Lezha
Lezha (alban. det., alb. indet. Lezhë, gr. hist. Lissos, ital. hist. Alessio, lat. hist. Lissus, serb. Lješ, türk. hist. Leş)
L. ist eine Stadt im nördlichen Albanien nahe der Drin-Mündung, etwa 39 km nördlich von Kruja, mit ca. 22.120 Einwohnern (2004). Zugleich ist L. Sitz einer gleichnamigen Präfektur (Qarku i Lezhës) mit 209.656 Einwohnern (2004) und 1620 km² sowie des Kreises (Rrethi i Elbasanit) mit 93.558 Einwohnern (2004) und 478,7 km². L. ist als wichtigster Knotenpunkt auf der Strecke vom Nordwestalbanien Richtung Süden an das albanische Eisenbahnnetz und an die Schnellstraßen nach Shkodra bzw. Tirana angeschlossen. Nahe L. befindet sich der Tourismusort Shëngjin, die Baustoff- und Papierindustrie ist nach 1991 zusammengebrochen.
Eine erste Siedlung lässt sich für das 8. Jh. v. Chr. nachweisen. Im 4. Jh. v. Chr. gründete wahrscheinlich Dionysios I., Tyrann von Syrakus, unter dem Namen Lissos an dieser Stelle eine griechische Kolonie, was jedoch in der Forschung umstritten ist. Möglicherweise handelt es sich bei der Stadtgründung durch Dionysios I. auch nur um eine Kolonie auf der Insel Issa (heute kroat. Vis) weiter nördlich in Dalmatien. Vorteilhaft war die günstige Lage des Ortes. Ebenso besaß die Stadt einen Flusshafen, der auch von größeren Schiffen erreicht werden konnte, und in etwa fünf Kilometer Entfernung einen Hafen am Meer (Nymphaion, heute Shëngjin). Seefahrt, Handel und Viehzucht trugen hauptsächlich zum Aufblühen der Stadt bei. 168 v. Chr. wurde L. im Verlauf des Dritten Makedonischen Krieges römisch. Cäsar siedelte dort römische Bürger an, die Stadt erhielt den Status eines ›municipium‹ mit römischem Recht und entwickelte sich zu einem wichtigen Hafen und Verkehrsknotenpunkt. Zwischen dem 3. und 5. Jh. war L. Bischofssitz. Bei der Reichsteilung 395 kam die Stadt an Ostrom, in byzantinischer Zeit gehörte sie zum ›thema Dyrrhachion‹. 1343 wurde L. serbisch und 1393 venezianisch, nachdem die albanischen Adligen die Stadt den Venezianern überließen, von denen sie sich Hilfe im Kampf gegen die Osmanen erhofften. Für die albanische Geschichte bedeutsam wurde L. durch seine Verbindung zu Skëndërbeu (dt. Skanderbeg). In L. fand 1444 die Versammlung statt, die sog. Liga von L., in der sich die albanischen Adligen unter der Führung Skanderbegs zusammenschlossen, um gemeinsam gegen die Osmanen zu kämpfen. Skanderbeg starb am 17.1.1468 in L. und wurde in der dortigen Nikolauskirche beigesetzt. 1478 wurde L. von den Osmanen erobert. Die Stadt wurde nun Sitz eines dem Pascha von Shkodra unterstellten Begs. Im 16. Jh. wurde unter Sultan Süleymān I. auf der antiken Akropolis, teilweise unter Benutzung der alten Fundamente, eine bis heute weitgehend erhaltene Festung erbaut. Die ehemalige Nikolauskirche, von den Osmanen in eine Moschee umgewandelt, ist heute eine Gedenkstätte für Skanderbeg. 1979 wurde L. von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, das die meisten Häuser zerstörte. Hierdurch wurden jedoch Ausgrabungen in der Unterstadt möglich.
Šufflay M. v. 1924: Städte und Burgen Albaniens hauptsächlich während des Mittelalters. Wien. Dashi K. 2005: Leksikoni i Lezhës: autorë, media, institucione. Tirana.