Trascjanec

Trascjanec (weißruss., russ. Trostenec)

Ursprünglich wurde das Lager T. im November 1941 durch die Sicherheitspolizei Minsk und den SD in der Nähe des Dorfes Malyj Trostenec (auch: Malyj Trostinec), 12 km südöstlich von Minsk errichtet, um die Lebensmittelversorgung deutscher Einheiten im Gebiet Minsk sicherzustellen. Eine Reihe von Handwerksbetrieben wurde erbaut. Daneben diente das Lager aber auch zur Vernichtung von jüdischen und anderen „unerwünschten“ Menschen. Es gab keine fest installierten Gaskammern, hauptsächlich fanden Erschießungen statt. Gaswagen hingegen spielten eine untergeordnete Rolle und kamen ab Juni 1942 zum Einsatz. Am 10.11.1941 traf der erste Transport mit deutschen Juden aus Hamburg in Minsk ein. Die meisten Hamburger Juden wurden nach ihrer Ankunft direkt nach T. weitertransportiert, um im Wald von Blagovščina erschossen zu werden. Im April 1942 befahl Heydrich, alle Deportierten gleich nach ihrer Ankunft umzubringen, jedoch fanden ab August 1942 dann Selektionen statt. Allein zwischen Mai und Oktober 1942 trafen 16 Züge mit mehr als 15.000 Juden aus Deutschland, dem „Protektorat“, Polen, Österreich und Frankreich in Minsk ein, die dann im Lager T. ermordet wurden. T. war jedoch auch der größte Tötungsort für Juden aus dem Ghetto Minsk und Umgebung. Eine genaue Zahl der Opfer ist umstritten, sie schwankt zwischen 100.000 und 206.000. Hier wie in anderen Vernichtungslagern wurden die verscharrten Toten nach dem Befehl Heinrich Himmlers vom Juni 1942, die Spuren der Massenmorde im Osten zu beseitigen, von jüdischen Sonderkommandos exhumiert und eingeäschert. Am 30.06.1944 verbrannten die Deutschen alle noch vorhandenen Einrichtungen. Am 04.07.1944 erreichten dann sowjetische Truppen das Lager. Es sind kaum Überreste erhalten und das Lager kann als das am wenigsten bekannte der großen Vernichtungslager im Osten gelten.

(Georg Wurzer)

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