Ptolemäus, Claudius
Ptolemäus, Claudius (griech.: Klaudios Ptolemaios); *vermutlich um 85 Alexandria †165 Alexandria.
In Alexandria verfasste er sein Hauptwerk „Handbuch der Astronomie“ (arabisch: ›Almagest‹). Dieses viel benutzte und kommentierte Werk blieb bis Kopernikus das Standardwerk der abendländischen Astronomie. In diesem Werk sind die Grundlagen der griechischen Astronomie dargelegt. Es enthält lehrbuchartige Darstellungen astronomischer Begriffe und Methoden sowie mehrere trigonometrische Lehrsätze. Als originäre wissenschaftliche Leistung P. gilt die Theorie der Bewegungen der Planeten; die Erde wird als unbewegliches Zentrum der Welt angenommen.
Seine astronomische Lehre hatte im Mittelalter sowohl im islamischen wie auch im europäischen (seit etwa 1200 v. Chr.) Bereich unumstrittene Geltung. Abgelöst wurden seine Vorstellungen erst durch das heliozentrische Weltbild des Kopernikus.
Neben dem ›Almagest‹ schrieb P. zahlreiche weitere, zumeist kleinere astronomische Abhandlungen, die inhaltlich auf seinem Handbuch aufbauten. Zu erwähnen ist hier das „Viererbuch“ (›Tetrábiblos‹), in dem er die Grundlagen der Astrologie erläutert.
Ein Werk über die Optik ist nur fragmentarisch erhalten. Es enthält allgemeine Angaben über das Sehen sowie Theorien zur Lichtbrechung.
In einem Werk über Musiktheorie behandelt P. die zahlenmäßige Beziehung zwischen Tönen.
Das zweite wichtige Hauptwerk P. ist jedoch das aus 8 Büchern bestehende Handbuch „Anleitung zum Zeichnen einer Erdkarte“ (›Geographike hyphegesis‹). Abgefasst wurden die Bücher 2–7 wahrscheinlich 135–142. Im ersten Buch legt P. seine Methoden dar, Buch 2 u. 3 enthalten die geographischen Daten für die Gebiete Europas, Buch 4 behandelt Afrika, Buch 5–7 Asien und Buch 8 enthält eine Anleitung zum Zeichnen von 26 Regionalkarten.
Zu den Quellen P. gehören alte Karten, Berichte Reisender, Itinerare römischer Kaufleute etc. Sie sind die Basis für sein Ortsverzeichnis und seine länder- und völkerkundlichen Angaben. Für die Kenntnis Mitteleuropas hat er damit unschätzbares Material zusammengetragen, das mehr geographische Detailinformationen gibt als jedes andere antike Werk. In den sechs landeskundlichen Büchern nennt er allein 8100 Orte. Dargeboten werden seine Ortsangaben in Tabellenform, in der zu jedem Ort genaue Angaben zum Längen- und Breitengrad gemacht werden. Für die heutige Forschung ist es allerdings schwierig, aus diesen Informationen auf das P. zugrunde liegende Kartenbild zu schließen bzw. eine genaue Karte zu erstellen, zumal P. selbst betont, dass viele Zahlen auf Schätzungen beruhen. Exakte Messungen lagen ihm nicht vor. Zugleich sind ihm bisweilen nachweisbare Fehler unterlaufen, so die doppelte Eintragung des heutigen Böhmen/Mähren. Dennoch hatte das geographische Werk des P. große Bedeutung für die europäische Geographie und Kartographie, wie die zahlreichen überlieferten Handschriften bezeugen. Kontrovers wird diskutiert, ob die in den Handschriften erhaltenen Karten auf P. selbst zurückgehen oder ob der jeweilige Auftraggeber die Karten nach den Angaben des P. speziell anfertigen ließ. Galt P. noch im Mittelalter als unumstrittene Autorität, wurde er v. a. im 18. und frühen 19. Jh. stark kritisiert. Während ihn die Forschung dieser Zeit häufig als Fälscher und Erfinder beurteilte, würdigt man heute v. a. die innovative Leistung des P.
Kunitzsch P. 1986-91: Der Sternenkatalog des Almagest. 3 Bde. Wiesbaden Simek E. 1930–153: Velka Germania Klaudia Ptolemaia. Bd I–IV. Prag und Brno (mit dt. Resümee). Steche T. 1937: Altgermanien im Erdkundebuch des Claudius Ptolemäus. Leipzig.