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int(127) Langobarden - EEO

Langobarden

Langobarden

Die L. sind als kleiner germanischer Stamm (unter der Bezeichnung ›Vinniler‹) seit dem 1. Jh. v. Chr. in schriftlichen Quellen römischer Autoren bezeugt und leben bis heute in der Regionsbezeichnung ›Lombardei‹ fort. Sie sind aus linguistischer Perspektive den Westgermanen zuzuordnen, der Sage nach nordgermanisch-skandinavischen
Germanen
Ursprungs. Zu den bedeutendsten Selbstzeugnissen der L. zählt die Chronik des Paulus Diaconus (um 790/800). Ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet an der unteren Elbe verlagerte sich im 4. und 5. Jh. allmählich in die Nähe der römischen Provinzen Noricum und Pannonien. Zeitgleich vollzog sich innerhalb der langobardischen ›gens‹ ein langsamer sozialer Wandlungsprozess von einer überwiegend (wald)-bäuerlich dominierten Gesellschaft hin zu einer Stammesgemeinschaft, die von einer auch in ihrer gesellschaftlichen Rolle wachsenden Kriegerschicht geprägt wurde.

Im 5. Jh. lebten L. dann v. a. im Gebiet des heutigen südlichen Böhmen und Mähren sowie nach 488 unter herulischer Oberherrschaft im nordöstlichen Niederösterreich. Um 505 überschritten sie die mittlere Donau und 508 gelang es ihnen, das Herulerreich zu zerschlagen. In den folgenden Jahrzehnten bis zu ihrer Abwanderung nach Italien 568 behaupteten sich die L. in wechselnden Allianzen unter ihren Heerkönigen Wacho (510–40), Audoin (540/547–60) und Alboin (560–72) gegen ihre Nachbarn:

a) das gepidische ›regnum‹ an der Theiß und im späteren Siebenbürgen,
b) das Ostgotenreich,
c) das merowingische Frankenreich und
d) das Oströmische Reich.

Durch die gleichzeitige Unterwerfung weiterer kleinerer Stammesverbände in Pannonien konnte die personelle und materielle Basis der L. bedeutend erweitert werden. Langobardische Krieger nahmen auch auf oströmischer Seite vereinzelt an Kämpfen gegen die Ostgoten teil. Zu einer Reihe heftiger Auseinandersetzungen um den Zugriff auf die infolge andauernder Verheerungen zunehmend knapper werdenden Ressourcen im Donauraum kam es ab 547 mit dem zeitgleich aufstrebenden Gepidenreich, das mit Unterstützung der Awaren schließlich 567 vernichtet wurde.

Anfang

Der Vertrag zwischen Awaren und L. verpflichtete Letztere 568 zum Verlassen Pannoniens. Die anschließende Wanderung der L. und der sich ihnen anschließenden Gruppen von Sachsen, Gepiden, Herulern, römischen Pannoniern etc. (insgesamt etwa 100.000-150.000 Personen) nach Italien war einer der letzten Völkerwanderungszüge. Um 560, wohl unter König Alboin, nahm ein Teil der L. das arianische Christentum an.

Weitere Gruppen hatten sich in den ersten Jahrzehnten des 6. Jh. der lateinischen Kirche zugewandt, große Teile hingen auch in Italien für mehrere Jahrzehnte noch paganen Kultformen bzw. Synkretismen an. Obwohl die Königinnen aus dem Haus der bayerischen Agilolfinger, wie Theodelinde (588–626) zu den Förderern
Völkerwanderung
der lateinischen Kirche zählten, waren bis Mitte des 7. Jh. noch mehrere Könige arianischen Glaubens. Den L. gelang es in langwierigen Auseinandersetzungen mit dem Oströmischen Imperium große Teile der Poebene, Friauls und Mittelitaliens mit den städtischen Zentren Trient, Mailand, Verona, Pavia, Spoleto und Benevento zu erwerben, doch verhinderten Zwistigkeiten innerhalb der langobardischen duces und der jeweiligen Königsfamilie ebenso wie der Widerstand des römisch-(byzantinischen) Exarchats von Ravenna letztlich eine vollständige Eroberung und politische Einigung Italiens. Andererseits scheiterten alle Versuche der Byzantiner (v. a. 572, 575, 663f.) und der Franken (585, 590), die L. zu unterwerfen.

Die langanhaltenden Kämpfe hatten jedoch einen Rückgang der Bevölkerung und der Urbanisierung Italiens zur Folge. Erst 680 anerkannte Konstantinopel die Herrschaft der L. in Italien. Mittelpunkt des langobardischen Königtums waren die Poebene mit der Residenz Pavia (Lombardei). Die Herzogtümer Spoleto, Benevento und Friaul nahmen häufig eine vom Zentrum gesonderte politische Entwicklung. Bis in die zweite Hälfte des 7. bzw. 8. Jh. sind sporadische Beziehungen zwischen dem awarischen Khaganat bzw. den slawischen Karantanern und den L. belegbar. Friaul fungierte dabei als Bollwerk und Mittler. 751 gelang König Aistulf (749–56) schließlich die Eroberung Ravennas. Während des 7.–9. Jh. kam es zu einer schrittweisen sprachlichen und in vielen Lebensbereichen auch kulturellen Akkulturation der langobardischen Einwanderer an ihre romanisch-italische Umwelt sowie Symbiosen im Bereich der Sakralkunst und Architektur.

Politisch gesehen befand sich das langobardische Königtum zwischen ca. 650–754 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Wende brachte der Einmarsch der vom Papsttum zu Hilfe gerufenen Franken unter Pippin III. dem Jüngeren, denen die L. rasch unterlagen. 774 unterwarf Karl. I. der Große schließlich das langobardische Königtum, fügte es in seinen Herrschaftsverband ein und nahm den Titel ›rex Langobardorum‹ an. Die de facto selbständigen langobardischen Herzogtümer Benevento, Capua und Salerno (in Kampanien) konnten sich bis in die zweite Hälfte des 11. Jh. behaupten. Langzeitigen Einfluss hatten die L. hinsichtlich der Entfaltung eines sich von Franken und Byzantinern abgrenzenden mittelalterlichen Eigenbewusstseins und der Ausformung von Rechtstraditionen in Italien. Das langobardische Königtum überdauerte, symbolisiert durch die ›Krone der Lombarden‹, bis ins 19. Jh.

Bóna I 1976: Der Anbruch des Mittelalters. Gepiden und Langobarden im Karpatenbecken. Budapest. Bracciotti A. (Hg.) 1998: Origo gentis Langobardorum. Roma (= Biblioteca di cultura romanobarbarica 2). Christou K. P. 1991: Byzanz und die Langobarden. Von der Ansiedlung in Pannonien bis zur endgültigen Anerkennung 500–680. Athens (= Historical Monographs 11). Jarnut J. 1982: Geschichte der Langobarden. Berlin. Pohl W. 1997: The empire and the Lombards. Treaties and negotiations in the 6th. Century. Ders.: Kingdoms of the Empire. The integration of Barbarians in Late Antiquity. Boston, 75–134 (= The transformation of the roman World 1).

(Meinolf Arens)

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