Serbien (Land)

Serbien (serb. Srbija)


Lage:
Republik im südöstlichen Europa mit einer zentralen Lage auf der Balkanhalbinsel; Serbien grenzt im Westen an Bosnien und Herzegowina und Montenegro, im Nordwesten an Kroatien, im Norden an Ungarn im Nordosten an Rumänien, im Osten an Bulgarien, im Süden an Makedonien und im Südwesten an Albanien. Die Fläche des Staatsterritoriums beträgt: 88.361 km².
Einwohner (2002):
Gesamteinwohnerzahl (Volkszählung von 2002; ohne die von der UN verwaltete Provinz Kosovo und Metochien): 7.498.001, davon 395.943 (5,28 %) mit Hauptwohnsitz im Ausland; Bevölkerungsdichte (2002): 96,8 Einwohner/km²; Geschlechterstruktur (2002): 48,62 % Männer und 51,37 % Frauen; Altersstruktur (2002): 0-14 Jahre: 15,69 %, 15-64 Jahre: 67,12 %, 65 Jahre und älter: 16,54 %; Geburtenquote (2002): 12,20 ‰; Sterbequote (2002): 10,60 ‰; Erwerbstätigkeitsquote (2004): 45,02 %; Erwerbslosenquote (2006): 20,9 %; Analphabetenquote (2002): 3,4 %; Nationale Struktur (2002): Serben 82,86 %, Ungarn 3,91 %, Bošnjaken 1,82 %, Roma 1,44 %, Jugoslawen 1,08 %, Kroaten 0,94 %, Montenegriner 0,92 %, Albaner 0,82 %, ohne Angabe 2,45 %; Religionszugehörigkeit (2002): serbisch-orthodox 65 %; muslimisch 19 %, römisch-katholisch 4 %, protestantisch 1 %, ohne Angabe 11 %. Kosovo und Metochien (autonome Provinz der Republik Serbien; seit 1999 unter Verwaltung der UNO): Gesamteinwohnerzahl (Volkszählung von 1991): 1.956.196, Bevölkerungsdichte (1991): 179,7 Einwohner/km².
Hauptstadt und größere Städte (2002):
Belgrad (1.576.124), Novi Sad (298.139), Niš (250.180); Kosovo und Metochien (1991): Priština (108.083).
Währung: 1 Dinar (= 100 Para)
Wappen:
left
Weißer (byzantinischer) Doppeladler auf rotem Grund. Der Adler trägt ein rotes Brustschild mit einem weißen Kreuz. In den Ecken des Kreuzes je ein Feuerstahl. Darunter zwei goldene Lilien.
Flagge:
left
Drei untereinander angeordnete waagrechte Balken in den Farben Rot, Blau und Weiß (angelehnt an die Flagge Russlands, die Vormacht der panslawistischen Bewegung)
Hymne:
„Bože pravde“ aus dem 19. Jahrhundert. Der Autor des Textes ist Jovan Djordjević und der Melodie Davorin Jenko.
Feiertage:
15. Februar (Dan državnosti Srbije)
Zeit: Mitteleuropäische Zeit (UTC+1)
Staatssprache: Serbisch (kyrillisch und lateinisch); regional auch Albanisch und Ungarisch
Staatsform: Republik. Serbien hat zwei autonome Provinzen (Vojvodina sowie Kosovo und Metochien); Kosovo und Metochien seit 1999 unter UN-Verwaltung.
