Pleven
Pleven (dt. hist. Plewna, osman.-türk. Plevne)
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1 Geographie
Die nordbulgarische Stadt P. liegt 174 km nordöstlich der Hauptstadt Sofia an den Ausläufern des zentralen Balkan-Gebirges in der Donau-Tiefebene. Sie ist durch den Fluss Vit mit der ca. 40 km nördlich fließenden Donau verbunden. P. ist mit 113.700 Einwohnern (2005) die siebtgrößte bulgarische Stadt und dient den 301.634 Einwohnern (2006) des 4656 km² großen, rohstoffarmen Bezirks P. als Gebietszentrum mit einer Vielzahl administrativer, wissenschaftlicher und kultureller Versorgungseinrichtungen. Die Bevölkerung setzt sich aus 92 % Bulgaren, 3,6 % Türken, 2,5 % Roma u. a. zusammen. 90 % der Einwohner hängen der orthodoxen Glaubensrichtung an, jeweils 5 % der muslimischen und der römisch-katholischen.
Vorherrschend ist ein gemäßigt kontinentales Klima mit trockenen, heißen Sommern und kalten Wintern mit geringem Schneefall. P.s Wirtschaftstruktur ist geprägt von Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie; angebaut werden u. a. Weizen, Mais und Sonnenblumen. Zur Herstellung von Nahrungs- und Genußmittel gibt es u. a. Brauereien, Tabakfabriken und Fleisch verarbeitende Betriebe. Von großer Bedeutung für die nationale Weinwirtschaft ist das international renommierte „P.er Institut für Vitikultur und Enologie“ (Institut Po Losarstvo I Vinarstvo Pleven). Die heute nur teilweise ausgelastete Raffinerie zur Verarbeitung von Rohöl und Erdgas war früher einer der größten Arbeitgeber. Das seit 1899 an das bulgarische Eisenbahnnetz angeschlossene P. liegt an der Schienen- und Straßenverbindung zwischen Warna und Sofia.
2 Kulturgeschichte
Das 1270 erstmals in einem Dokument des ungarischen Königs István V. erwähnte P. besitzt wie viele bulgarische Städte eine Jahrtausende alte, von Thrakern, Römern (Station Storgosia 1. Jh.), und Slawen (nannten den befestigten Ort Kamenec) geprägte Geschichte. Im nationalen bulgarischen Bewusstsein ist die Stadt aber vor allem mit einem historischen Ereignis verknüpft: Hier fanden von Sommer bis Winter 1877 die Schlachten des Russisch-Türkischen Krieges statt, die maßgeblich dazu beitrugen, dass Bulgarien 1878 schließlich die Befreiung von fast fünfhundertjähriger osmanischer Fremdherrschaft erreichen konnte.
Im Sommer 1877 war es dem türkischen Statthalter Osman Nuri Paşa mit seiner Armee aus 40.000 Soldaten zunächst gelungen, P. gegen drei verlustreiche Angriffe der überwiegend aus Russen und Rumänen zusammengesetzten Befreiungsarmee zu verteidigen. Doch als diese unter dem Kommando des Generals Eduard Ivanovič Totleben, die Stadt blockierten und die türkischen Besatzer monatelang von Wasserversorgung und Nachschub abschnitten, sah sich Nuri Paşa am 10.12.1877 zu einem Ausbruchversuch genötigt, der in einer vernichtenden Niederlage endete und als Vorentscheidung für die Schlacht am Pass Schipka (Šipčenski prochod) im März 1878 gilt.
Das Trauma der türkischen Fremdherrschaft und der Triumph ihrer Beseitigung ist im Stadtbild von P. auch heute noch an vielen Stellen präsent; ungefähr 200 Denk- und Mahnmale erinnern an diese für die nationale Geschichte grundlegenden historischen Ereignisse. So gibt es im Zentrum P.s das auch als Museum der Befreiung bezeichnete, dem „Befreierzaren Alexander II.“ gewidmete Museum ›Kăšta Muzej Car Osvoboditel Aleksandă II.‹ und nicht weit davon befindet sich am „Platz der Nationalen Wiedergeburt“ (Ploshdad Vuzraždane) das Mausoleum-Ossuary ›Sveti Georgi Pobedonosec‹. 1907 wurde es zum Gedenken an die russischen und rumänischen Soldaten errichtet, die ihr Leben im Kampf für die Befreiung Bulgariens verloren haben.
Auf einem Hügel in dem etwas außerhalb der Stadt gelegenen Skobelev Park wurde 1977 zum 100. Jahrestag der Befreiungsschlacht das Museum ›Panorama „Plevenska epopeja 1877“‹ eröffnet. Es vermittelt dem Besucher durch eine kunstvoll gestaltete Collage aus gemalten Panoramabildern und inszenierten Arrangements einen lebendigen Eindruck von den gewaltigen und tragischen Dimensionen der Schlachten des Russisch-Türkischen Krieges bei P. Von Bedeutung sind die 1834 erbaute Kirche ›Sveti Nikolai‹ und das 1919 errichtete ›Dramatičen Teatăr „Ivan Radoev“‹. Zur kulturellen Ausstrahlung der Stadt tragen das nach der Opersängerin Katja Popova benannte internationale Festival für junge Opernsänger, die Biennale für Photograpie ›Fodar‹ und das Video-Festival ›Artvision‹ bei.
www.pleven.bg [Stand 21.8.2006]