Preußen (Provinz)

Preußen, Provinz

Bei der Provinz P. handelt es sich um die durch Vereinigung der Provinzen West- und Ostpreußen 1829 entstandene Provinz des Königreichs P., die 1878 wieder in die Provinzen West- und Ostpreußen aufgelöst wurde. Die Niederlage gegen Napoleon hatte dem preußischen Staat die Notwendigkeit einer umfassenden Erneuerung deutlich vor Augen geführt, die als Stein-Hardenbergische Reformen alle Bereiche des Gemeinwesen erfaßte. Mit der Neugestaltung der Provinzialregierungen und der Territorialverwaltung begann man nach der Grenzziehung durch den Wiener Kongress, wobei die Provinzen West- und Ostpreußen im wesentlichen in den Grenzen von 1772 erhalten bleiben sollten. Nach 1817 erfolgte eine neue Kreiseinteilung.

Im Rahmen der Neuregelung der Provinzialständerepräsentation wurden die der beiden Provinzen bereits durch Gesetz vom 1.7.1823 zur Repräsentation des „Königreichs P.“ (so im Text des Gesetzes) zusammengefasst. Im April 1824 übernahm der westpreußische Oberpräsident Theodor von Schön (1773–1856) nach dem Rücktritt des ostpreußischen Oberpräsidenten Hans Jakob von Auerswald (1757–1833) auch die Regierung der östlichen Provinz. Am 3.12.1829 erfolgte die formelle Vereinigung zur Provinz P. im gleichnamigen Königreich. Verwaltungszentrum war Königsberg (Kaliningrad).

Die Wiedererlangung des alten Zustandes war v. a. ein Wunsch von westpreußischer Seite. Dem trat man seitens der Vertreter Ostpreußen mit dem Argument entgegen, die Trennung stärke den polnischen Einfluss. Die Entscheidung, die alte Zweiteilung wiederherzustellen, fällte die Regierung in Berlin schließlich unter dem ausdrücklichem Hinweis, man wolle den Wunsch der Bevölkerung respektieren, und mit dem 1.4.1878 erlosch die Provinz P.

Stüttgen D. (Bearb.) 1975: Ost- und Westpreußen. Marburg/Lahn (=Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, Reihe A, Preußen, Bd.1).

(Georg Michels)


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