Staatsoberhaupt: Präsident (derzeit Boris Tadić)
Regierungschef: Ministerpräsident (derzeit Dr. Vojislav Koštunica)
Politische Parteien:
Serbien: Demokratische Partei (DS); Demokratische Partei Serbiens (DSS); G17 Plus; Neues Serbien (NS); Bewegung Kraft für Serbien (PSS); Serbische Radikale Partei (SRS); Serbische Erneuerungsbewegung (SPO); Serbische Sozialistische Partei (SPS) (hervorgegangen aus dem Bund der Kommunisten Serbiens). Kosovo und Metochien: Albanische Demokratische Partei (PSHDK); Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK); Bürgerinitiative für Serbien (GIS); Demokratische Liga des Kosovo (LDK); Demokratische Partei des Kosovo (PDK); Liberale Partei des Kosovo (PLK); Ora; Serbische Liste für das Kosovo und Metochien (SLKM); Vereinigte Roma-Partei des Kosovo (PREBK)
Bruttoinlandsprodukt (2005): 26,215 Mrd. USD (noch zusammen mit Montenegro und ohne Kosovo)
Bruttosozialprodukt (2003): 15,075 Mrd. USD
Auslandsverschuldung (2004): 14,096 Mrd. USD (beinhaltet auch Schulden der Republik Montenegro, die vor Juni 2000 aufgenommen wurden)
Haushaltsdefizit ():
Außenhandel (2005, Januar-September):
Importe: 7,429 Mrd. USD: Nahrungsmittel 2,69 %, Rohstoffe 17,4 %, fertige und halbfertige Produkte 77,95 %; Hauptlieferländer: Russische Föderation 16,25 %, Deutschland 10,61 %, Italien 8,58 % Exporte: 3,278 Mrd. USD: Nahrungsmittel 4,16%, Rohstoffe 0,49 %, fertige und halbfertige Produkte 93,22 %; Hauptabnehmerländer: Bosnien und Herzegowina 16 %, Italien 14,88 %, Deutschland 10,29 %.
Mitgliedschaften:
Council of Europe, European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), International Atomic Energy Agency (IAEA), International Bank for Reconstruction and Development (IBRD), International Civil Aviation Organization (ICAO), International Labour Organization (ILO), International Monetary Fund (IMF), Interpol, International Olympic Committee (IOC), International Organization for Migration (IOM), International Organization for Standardization (ISO), International Telecommunication Union (ITU), Organization for Security and Co-operation in Europe (OSCE), Stability Pact for South Eastern Europe, United Nations Organization (UNO), United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD), United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO), United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR), United Nations Industrial Development Organization (UNIDO), World Health Organization (WHO), World Trade Organization (WTO) [Beobachter].


