Karlový Vary (Stadt)
Karlový Vary (tschech., Karlsbad).
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1 Geographie
Die in Westböhmen oberhalb des Zusammenflusses von Teplá und Eger in einer Höhe von 447 m ü. d. M. liegende Kurstadt K. V. umfasst ein Gebiet von 59,1 km² und zählt 51.537 Einwohner (2005).
Die zwölf Heilquellen (44–72 °C) verhalfen dem Kurort zu Weltrang. Bekannt sind auch der hier produzierte Kräuterschnaps Becherovka („Becher-Bitter“), die Karlsbader Oblaten, das Moser-Glas, Karlsbader Porzellan und das jährlich stattfindende internationale Filmfestival, das größte in der Tschechischen Republik. Seit 2001 ist K. V. Sitz des Hauptmanns von dem Bezirk Karlovarský kraj (3314 km², 2002: 304.209 Einwohner).
2 Kulturgeschichte
Der Sage nach entdeckte der böhmische König Karl IV. 1358 bei einem Jagdausflug eine der Thermalquellen. Die warmen Quellen waren jedoch wahrscheinlich schon früher bekannt. 1370 erhielt die bis ins 16. Jh. als „Warmbad“ bekannte Siedlung vom König das Stadtrecht Während der Herrschaft der Grafen von Schlick (1437–1547) entstand 1521 ein erstes Hospital für Kurgäste. 1522 verfasste der Arzt Wenzel Payer die erste medizinische Schrift (›Tractatus de Termis Caroli Quarti Imperatoris‹) über das Heilbad. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt in Mitleidenschaft gezogen, erholte sich aber bereits Ende des 17. Jh. dank des Zustroms reicher adeliger Gäste aus Sachsen, Russland und Polen (zu den Kurgästen zählten u. a. der sächsische König August der Starke und der russische Zar Pëtr I. Alekseevič). Während des 18. Jh. entstanden unter der Gunst der Habsburger zahlreiche repräsentative Bauten, 1717 erhielt der Kurort sein erstes privates Theater und 1732–36 wurde anstelle eines gotischen Vorgängerbaus nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer die Mariä-Magdalenen-Kirche erbaut. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. sorgte der Arzt David Becher (1725–92) für zahlreiche Verbesserungen – u. a. empfahl er das Trinken direkt am Brunnen sowie Heilbäderkombinationen. 1759 zerstörte ein Brand zwei Drittel der Stadt, doch konnte dies den Aufstieg der Stadt nicht unterbrechen. 1795 wurde die Kurtaxe eingeführt, durch die Baumaßnahmen der Stadt finanziert wurden. Im 19. Jh. war K. V. eines der Heilbäder, in dem sich die europäische High Society traf (Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich von Schiller, Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin, später Nikolaj Gogolʹ, Franz von Liszt, Sigmund Freud, Karl Marx, Richard Wagner). Für die Kurgäste wurden eine anglikanische, eine russisch-orthodoxe und eine protestantische Kirche sowie eine Synagoge errichtet. 1819 fand in K. V. eine Ministerkonferenz statt, die die Karlsbader Beschlüsse verabschiedete. 1860 ließen sich die ersten Tschechen in der bis dahin rein deutschen Stadt nieder. Nach der Entstehung der Tschechoslowakei 1918 besetzten tschechische Truppen die Stadt. 1900 hatte die Stadt 14.637 Einwohner, davon 130 Tschechen, 1930 waren es 24.000 Einwohner und 1500 Tschechen.
1938 proklamierte die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins das das ›Karlsbader Programm‹, in dem man sich offen zum Nationalsozialismus bekannte. Nach dem Münchener Abkommen vom September 1938 wurde K. V. Sitz des Regierungspräsidenten des Reichsgaus Sudetenland. Während des Zweiten Weltkriegs war es Lazarettstadt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zwangsausgesiedelt.