Rēzekne

Rēzekne (lett./russ., bis 1893 dt. Rositten, poln. hist. Reżyca, 1893–1917 russ. Režica).

Die Kreisstadt R. liegt im überwiegend russischsprachigen Nordosten Lettlands, am gleichnamigen Fluss, ist Zentrum der historischen Region Latgale (dt. hist. Lettgallen) und hat eine Fläche von 17,48 km² sowie 36.798 Einwohner (2004), davon 51,8 % Russen, 41,3 % Letten und 2,8 % Polen. Die Stadt erstreckt sich über sieben Hügel und ist ca. 240 km von Riga entfernt. Die mittlere Temperatur in R. beträgt im Januar –7 °C, im Juli 17 °C, die jährliche Niederschlagsmenge im Schnitt 639 mm.

Seit dem 9./10. Jh. befand sich hier eine lettgallische Burgsiedlung, die auch als Handelsstützpunkt von Bedeutung war. Zwischen 1264–1324 entstand an deren Stelle durch den Deutschen Orden die erstmals für 1285 urkundlich erwähnte Ritterburg ›Rositten‹. Bei der strategisch bedeutsamen Burg, die Sitz eines Ordensvogtes war, bestand vermutlich seit dem 13./14. Jh. auch eine Siedlung.

Im Verlauf des Livländischen Krieges (1558–83) fiel das zuvor an Polen-Litauen verpfändete (und danach diesem angegliederte) R. 1577 zwischenzeitlich an Moskau. Unter Zar Ivan IV. wurde die Siedlung R. zerstört. Um 1590 erhielt das wiederaufgebaute R. Magdeburger Stadtrecht. Während des Nordischen Krieges 1655–60 wurde die Burg jedoch wiederholt von Schweden und Russland eingenommen und wie auch die umliegende Siedlung komplett zerstört. Nach der ersten Teilung Polen-Litauens 1772 wurde R. russisch, erhielt 1773 die Stadtrechte und wurde 1802 Kreisstadt im Gouvernement Vitebsk. 1778 kam es zu einer teilweisen Neuanlage und Erweiterung der Stadt. Bis ins 19. Jh. blieb R. jedoch nur ein vergleichsweise kleiner Ort mit max. 300 Häusern. Bis zu zwei Drittel der Bevölkerung waren Juden. Die jüdische Gemeinde R.s entstand nach der Vereinigung mit Polen-Litauen und wuchs im Zusammenhang mit der innerhalb des Russischen Reiches ab 1851 gewährten Siedlungsfreiheit durch weitere Zuwanderung. In einem eigenen Stadtviertel siedelten sich ab 1858 zudem russische Altgläubige an, die den Repressalien in Russland entflohen waren. 1895 errichteten diese eine eigene Kirche in R.

Durch Anbindung an die 1836 fertiggestellte Landstraßen- und die 1861 eröffnete Eisenbahnverbindung St. Petersburg-Warschau erlebte R. einen wirtschaftlichen Aufschwung, der in die 1930er Jahren seinen Höhepunkt fand (ca. 23.000 Einwohner 1935). Während des Ersten Weltkrieges wurde R. mehrmals von russischen und deutschen Truppen besetzt und 1916 Zufluchtsort tausender Flüchtlinge aus Kurland. Im April 1917 fand in R. der „1. Lettgallische Unabhängigkeitskongress“ statt (1. Latgales pārstāvju kongress), auf dem die Vereinigung Lettgallens mit den anderen Regionen Lettlands beschlossen wurde. 1920 wurde das von den Bolschewisten besetzte R. in einer für den lettischen Unabhängigkeitskampf bedeutenden Schlacht von lettischen Truppen eingenommen und Teil der Republik Lettland. 1940 wurde diese von der Roten Armee, 1941 vom Deutschen Reich besetzt. Die jüdische Bevölkerung R.s wurde noch im selben Jahr größtenteils ermordet, die Stadt 1944 schwer zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde R. Industriestadt.

R. ist Geburtsort des russischen Schriftstellers Jurij N. Tynjanov (1894–1943).

Latvijas Pašvaldību Savienība (Hg.) 1999: Enciklopēdija Latvijas Pilsetas. Rīga. 366–377.

http://rezekne.risc.lv/index.php?lng=2&page=home&sb= [Stand 3.3.2006].

(Indira Dupuis)

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