Mevlevi

Mevlevi (türk.)

Intellektuell führen sich alle Derwischorden (auch als Sufismus bekannt) auf eine Vielzahl von Quellen zurück, unter denen altorientalische, hellenistische, gnostische und manichäistische zu nennen wären. Der synkretistische Hintergrund der Derwischorden erklärt auch die besondere Toleranz, die die Orden Nicht-Muslimen gegenüber übten (so waren die Mevlevi-Derwische wegen ihrer besonders toleranten Haltung gegenüber Christen bekannt).

Ihnen allen gemeinsam sind bestimmte Rituale, die den Sufi/Derwisch als Suchenden auf dem Wege zu Gott führen. Diese Rituale sind normalerweise mit Musik, Tanz, Meditation, häufigen Wiederholungen bestimmter Redewendungen und manchmal auch mit dem Konsum von Drogen verbunden, was die islamische Orthodoxie einen gewissen Argwohn gegenüber sufistischen Bewegungen entwickeln ließ. Dessen ungeachtet erfreuten sich die Derwischorden bei der einfachen Bevölkerung wie auch bei einflussreichen Schichten großer Beliebtheit; insbesondere bei der Sipahi-Reiterei (Lehensreiterei) war die Mitgliedschaft bei den Mevlevi-Derwischen häufig. Obgleich als „Orden“ bezeichnet, können die Derwischorden nicht mit christlichen Orden verglichen werden, da Ehelosigkeit sowie mönchische Abgeschiedenheit von der Welt nicht nur nicht verpflichtend, sondern verpönt sind.

Die Mevlevi-Derwische waren in osmanischer Zeit über das ganze Reich verbreitet; berühmt waren die Klöster in Istanbul, Gelibolu, Halab (Aleppo), Zypern und Kreta. Der Derwischorden überlebte sogar das 1925 durch Mustafa Kemal Atatürk erlassene Verbot der Derwischorden und die Auflösung ihrer Klöster und besteht noch heute. der Lobpreisung Gottes (›zikr‹), die ihnen besonders im Westen auch den Namen „tanzende Derwische“ eingebracht hat. Dabei drehen sich die Derwische zum Klang von leiser, sonorer Flöten- und Trommelmusik unter der Aufsicht ihres Scheichs (›Çelebi‹) ständig im Kreis. Man nimmt an, dass dies seine Wurzeln in altorientalischen Sternenkulten hat.Wichtigstes literarisches Werk der Mevlevi-Derwische ist das Buch ›Masnawi‹, das aus der Feder Rumīs stammt. In diesem Buch findet sich eine große Anzahl meist zweizeiliger, persischer Parabeln. Daneben existieren auch biographische Werke über berühmte Scheichs sowie hymnische Gedichte.

(Tilman Lüdke)

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