Ankara (Stadt)

Ankara (türk. A., früher von Europäern Angora genannt; antiker Name Ankyra)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

Lage und Verwaltung

Die Hauptstadt der Türkei liegt im zentralanatolischen Nordwesten des Landes 200 km südlich des Schwarzen Meeres nahe des Zusammenflusses der Flüsse Hatip, Ince Su und Çubek auf dem großen Anatolischen Hochplateau. A. befindet sich etwa 848 m ü. d. M., wobei Yıldırım Daği die höchste Erhebung der Provinz ist (2044 m). Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 11,7 °C. Der kälteste Monat ist der Januar mit durchschnittlich 0 °C und bis zu −25 °C, die wärmsten Monate sind mit bis zu 38 °C der Juli und August. Jährlich fallen nur 316 mm Niederschlag.

A. ist Sitz der türkischen Regierung und der wichtigsten staatlichen Einrichtungen einschließlich des Oberkommandos der Streitkräfte. Außerdem ist die Stadt Hauptort der gleichnamigen Provinz A. (4.319.167 Einwohner in 24 Bezirken [2005]). A. Stadtverwaltung (Ankara Büyükşehir Belediye) untersteht einem Bürgermeister (Belediyebaşkan) und einer Stadtverordnetenversammlung (Belediye meclis).

A.s historischer Kern liegt auf einem vulkanischen Berghügel auf dem eine Zitadelle thront. Nach 1923 entstand als erstes neues Viertel Ulus, in dem das erste Parlamentsgebäude und die ersten Regierungseinrichtungen lagen. Das Viertel wurde jedoch schnell zu klein für die Bedürfnisse eines modernen Staatswesens, so dass die Stadt über die Terrassen östlich des Ankaraflusses wuchs wo die Neustadt (Yenişehir) und das Botschafts- und Regierungsviertel (Çankaya) entstanden. Die ursprünglichen Stadtentwicklungspläne aus den Jahren 1924/25 (Lörcherplan) und 1932 (Jansenplan) gingen von einem Bevölkerungszuwachs auf 300.000 bis 1980 aus und wurden durch den Wildwuchs der ›Gecekondu‹-Siedlungen ad absurdum geführt. Das Ergebnis war eine getrennte Stadtentwicklung bei der neben dem ungebremsten Zustrom von armen Neubürgern aus allen Teilen Anatoliens die geplante Entwicklung der Neustadt mit dem kommerziellen Zentrum Kizilay und der zentralen Verkehrsachse Atatürk Bulevari. Die Masse des Mittelstandes wurde in Mietshäusern an den breiteren Wachstumsrändern der Stadt angesiedelt und moderne Vororte (Yenimahalle und Etlik) jenseits der Senke des Gewässers Ankara-Çay angelegt. In den 1980er Jahren wurden auch im Süden und Westen der Stadt moderne Reihenhäuser und Wohnblocks errichtet. Zur Planung gehörte auch die Anlage von Parks und Grüngürteln wie dem Park der Jugend und das staatliche Gut (Çiftlik, heute ein Tierpark) Atatürk Orman.

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Bewohner

A. hat 3,5 Mio. Einwohner (2006) und ist damit nach Istanbul die zweitgrößte Stadt der Türkei. Die Bevölkerung hat sich seit der Erhebung A.s zur Hauptstadt im Jahre 1923 kontinuierlich erhöht: Waren es im Jahre 1923 noch 40.000 so wuchs die Zahl von 289.000 (1950) und auf 906.000 (1965) an. 1973 überschritt die Einwohnerzahl die Millionengrenze (1,5 Mio.) und erreichte 2,1 Mio. (1978) bzw. 2,3 Mio. (1980) und stieg auf bis heute über 3,5 Mio. an. Entscheidend für diesen unkontrollierten Anstieg war das entstehen von so genannten ›gecekondu‹-Siedlungen. Dies sind behelfsmäßige Hüttensiedlungen die in unmittelbarer Nachbarschaft der Altstadt und in anderen Stadtrandbereichen (insbesondere im Norden und Osten der Stadt entstanden sind. Der Begriff ›gecekondu‹ bedeutet „über Nacht gebaut“ und bezieht sich auf eine Regelung türkischen Gewohnheitsrechtes derer zufolge Häuser nicht abgerissen werden dürfen, wenn sie über ein Dach verfügen. Heute wohnt etwa 60 % der A.er Bevölkerung in solchen ›gecekondu‹-Siedlungen.