Anmerkung der Redaktion: Stand der statistischen Angaben ist, wenn nicht anders vermerkt, das Publikationsdatum des Artikels.


Kulturgeschichte

Seit der zweiten Hälfte des 15. Jh. bis zum 19. Jh. lebte die Mehrheit der serbischen Bevölkerung innerhalb des Osmanischen Reiches. Die Gebiete, in denen Serben wohnten, waren in Verwaltungseinheiten (Sandschak) geteilt. Die Bevölkerung hatte einen politisch rechtlosen Status (›raja‹) und musste feudalen Tribut (›harač‹) leisten. Der einzige Träger der Volkseinheit und dessen Rechtsvertreter vor der Hohen Pforte war die Serbisch Orthodoxe Kirche. Das Patriarchat von Peć wurde unter der Osmanenherrschaft 1557 wiederhergestellt und dehnte seine Verwaltung in den zwei darauf folgenden Jahrhunderten auf Gebiete in Ungarn, Slawonien und Dalmatien aus. 1766 wurde das Patriarchat von Peć auf Anordnung des Sultans wieder der Oberhoheit des Patriarchen von Konstantinopel unterstellt.

Während des österreichisch-osmanischen Krieges 1683–99 kam es zur sog. „Großen Migration“ der serbischen Bevölkerung unter Anführung des Patriarchs Arsenije III. Črnojević. Leopold I. (1658–1705) erließ 1690 ein Privileg, in dem den Serben in der Habsburgermonarchie die Rechte auf Religionsautonomie gewährt wurde. Der Prozess der Ansiedlung auf das Territorium der Habsburgermonarchie dauerte vom 15. bis zum 18. Jh. Die österreichische Regierung bemühte sich darum, die sich ansiedelnde Bevölkerung für die Verteidigung der gefährdeten Grenzen einzusetzen. Auf diesem Weg entstanden Militärgebiete: Militärgrenze (serb./kroat. Vojna krajina), Kroatien (oder „Generalat von Karlovac“), Banska, Primorska, Slavonska (oder „Generalat von Varaždin“), Posavsko-podunavska und Potisko-pomoriška (beide 1702). Deren Rechte wurden durch „Wallach-Satzungen“ (›Statuta Valachorum‹) aus dem Jahr 1630 geordnet. Die serbische Bevölkerung genoss im Rahmen der Habsburgermonarchie die Religionsautonomie und das Zentrum der kirchlichen Tätigkeit war seit 1708 das Erzbistum – ab 1766 Patriarchat – von Karlovac mit dem Sitz in Sremski Karlovci.

Die serbisch-kirchenslawische Sprache setzte sich ab Beginn des 17. Jh. als eine der Amtssprachen des Osmanischen Reichs durch. Die Serbisch Orthodoxe Kirche war die einzige Einrichtung des mittelalterlichen serbsichen Staates, welche während der Osmanenherrschaft erhalten blieb. Eine Kontinuität mit dem mittelalterlichen serbischen Staat konnte die Kirche durch Kanonisierung der Herrscher der Nemanjić-Dynastie aufrechterhalten, und auch durch Pflegung des Kosovokultes. Im Zeitalter der osmanischen Herrschaft wurden neue kirchliche und kulturelle Sitze zwischen den Klöstern von Fruška gora (Krušedol, Hopovo, Velika Remeta, Vrdnik u. a.), Ovčar und Kablar (Vavedenje, Preobraženje, Blagoveštenje u. a.) gegründet, obwohl auch weiterhin der größte Einfluss von den alten Zentren ausgeübt wurde: Chilandar, Mileševa, Gračanica, Dečani u. a.

Anfang

Zu einem Kulturaufschwung kam es zwischen 1590 und 1660, v. a. zu Zeiten des Patriarchen Pajsije Janjevac (1614–47), der sich auch literarisch betätigte (›Žitije cara Uroša‹ u. a.).

Im Bauwesen blieb der traditionelle Stil maßgeblich, welcher bis zum 19. Jh. Bestand hatte. Freskenmalerei, gekennzeichnet durch den Linearismus mit den Motiven aus der serbischen mittelalterlichen Literatur, erlebte ebenfalls eine Blütezeit. Zu den berühmtesten Zografen („Ikonenschreiber“) aus dieser Zeit zählen Longin und Đorđe Mitrofanović, später auch Radul. Neben der „hohen“ Kunst wurde paralell auch das volkstümliche Schöpfertum in Form der epischen Dichtung gefördert. Die volkstümlichen epischen Gedichte wurden mit dem Streichinstrument Gusle aufgeführt. 1530 zeichnete der Slowene Benedikt Kuprešić als erster einige davon auf, gefolgt vom dalmatinischen Dichter Petar Hektorović mit dem Epos ›Ribanje i ribarsko prigovaranje‹ (1555).

Der große Kulturwandel bei den Serben erfolgte nach der „Großen Migration“ (1690) und der Auflösung des Patriarchats von Peć (1766), als Religions- und Kultursitze nach Norden in die ungarischen Städte Szentendre, Sremski Karlovci u. a. verlegt wurden Die Krichen wurden unter dem Einfluss des Barockstils gebaut. In der Malerei wurde der Linearismus in den Gemälden von Hristofer Žefarović zugunsten von gotischen Elementen aufgegeben. Bedeutende serbische Maler in der zweiten Hälfte des 18. Jh. – Teodor Kračun, Jakov Orfelin und Teodor Ilić Češljar – malten im Barock-, Rokoko- und klassizistischen Stil. Unter den ungarischen Serben entfaltete sich auch die Verlagstätigkeit: eines der ersten gedruckten serbischen Bücher war 1741 ›Stematografija‹ („Wappenverzeichnis“) von Hristofer Žefarović. In Venedig wurden von Zaharija Stevanović Orfelin erstmalig eine serbische Zeitschrift (1768) und ein Kalender veröffentlicht. Es wurden auch säkulare Grundschulen und Gymnasien mit klassizistischer Ausbildung eingerichtet.

