Kappadokien

Kappadokien (griech. Kappadokia)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Der Begriff K. bezeichnet eine Landschaft und Provinz in der Türkei. Der Name entstammt der im 7. Jh. eingerichteten persischen Provinz Katpatuka. K. erstreckt sich vom Taurus bis zum Schwarzen Meer (dem als Pontus bezeichnetem Gebiet), grenzt im Westen an Paphlagonien und Phrygien; südwestlich an Galatien, südlich an Kilikien und Kommagene sowie östlich an Kleinarmenien.

Die Bevölkerung wurde von den Griechen als „helle Syrer“ (›leukosyroi‹) bezeichnet, um sie von den Syrern Syriens zu unterscheiden. Bis ins 1. Jh. v. Chr. teilt sich K. in die Gebiete Pontus bzw. K. am Pontus im Norden und Großk. bzw. K. am Taurus im Süden. K. hat ein kontinentales Klima. Die Landschaft des Hochlandes ist teilweise kahl und felsig oder besteht aus Steppen. In Tälern wachsen Obstbäume, Wein, Getreide und Oliven. In der Antike war v. a. die kappadokische Pferdezucht berühmt.

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2 Kulturgeschichte

Wegen der begünstigten Lage zw. Asien und Europa war die Region bereits ab hethitischer Zeit bewohnt. Nach ihrer Invasion (ca. 2000 v. Chr.), gründeten die Hethiter ein Großreich (bis ca. 1400 v. Chr.). Um 700/650 fielen die „Kimmerier“ (griech. ›kimmerioi‹) ein. Seit dem 8. Jh. stand K. unter dem Einfluss der Phryger, ab 591 unter dem der Meder und 546/5 wurde es von Kyros II. erobert. Während der Alexanderzeit unberührt geblieben, befand sich K. ab 322 v. Chr. im Zentrum der Machtkämpfe der Epigonen. Lokale Könige kämpften um ein unabhängiges Land. Das von Mithradates I. gegründete Pontische Königreich umfasste u. a. auch das nördliche K. Es folgte der Einfall der Galater (ca. 280) und die Gründung desKönigreiches K. unter Ariarathes III.

Nach der Schlacht bei Magnesia (190 v. Chr.) wuchs der römische Machteinfluss in Kleinasien: 96/95 v. Chr. wurde Ariobarzanes I. von Rom als König anerkannt. Seine Dynastie konnte sich bis 42 erhalten. Unter Augustus wurden Teile von Kilikia Tracheia und Armenia K. zugewiesen (20 v. Chr.). Tiberius richtete die Provinz Cappadocia ein (mit ähnlichen geographischen Ausmaßen wie unter Ariarathes III.). Im 3. Jh. erfolgten mehrere feindliche Einfälle, die zur Entvölkerung der Region führten (mehrere Sassanideneinfälle; Goteneinfall; Einfall der Königin Zenobia von Palmyra). Verwaltungsreformen sowie die Verkleinerung des Territoriums der Provinz erfolgten unter Kaiser Diokletian.

In byzantinischer Zeit wurde K. in zwei Provinzen (K. I und II) mit den Hauptstädten Caesarea (türk. Kayseri) und Tyana (türk. Kemerhisar) aufgeteilt; Ab dem 4. Jh. war K. häufig genutztes Verbannungsgebiet. Als Grenzgebiet des Reiches litt K. ab dem 5. Jh. verstärkt unter feindlichen Einfällen (Isaurier, Hunnen, Perser, Araber). 656 wurde die Stadt Melitēnē (türk. Malatya) von den Arabern erobert, Tyana (die Metropolis von K. II) wurde 708 zerstört.

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Ab dem 7.–10.Jh. erfolgte eine Reihe arabischer Einfälle; diesen folgten türkische im ausgehenden 11. Jh., die durch die endgültige Eroberung nach der Niederlage byzantinischen Kaisers Rōmanos IV. Diogenēs in der Schlacht von Malazgirt (Mantzikert) 1071 ihr Ende fanden.

K. war seit frühester Zeit ein Zentrum des Christentums. Die erste Christianisierung der Bevölkerung erfolgte unter Apostel Petrus, beschränkte sich aber bis ins 4. Jh. auf Antiochia. Außer dem orthodoxen Glauben waren mehrere Sekten in K. beheimatet (u. a. Arianer, Monophysiten, Hypsistarier, Appolinaristen, Messalianer). Seine große kulturelle Blüte erfuhr das Land im 4. und 5. Jh. Wertvolle Informationen liefern die Schriften der Kirchenväter Basileios von Caesarea, Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianz über diese Zeit. Die syrische Immigration (10. Jh.) führte zur religiösen Neuordnung und zu wirtschaftlichem und kulturellem Aufschwung („Syrische Renaissance“). Klöster wie das Sergios-Bakchos-Kloster von Sargīsiyah (958) oder Bar Gagaï wurden gegründet. Die Blüte dauerte auch nach der Eroberung des Gebietes durch die Seldschuken unter Alp Arslan an. Mit einigen Ausnahmen (Neumärtyrer) ist eine friedliche Symbiose der Religionen zu beobachten. Der kulturelle Niedergang der orthodoxen Kirche erfolgte im 12. und 13. Jh. Der Abglanz der byzantinischen Kirchentradition findet sich heute in den erhaltenen Höhlenkirchen.

Hild F., Restle M. 1981: Kappadokien. (Kappadokia, Charsianon, Sebasteia und Lykandos). Wien (= Tabula Imperii Byzantini 2).

(Myrtia Hellner)

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