Im Vergleich zu Istanbul ist die Bevölkerung A.s eher homogen zusammengesetzt. Während in der osmanischen Zeit (1907) noch etwa 17,66 % keine Muslime waren, sind heute weit über 90 % türkischsprachige Sunniten, den Rest bilden Kurden, Aleviten und Ausländer.

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Wirtschaft und Verkehr

Im Wirtschaftsbereich wurden traditionelle Industriezweige wie Woll- und Ziegenverarbeitung im 20. Jh. (Mohairwolle) durch Leichtindustrieproduktionen verdrängt. Hierbei handelt es sich um Baustoff- und Textilproduktionen, Nahrungsmittelverarbeitung sowie um Metallgewerbe, wie Feinmechanik und Druck. Trotzdem ist A. nach Istanbul, İzmir und Bursa nur viertgrößter Industriestandort des Landes. Als Hauptstadt nimmt A. dennoch eine bedeutende Stellung als internationaler Handelsplatz ein.

A. ist der regionale Verkehrsknotenpunkt in Zentralanatolien, mit guten Straßenverbindungen nach Istanbul (Autobahn) und in den Süden und Südwesten der Türkei. Der früher überhandnehmende innerstädtische Individualverkehr wird durch Umgehungsstraßen und ein modernes U- und S-Bahnnetz (›Ankaray‹) entlastet, das z. Zt. noch erweitert wird. Zudem bestehen zahlreiche Buslinien mit denen das gesamte Stadtgebiet abgedeckt wird. A. verfügt über einen internationalen Flughafen (›Esenboğa‹).

A. größtes Umweltproblem stellte über Jahre die Smogentwicklung aus den Schornsteinen der ›gecekondu‹ aber auch der anderen Wohnsiedlungen dar. Dieses Problem ist heute weitgehend durch die Einführung eines flächendeckenden Ferngassystems behoben worden. Noch keine Lösung wurde indes für die chronisch knappe Wasserversorgung der Stadt gefunden. Die A. umgebenden Talsperren werden vermutlich in wenigen Jahren nicht mehr ausreichen.

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2 Kulturgeschichte

Das genaue Datum der Stadtgründung ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch auf Besiedlung seit der Jungsteinzeit hin. Eine blühende phrygische Stadt bestand um das Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends südlich des heutigen Hauptbahnhofs. Der Name Ankyra tauchte erstmals z. Zt. der Achämeniden (540−330 v. Chr.) als Bezeichnung für eine Raststation an der Kaiserstraße von Susa in Persien nach der Satrapenstadt Sardes in Lydien auf. 334 v. Chr. fiel A. an Alexander den Großen, der – im November 333 – dann jenseits des Taurus die Reiterschlacht von Issos (hist., türk. Kinet) gegen die Perser gewann. Im dritten Jahrhundert v. Chr. war die ›Galatia‹ Hauptstadt des von den keltischen „Tektosagen“ bewohnten Gebiets. Im zweiten und ersten Jahrhundert war A. abwechselnd unter die Herrschaft von Rom, Pergamon und Pontus bevor 25 v. Chr. Kaiser Augustus die Stadt (nun ›Sebaste Tectosagum‹) offiziell ins Römische Reich inkorporierte. Verschieden Quellen weisen für die Jahre 48 und 51 auf eine Anwesenheit Petrus und Paulus in Sebaste hin (Galater-Briefe), 314 bzw. 358 fanden hier zwei Konzilien statt.