Ab der Mitte des 18. Jh. nahmen die kirchlichen Kreise in vollem Maße den russisch-ukrainischen Einfluss an und die alte Literatursprache wurde durch sog. russisch-altslawische ersetzt. Zu dieser Zeit wurde auch die erste Geschichte der Serben von Jovan Rajić ›Istorija raznih slavenskih narodov napače Bolgarov, Horvatov i Serbov‹ („Geschichte der veschiedenen slawischen Völker, insbesondere der Bulgaren, Kroaten und Serben“, 1794) verfasst. In den letzen Jahrzehnten des 18. Jh. kamen bei den Serben Ideen der Aufklärung auf, zu den Hauptexponenten neuer Tendenzen gehörte auch der Literat Dositej Obradović (›Život i priključenija ‹, ›Pismo Haralampiju‹).

Anfang

Neben dem mittelalterlichen Erbe und den europäischen Einflüssen wirkte sich auf die serbische Bevölkerung im Zeitraum vom 15. bis 19. Jh. auch die osmanische Kultur im Bauwesen, in der Sprache und Literatur aus. Die serbischen Städte nahmen ab dem 15. Jh. die islamisch-orientalen Züge mit zwei typischen getrennten Einheiten an: ›mahala‹ (Wohnungsviertel) und ›čaršija‹ (Arbeitsviertel). Es wurden neue islamische Gebäude errichtet: Moscheen, Medressen (Religionsschulen), Einrichtungen religiöser Orden (›Tekije‹), Gastwirtschaften (›Hane‹), geschlossene Marktteile (›Bezistane‹), Raststätten für Reisende (›Karavan-Saraji‹) u. a. Unter den türkischen Bauten, die auf dem Territorium des mittelalterlichen serbischen Staates errichtet wurden, befanden sich auch bedeutende architektonische Errungenschaften wie die Zarenmoschee (Carska džamija) in Priština, Mehmed-Pascha- und Sinan-Pascha-Moschee in Prizren, Sokolović Karavan-Saraj in Belgrad, die Medresse von Mehmed-beg Jahjapašić in Belgrad, Muratovo turbe (Mausoleum) im Kosovo u. a. Bedeutungsvoll war auch die Brücke in Višegrad, errichtet von Meḥmed Sokollu.

Im osmanischen Zeitalter erfuhr auch die serbische Sprache beträchtliche Änderungen, v. a. im lexikalischen Bereich. So wäre es heute fast unmöglich, ohne den Gebrauch von Turzismen zu sprechen. Laut bestimmten Einschätzungen wurden rund 3000 Wörter übernommen, davon sind rund 40 % arabischer, 35 % türkischer und 25 % persischer Abstammung. Dem starken islamischen Einfluss war auch das Gebrauchsrecht der orthodoxen Bevölkerung ausgesetzt, welche die Normen des türkischen Religionsrechtes (Scharia) übernahm.

