Baranovič, Lazarʹ

Baranovič, Lazarʹ; *1620 (?) †01./03.09. 1693 Lemberg, Bischof (1657) bzw. Erzbischof (1667–82) von Černihiv, Verwalter der Kiewer Metropolie (1657, 1659–61, 1670–85), Autor von Predigten und literarischen Werken.

Genaue Angaben zu B.s Abstammung fehlen. B. lernte in Wilna und Kalisz bei Jesuiten, danach in Kiew, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er in Kiew von der Union zur Orthodoxie konvertierte. Er trat danach ins „Kiewer Höhlenkloster“ ein und unterrichtete Grammatik und Rhetorik im Kollegium der Kiewer Bruderschaft (1624–1647). 1650 wurde B. zum Rektor der „Kiewer Mohyla-Akademie“ ernannt. Ende 1656 oder Anfang 1657 wurde B. von Geistlichen und Laien zum Bischof von Černihiv gewählt, residierte aber zunächst in Novhorod-Sivers‘kyj und übersiedelte erst 1672 nach Černihiv.

Nach dem Tode des Kiewer Metropoliten Sylʹvestr (1657) wurde B. von Bogdan Chmelnickij zum Verwalter der Kiewer Metropolie ernannt; in dieser Eigenschaft organisierte er die Wahl des neuen Metropoliten Dionisij Balaban: Nachdem dieser die Hoheit des polnischen Königs anerkannt hatte, wurde B. noch einmal vom Moskauer Gouverneur zum Verwalter der Metropolie ernannt. B. fuhr nach Moskau und bat um die Wahl eines neuen Metropoliten, daraufhin wurde Bischof Mefodij von Mstislavl‘ zum Metropoliten ernannt (1661). 1666 wurde B. zum Konzil nach Moskau eingeladen, auf dem er nicht ganz freiwillig den Patriarchen Nikon verurteilen sollte. B. bevorzugte die kanonische Abhängigkeit der Kiewer Metropolie vom Patriarchat von Konstantinopel und sein eigenes Bistum machte er tatsächlich direkt von Konstantinopel abhängig, aber einige seiner Schritte als Kirchenmann bereiteten die Unterordnung der Metropolie unter das Moskauer Patriarchat vor. Seit der Mitte der 1680er Jahren zog er sich aus dem kirchenpolitischen Leben zurück und wurde 1692 in den Ruhestand entlassen.

Als Schriftsteller spielte B. eine wichtige Vermittlerrolle zwischen der polnischen, der ukrainischen und der russischen Kultur. Zum ukrainisch-kirchenslawischen Teil seines Nachlasses gehören die Predigten, die in den Sammelbänden „Geistiges Schwert“ (›Meč duchovnyj‹, Kiew 1666) und „Die Posaune der Predigerworte“ (›Truby sloves propovednych‹, Kiew 1674) sowie in Einzelausgaben veröffentlicht wurden. Zum polnischen Teil gehören die Sammelbände der Gedichte „Laute Apollos“ (›Lutnia Apollinowa‹, Kiew 1671) und „Pfeiler des Glaubens und Grund der Wahrheit“ (›Filar wiary y Grunt prawdy‹, Novhorod-Sivers‘kyj 1675) sowie die polemische Schrift „Neues Maß des alten Glaubens“ (›Nowa miara starej wiary‹, Novhorod-Sivers‘kyj 1676), die als Antwort auf die Schrift des Jesuiten PawełBoym „Alter Glaube“ (›Stara wiara‹) geschrieben wurde. Die Werke B.s wurden teilweise in der Druckerei gedruckt, die er in Novhorod-Sivers‘kyj gegründet (1674) und danach nach Černihiv verlegt hatte (1679). Bis heute existiert eine lokale Verehrung B.s durch die orthodoxen Gläubigen.

Baranovič L. 1865: Pisma. Černigov. Peretc V. 1898: „Filar wiary“ i „Księga smierci“ archiep. Lazarja Baranoviča. Kiev. Rolland P. 1992: “Nieskoro prawi monsztuk do tych trab otrzymacie“: on Lazar Baranovycʹs „Truby sloves propovednykh“and their non-publication in Moscow, Journal of Ukrainian studies 17, 1–2, 205–216.

(Aleksandr Lavrov)

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