Im byzantinischen Mittelalter galt A. als ein bedeutendes Zentrum des Christentums in Anatolien. Während des siebenten und achten Jahrhunderts überfielen die Araber wiederholt die Stadt. Um 1073 wurde A. von den Seldschuken eingenommen. Zurückerobert durch den Grafen von Toulouse Raimund IV. von St.-Gilles (1101) waren die Byzantiner nicht in der Lage A. dauerhaft zu kontrollieren und die Stadt wurde zum ewigen Zankapfel zwischen den Seldschuken und rivalisierenden türkischen Kriegsherren. Unter seldschukischer Herrschaft nahm die Bedeutung A. ab.

1356 wurde die Stadt von den Osmanen unter Sultan Orḫān erobert und war seit 1360/61 Teil des Osmanischen Reiches. Am 20.7.1402 kam es bei A. zur Schlacht zwischen den Osmanen unter Sultan Bāyezīd I. und den überlegenen Mongolischen Truppen Timurs. Bāyezīd vernichtende Niederlage verzögerte den osmanischen Aufstieg jedoch nur und 1403 kam A. wieder unter osmanische Herrschaft.

In den folgenden Jahrhunderten erhielt A. etwas von seiner vorherigen Bedeutung als kommerzielles Zentrum zurück (Karawanen-Handel) und war mit Bursa und Kayseri die wichtigste Stadt Anatoliens. Anfang des 17. Jh. wohnten bis zu 25.000 Einwohner in A. Dem türkischen Reiseschriftsteller, Evliya Çelebi, zufolge gab es Mitte des 17. Jh. 3000 Brunnen, 170 Springquellen, 76 Moscheen, 15 Derwischklöster, 180 Koranschulen, 200 Bäder, 70 Paläste mit Gärten, sowie 6660 Häuser, Bazare, Kaffeestuben und Barbierbuden in der Stadt. Die hauptsächlich islamische Stadt hatte separate christliche und jüdische Viertel und war 1735−1850 armenischer Bischofssitz.

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Nach dem Ersten Weltkrieg machte Mustafa Kemal (Atatürk) A. zum nationalen Widerstandszentrum gegen die in Istanbul sitzende Regierung des osmanischen Sultans und einfallenden ausländische Truppen. Atatürk und seine Anhänger lehnten es ab, den Vertrag von Sèvres (10.8.1920) anzuerkennen, wonach Teile der Türkei an Griechenland fallen würden. Am 23.4.1921 trat in A. die erste „Grosse Türkische Nationalversammlung“ (Türkiye Büyük Millet Meçlisi) zusammen und am 20.10.1921 wurde dort der Vertrag von Ankara zwischen der Nationalversammlung und Frankreich (auch Franklin-Bouillion-Abkommen genannt) abgeschlossen, in dem Frankreich zustimmte sich aus Kilikien zurückzuziehen und eine speziale Verwaltungszone, den Sandschak Alexandrette (türk. Iskenderun Sancağı, heute Hatay), einzurichten. Zudem wurde die türkisch-syrische Grenze festgelegt. Der Vertrag stellte die erste Anerkennung der neuen türkischen Regierung seitens einer Westmacht dar. Nach dem Sieg der Nationalisten über die Griechen und der Eroberung von Smyrna (İzmir) im September 1922 wurde A. 1923 zur Hauptstadt der türkischen Republik erhoben.

Die neue Republik setzte sich − auch mit der Wahl A.s − bewusst von der Geschichte des Osmanischen Reiches ab. Sultanat und Kalifat wurden abgeschafft und der Staat zur laizistischen (weltlichen) Republik erklärt. Die alte Reichshauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) wurde bewusst nicht mehr zum Regierungssitz erhoben, um in A. neue unverbrauchte Strukturen zu errichten. Das kleine provinzielle A. wurde somit zum Zentrum der politischen Entscheidungsprozesse der modernen Türkei. Wie andere Neuerungen des Kemalismus wurde auch die Stadtentwicklung zu einem Reformprojekt. Seit 1925 wurden städtebauliche Wettbewerbe abgehalten, mit dem Ziel A. ein europäisches Gepräge zu geben. Breite Boulevards wurden angelegt und mächtige Regierungsgebäude errichtet, die keinen Bezug zur osmanischen Vergangenheit hatten.