1804 brach der erste serbische Aufstand aus, angeführt von Đorđe Karađorđe Petrović (1762–1817), 1813 folgte der zweite serbische Aufstand unter Führung vom Fürsten Miloš Obrenović (1815–39, 1858–60). 1815 erreichte der Fürst die Einführung eingeschränkter Autonomie für die serbische Bevölkerung im Gebiet Belgrad. Aufgrund der Bestimmungen eines vom Sultan erlassenen Dekrets (›Hatišerif‹) von 1830 und 1833 wurde S. zu einem erblichen Vasallenfürstentum. Zu dieser Zeit entstand auch das einflussreichste Projekt der Vereinigung des serbischen Volkes, ›Načertanije‹, dessen Verfasser der Innenminister Ilija Garašanin war. 1867 wurde auf diplomatischem Wege der Abzug der letzten türkischen Besatzungen aus serbischen Städten erreicht. Zu Zeiten des Fürsten Milan Obrenović (1868–82, König 1882–89) erlangte der Staat die international anerkannte Unabhängigkeit und Gebietserweiterungen im Berliner Kongress 1878; und schon 1882 wurde S. zum Königreich. Die Herrschaft Aleksandars, des Sohnes von Milan (1889–1903), war durch Willkür und zahlreiche politischen Krisen gekennzeichnet. Nach der Heirat mit der Hofdame Draga Mašin wurde der König im sog. Maiumsturz (serb. Majski prevrat) von einer Gruppe von Offizieren („Schwarze Hand“) ermordet. Sein Nachfolger wurde der aus dem Exil heimkehrende Petar I. Karađorđević (1903–21).

Der Erste Balkankrieg brachte für S. den Anschluss der Territorien Kosovo und Vardar-Mazedonien. Während der beiden Balkankriege und im Ersten Weltkrieg erlitt der Staat eine verhängnisvolle demografische Katastrophe mit 1,3 Mio. Opfern (28 % der Gesamtbevölkerung) und verheerenden Sachschäden.

Anfang

Mit dem Aufstieg des serbischen Staates im Laufe des 19. Jh. kam es auch zur Ausbildung der nationalen Kultur. Die westlichen Einflüsse kamen v. a. aus der angrenzenden Habsburger Monarchie. Noch während des ersten serbischen Aufstandes kamen aus dieser Gegend mehrere Gelehrte nach S., die mit ihrer Tätigkeit den kulturellen Aufstieg auslösten. Der bedeutendste darunter war der Literat Dositej Obradović, Erziehungsminister in der Aufstandsregierung, mit dessen Hilfe von Ivan Jugović in Belgrad die erste serbische Schuleinrichtung gegründet wurde (›Velika škola‹, „Große Schule“) (1808). Vuk Stefanović Karadžić (1787–1864) führte die Reform der serbischen Sprache durch.

Nach Erlangung der Autonomie im Rahmen des Osmanischen Reiches wurde die Einrichtung von Bildungs- und Aufklärungsinstituten in Angriff genommen: Druckerei (1833), Zeitung (1834), Theater (1834), Gymnasium (1835), Militärakademie (1837), Hochschule/›Licej‹ (1838/39). 1835 wurde die erste serbische Verfassung verabschiedet. 1842 wurde der Vorläufer der Serbischen Königsakademie gegründet (›Društvo srpske slovesnosti‹), 1844 das Nationalmuseum, 1853 die Nationalbibliothek, 1868 das Nationaltheater. In Südungarn wurde 1826 die Kerninstitution der Kultur der österreichischen Serben – ›Matica srpska‹ – gegründet, 1861 das Serbische Nationaltheater. Die staatliche Entwicklung wurde auch von der Arbeit an der Gesetzgebung begleitet: 1844 wurde das Bürgerliche Gesetzbuch verabschiedet, 1850 das Strafgesetzbuch und 1853 das Strafverfahrensgesetz.

Zu Zeiten des Königs Milan wurde in S. mit dem Eisenbahnbau begonnen (1881) und das erste Telefon eingeführt (1883), während das erste E-Kraftwerk Mitte der 1890er Jahre-gebaut wurde. Neben dem Aufbau von höchsten Ausbildungseinrichtungen im Land, ›Velika škola‹ (1863) und der Belgrader Universität (1905), wurden ab den 1830er Jahren begabte Jungen zur stipendierte Weiterbildung in berühmte europäische Universitätsstädte geschickt. In politischer Hinsicht wirkte sich das auf die Entwicklung der Demokratie und des Parlamentarismus in S. aus: ab 1881 wurden erste politsche Parteien gebildet (Radikale, Fortschritliche und Liberale) und mit der Verfassung von 1888 wurden die Gesetzgebungsermächtigung für das Volksparlament, breite Abstimmungsberechtigung, geheime und direkte Wahlen eingeführt.

