Popovici, Traian
Popovici, Traian; *17.10.1892 Rusii Manastioarei (Bezirk Suceava) †4.6.1946 Bukarest.
P. wurde in einer Bukowiner rumänischen Familie geboren. Er schloss das Studium der Rechtswissenschaft mit einer Dissertation ab und arbeitete in Czernowitz als Anwalt. Bekannt wurde er nach der Rückeroberung der Nordbukowina Anfang August 1941, als ihn General Ion Antonescu als Bürgermeister von Czernowitz einsetzte. Der Gouverneur der Bukowina verlangte von ihm, über 50.000 Juden in ein Getto zu sperren, wogegen er protestierte. Im Oktober 1941 sollten aus dem Getto die Juden in den Süden der Ukraine deportiert werden. Da zuvor schon fast alle Juden Bessarabiens und die aus anderen Teilen der Bukowina vertrieben worden waren, gab es Informationen über das Massensterben in den provisorischen Lagern und die Erschießungen. Sowohl die Bukarester Führer der Juden als auch einige rumänische Politiker intervenierten und forderten einen Aufschub. Auch Fritz Schellhorn, der deutsche Konsul in Czernowitz, warnte vor einem Zusammenbruch der Versorgung der Wehrmachtseinheiten, wenn alle Juden deportiert würden. Antonescu erlaubte die Erteilung von Sondergenehmigungen für jüdische Fachleute, die für die Wirtschaft notwendig seien. Nun begann die Auswahl dieser Juden durch eine Kommission im Rathaus, die etwa 15.600 Personen den Verbleib ermöglichte. Während dort Bestechungsgelder eine wichtige Rolle spielten, soll P. aus eigener Initiative noch 4000 Juden und ihren Familienmitglieder Aufenthaltspapiere ausgestellt haben. Im Frühjahr 1942 wurde P. als Bürgermeister abgesetzt und die Juden, die von ihm Papiere erhalten hatten, wurden zum großen Teil im Juni nach Transnistrien deportiert. P. intervenierte Ende 1943 erneut für die Juden, die durch den Rückzug der deutschen Einheiten bedroht waren. Beim Prozess gegen Antonescu legte er Zeugnis über die Deportationen ab. An seiner Beerdigung im Juni 1946 nahmen viele Juden teil, denen er geholfen hatte. P. wurde als einer der ersten Rumänen 1969 in Yad Vashem als Helfer der Juden geehrt. Über seine Aktion informierte 1946 das „Schwarzbuch über die Leiden der Juden in Rumänien“ von Matatias Carp. Es wurde schon 1947 aus dem Verkehr gezogen und erst 1996 mit ausländischer Unterstützung erneut herausgebracht. 2002 wurde eine Bukarester Strasse nach P. benannt.
Popovici T. 1962: Mein Bekenntnis. Gold H. (Hg.): Geschichte der Juden in der Bukowina. Bd. 2. Tel Aviv, 64–70. Weißglas I. 1995: Steinbruch am Bug. Bericht einer Deportation nach Transnistrien. Berlin. Carp M. 1997: Cartea Neagră. Vol. III. Bucureşti. Cocuz I. 2000: Bucovina. File de istorie. Suceava. Hausleitner M. 2009: Rettungsaktionen für verfolgte Juden unter besonderer Berücksichtigung der Bukowina. Benz W., Mihok B. (Hg.): Holocaust an der Peripherie. Judenpolitik und Judenmord in Rumänien und Transnistrien 1940-1944. Berlin, 113-128.