Politisch blieb A. lange Zeit unter der Kontrolle der von Atatürk gegründeten „Republikanischen Volkspartei“ (Cumhuriyet Halk Partisi, die bis 1950 an der Macht blieb. Atatürks Nachfolger im Amt des Präsidenten, İsmet İnönü, leitete nach 1945 einen Demokratisierungsprozess ein, der in dem Wahlerfolg der „Demokratischen Partei“ (Demokrat Parti) unter Mahmud Celal Bayar (1883−1986), Adnan Menderes (1899−1961) und Fuat Köprülü (1890−1966) mündete. Korruption, Machtmissbrauch und Unterdrückung der Opposition führten 1960 zum Eingreifen des Militärs und zur Ablösung der Regierung.

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Wirtschaftskrisen und Auseinandersetzungen extremistischer Gruppen von Links und Rechts („Türkische Arbeiterpartei“ [Türkiye İşçi Partisi], „Graue Wölfe“) führten zu einer Reihe instabiler Regierungen, einem weiteren Eingreifen des Militärs (1971) und zu Terror dem 1978 landesweit täglich 20 Menschen zum Opfer fielen. Auch die Stadtentwicklung A.s litt in dieser Zeit erheblich unter dem allgemeinen Chaos. Als das Militär 1980 wieder die Macht an sich riss, kam es zu über 140.000 Festnahmen. Viele liberale Intellektuelle insbesondere auch Professoren der Technischen Universität A.s wurden Opfer von Willkür und Folter.

Nach Wiedereinführung der Demokratie (1983) gab es bald eine rasche Abfolge von schwachen Koalitionsregierungen, eine Entwicklung der erst mit dem Wahlerfolg der gemäßigt islamistischen „Gerechtigkeits- und Entwicklungs-Partei“ (Adalet ve Kalkınma Partisi, AKP) unter Recep Tayyip Erdoğan (November 2002) ein Ende gesetzt wurde. A. wird seit zwölf Jahren ebenfalls von einem Mitglied der ›AKP‹, Bürgermeister Melih Gökcek, regiert. Unter Gökcek wurden Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchgeführt, die Pflege öffentlicher Parks verbessert und das Heizungssystem von Kohle auf Gas umgestellt. Auf der anderen Seite versuchte der Bürgermeister durch den Aufbau bürokratischer Schranken (Lizenzauflagen, Gebühren) den Alkoholausschank in Restaurants und Cafes zu behindert und wurde daher beschuldigt die laizistische Verfassung der Türkei zu untergraben.

A. ist neben Istanbul das Wissenschaftszentrum der Türkei. Die Oberste Bildungsbehörde „Rat für Höhere Bildung“ (Yüksek Öğretim Kurulu, YÖK), die die Aufsicht über das Universitätssystem hat und die Rektoren bestellt, ist hier angesiedelt. Es gibt vier stattliche und vier private Universitäten. Die stattlichen Einrichtungen sind die 1946 gründete Universität A., die „Technische Universität des Mittleren Ostens“ (Orta Doğu Teknik Üniversitesi, ODTÜ; gegr. 1956), die ›Hacettepe‹ Universität (gegr. 1967) sowie die ›Gazi‹ Universität (gegr. 1982). Die Privatuniversitäten sind die ›Bilkent‹-, ›Başkent‹-, ›Atılım‹-, ›Çankaya‹-, die ›Ufuk‹ Universität, und die ›TOBB Ekonomi ve Teknoloji‹ Universität. Außerdem sind in A. zahlreiche Forschungsinstitute und -einrichtungen wie die Nationalbibliothek und die von Atatürk ins Leben gerufenen Vereinigungen „Institut für die türkische Sprache“ (Türk Dil Kurumu) und „Türkische historische Gesellschaft“ (Türk Tarih Kurumu) angesiedelt.