Die Bildhauerei gewann Mitte des 19. Jh. an Bedeutung, erwähnenswert sind v. a. die Arbeiten von Petar Ubavkić (1850–1910) und Đorđe Jovanović (1863–1953). Moderne serbische Musik entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch das Werk des Komponisten Kornelije Stanković (1831–65), der kirchliche und volkstümliche Überlieferung aufzeichnete. Der berühmteste Musiker in diesem Zeitraum war Stevan Mokranjac (1856–1914).

Anfang

Bis zur Autonmieanerkennung 1830 war die Malerei in S. wenig vertreten und stand weiterhin unter dem Einfluss der spätbyzantischen Kunst. Erst durch den Auftritt der ausgebildeten serbischen Maler aus Ungarn in den 1830er Jahren wurde der Stil der Wiener Schule (Klassizismus und Romantik) entwickelt. In Bezug auf die Thematik waren v. a. die Motive aus der Nationalgeschichte vertreten. Der bekannteste Vertreter der serbischen Romantik in der Malerei war Đura Jakšić (1832–78). Nach dem Tod von Jakšić folgte die Epoche des Realismus und überwiegenden Einflusses der Münchener Schule mit den Hauptvertretern Đorđe Krstić (1851–1907), Paja Jovanović (1859–1957) und Uroš Predić (1857–1953). Am Anfang des 20. Jh. wandte sich die serbische Malerei dem Einfluss des französischen Impressionismus (Milan Milovanović 1876–1964, Kosta Miličević 1877–1920, Nadežda Petrović 1873–1915) zu.

In der serbischen Literatur wechselten sich im Laufe des 19. Jh. meherere Bewegungen ab. Bis in die 40er Jahre war der Klassizismus überwiegend, dessen typische Verrteter der Literat Jovan Hadžić (1799–1869) und der Schriftsteller und Dichter Jovan Sterija Popović (1806–56) waren. Seit der Mitte des 19. Jh. erreichte der Romantismus seinen Höhepunkt in den Werken von Branko Radičević (1824–53), Jovan Jovanović Zmaj (1833–1904), Laza Kostić (1841–1910) und Đura Jakšić. Nach dem Ende 1870er Jahre überwog der Realismus als Hauptrichtung: Milovan Glišić (1847–1908), laza Lazarević] (1851–91), Radoje Domanović (1873–1908), Branislav Nušić (1864–1938) und Borisav Stanković (1876–1927) waren seine wichtigsten Exponenten. Mit dem Erscheinen der Zeitschrift ›Srpski književni glasnik‹ 1901 trat der Realismus vor der Moderne zurück, die sich nach den französischen Vorbildern entfaltete (Vladislav Petković Dis 1880–1917, Milutin Bojić 1892–1917, Jovan Dučić 1874–1943).

Die Wissenschaftler waren vorwiegend in der Serbischen Königsakademie und der Belgrader Universität versammelt. Darunter befand sich eine ganze Generation von hochangesehenen Personen mit Weltruf: der Historiker und Jurist Slobodan Jovanović (1869–1958), der Geograf Jovan Cvijić (1865–1927), der Literaturkritiker Jovan Skerlić (1877–1914), der Geologe Jovan Žujović (1856–1936), der Mathematiker Mihailo Petrović Alas (1868–1943), der Biologe Josif Pančić (1814–88), der Astronom Milutin Milanković (1879–1968.) oder Physiker Mihailo Pupin (1854–1935). Am berühmtesten war der serbische Physiker Nikola Tesla (1856–1943), ein aus Kroatien stammender Serbe, der zu den größten Wissenschaftlern des 20. Jh. zählt.

(Ranka Gašić)

Anfang

Views
bmu:kk