „Mevlăna (türk./arab. „Unser Herr“) bekannt ist. Mevlăna wurde 1207 im afghanischen Balkh geboren und starb 1273 in K. Schon zu Lebzeiten verschaffte ihm seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit eine zahlreiche Gefolgschaft, die zur Keimzelle des Derwischordens der Mevlevi-Derwische wurde.
Obwohl das Stammkloster der Mevlevi-Derwische in K. heute ein Museum ist, genießt die Stadt bei religiösen Türken besondere Verehrung als heilige Stätte. Dies gibt K. ein starkes religiöses Gepräge. Die Stadt wird manchmal als „islamische“ Hauptstadt der ansonsten laizistischen Türkei bezeichnet.