Die A. Universität geht auf die 1925 gegr. Staatliche Rechtsschule zurück und hat heute 15 Fakultäten, 7 Graduiertenkollegs, 12 Institute (›Schools‹) und 25 Forschungszentren. Die ›ODTÜ‹ hat 47 Diplom-Programme (›Undergraduate‹) in fünf Fakultäten und 152 Graduierten-Programme in den Schulen für Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Informatik, Angewandte Mathematik und Meereskunde. Die ›Hacettepe‹ Universität führt sich zurück auf das 1958 gegr. „Institut für Kindesgesundheit“ und besteht heute aus vier Fakultäten und einem Staatskonservatorium. Außerdem bestehen die Schulen für Gesundheitswesen und Sportwissenschaften und zwei Berufsschulen. Die ›Gazi‹ Universität geht zurück auf das 1929 gegr. „Gazi Institut für Lehrerausbildung“ und hat heute 14 Fakultäten, 5 Kollegs, 9 Berufsschulen, 35 Forschungszentren und 5 Institute. ›Bilkent‹ (türk. ›bilim kenti‹ „Stadt des Wissens“) hat neun Fakultäten, vier Berufsschulen, die Schule für Englische Sprache und sechs Graduierten Institute. Die 1994 gegr. ›Başkent‹ Universität verfügt über 11 Fakultäten, vier Institute und drei Berufsschulen. Die ›Atilim‹ Universität (gegr. 1996) besteht aus vier Fakultäten, zwei Graduierten Instituten und drei Forschungs- und Anwendungszentren. Die 1997 ins Leben gerufene ›Çankaya‹ Universität verfügt über vier Fakultäten, zwei Graduierten Instituten, einer Berufsfachschule und einer Englischen Vorbereitungsschule. Die jüngste Universität ist die 1999 gegr. ›Ufuk‹ Universität mit vier Fakultäten. Als jüngste Universität hat 2004/05 die Universität für Wirtschaft und Technologie (TOBB ETU), die derzeit aus drei Fakultaten besteht, den Betrieb aufgenommen.

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Unter den Baudenkmälern besteht heute aus römischer Zeit noch die Juliansäule, die vermutlich 362 zur Erinnerung an einen Besuch des römischen Kaisers Julian Apostata (361−63) während des Feldzuges gegen die Perser errichtet wurde. Die römischen Bäder wurden zur Zeit der Herrschaft des Kaisers Caracalla (212−17) zur Ehre Äskulaps errichtet. Der Augustustempel wurde um 25−20 v. Chr. im korinthischen Stil erbaut und wurde erst später dem Kaiser Augustus gewidmet. Die besondere Bedeutung des Tempels beruht auf einer griechischen und lateinischen Inschrift, die das Testament und politische Vermächtnis von Kaiser Augustus (›Monumentum Ancyranum‹) enthält. Die Inschrift ist eine Kopie des verlorenen Originals, das auf zwei Säulen am Eingang von Augustus' Mausoleum in Rom eingraviert war. Im 4. Jh. wurde der Tempel in eine Kirche umgeweiht und im 15. Jh. teilweise abgebrochen.

Die auf Vulkangestein auf galatischem Fundamenten von den Römern errichtete Zitadelle A.s (›Ankara Kalesi‹) wurde in byzantinischer Zeit ausgebaut und von den Seldschuken und Osmanen erweitert. Viele der alttürkischen Häuser wurden im 20. Jh. aufwendig restauriert. Die älteste Moschee A.s (›Alaeddin Camii‹, befindet sich in der Zitadelle. Sie wurde 1178 von den Seldschuken errichtet und mehrfach umgebaut. Außerdem errichteten die Seldschuken die ›Arslanhane Camii‹ (1289/90). In osmanischer Zeit wurde die ›Hacı Bayram Camii‹ an den Augustustempel angebaut und im 16. Jh. von Mimar Sinan restauriert. Weitere islamische Gotteshäuser sind ›Ahi Elvan Camii‹ (14./15. Jh.), die von Sinan erbaute ›Yeni Camii‹ (16. Jh.) und die 1967−87 im osmanischen Stil errichtete ›Kocatepe Camii‹.

Das zweifelsohne berühmteste Profanbauwerk der Stadt ist das Mausoleum Atatürks (›Anıtkabir‹) dar, das 1953 fertig gestellt wurde. Es stellt den Versuch dar antike und moderne architektonische Ideen miteinander zu einer neuen türkischen Architektur zu verbinden. Das Mausoleum enthält neben den Grabstädten Atatürks und seines Mitstreiters und Nachfolgers İsmet İnönüs, ein Atatürk Museum und eine Ausstellung zur Erinnerung an den nationalen türkischen Befreiungskampf. Neun Staatstheater, mehrer Privatbühnen (u. a. seit 1963 das renommierte ›Ankara Sanat Tiyatrosu‹), das Opernhaus und die Konzerthalle tragen zum kulturellen Leben A.s bei. Auch wenn A. sicherlich hinter dem kulturellen Leben der Metropole Istanbul zurückbleibt, haben dennoch zahlreiche Künstler die Kultur der Türkei nachdrücklich beeinflusst. So brachte z. B. die ›Gazi‹ Universität Künstler wie Mustafa Ayaz (*1938), Mürşide İçmeli (*1930) und Hayati Misman (*1945) hervor.

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Das bedeutendste Museum A.s ist das „Museum der Anatolischen Zivilisationen“ (Anadolu Medeniyetleri Müzesi), das sich nahe der Zitadelle innerhalb eines ehemaligen osmanischen Marktes (bedesten) befindet und eine einzigartige Sammlung u. a. paläolithischer, neolithischer, hethitischer, phrygischer, lydischer, und römischer Werke beherbergt. Weitere Museen sind das ethnographisch Museum mit einer Sammlung folkloristischer Gegenstände und seldschukischen und osmanischen Sakralelementen, das Gemälde- und Skulpturenmuseum (Werke türk. Künstler seit dem 19. Jh.), das „Museum des Befreiungskrieges“ (Kurtuluş Savaşı Müzesi, im ersten türkischen Parlamentsgebäude), das „Museum zur frühen Geschichte der Republik“ (Cumhuriyet Müzesi, im zweiten Parlamentsgebäude, beide Museen befinden sich in Ulus), Atatürk-Haus, ein naturhistorisches Museum, sowie das Industriemuseum ›Rahmi M. Koç‹, das im April 2005 seine Pforten öffnete.

Der türkische Medienmarkt wird klar von Istanbul dominiert. Ankara besitzt keine überregionalen türkischsprachigen Zeitungen, jedoch erscheint hier die englischsprachige Tageszeitung ›Turkish Daily News‹. Außerdem haben alle führenden Zeitungen und Fernsehsender Redaktionen in der Hauptstadt. Von den landesweiten Fernseh- und Radiokanälen hat nur der Staatsrundfunk ›TRT‹ seınen Hauptsitz ın A.

Zahlreiche Sportvereine sind in A. ansässig und die türkische Hauptstatt stellt mit ›Gençlerbirliği‹, ›Ankaragücü‹ und ›Ankaraspor‹ alleine drei Vereine die in der obersten Fußballliga (›Süper Lig‹) spielen. Ankara 19 Mayıs Stadyumu (21.250 Zuschauer) ist die größte Sportstätte, in dem auch Fußballspiele stattfinden.

Burnaby F. G. 1996: On horseback through Asia Minor. Oxford. Ellison G. M. 1923: An English woman in Angora. London. Franz E. 1994: Population policy in Turkey. Family planning and migration between 1960 and 1992. Hamburg. Held C. C. 1994: Middle East patterns. Places, peoples, and politics. Boulder. Hütterroth W.-D. 1982: Türkei. Darmstadt (= Wissenschaftliche Länderkunde, 21). Karpat K. H. 1976: The „gecekondu“. Rural migration and urbanization. Cambrigde. Municipality of Greater Ankara General Directory of EGO (Electric, Gas, Autobus). (Hg.) 1992: Ankaray. Light Rail Transit System. 3 Bde. Ankara. Phillips H. 1995: Envoy extraordinary. A most unlikely ambassador. London. State Institute of Statistics (SIS) (Hg.) 2002: 2000. Genel Nüfus Sayımı (Census of population). Ankara. Yaman Y. (Hg.) 1981/82: Yurt Ansiklopedisi Türkiye. Bd. 1. Ankara.

(Jan Asmussen)

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