Löß
Löß, -böden
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1 Entstehung
L. ist ein kalkhaltiges vom Wind verfrachtetes, nicht verfestigtes Sediment von heller gelblich-brauner Farbe mit Korngrößen von vorwiegend 0,01–0,05 mm (Schluff). Er besteht zu ca. 60–70 % aus Quarz. Als weitere Bestandteile treten abhängig von Liefergebiet, Transportauslese und Verwitterungszustand v. a. Glimmer, Feldspäte und Kalziumkarbonat auf. Die L.-typen unterscheiden sich nach der Zusammensetzung und dem Alter.
L.ablagerungen sind locker und von senkrechten Kapillaren durchzogen. Nach der Sedimentation lösen sich die Kalkanteile und verfestigen sich erneut, wodurch die Kapillaren stabilisiert werden, was die Wasserleitfähigkeit wie auch die Standfestigkeit von L. verbessert. Die Ablagerung durch Wind erfolgt ungeschichtet, jedoch kann durch Wasser eine anschließende Umlagerung und Schichtung erfolgen (Schwemml., Seel.). Bei wechselnden Windgeschwindigkeiten und somit unterschiedlicher Transportkraft des Windes können Flugsand und L. in Wechsellagerung auftreten (Sandstreifenl.). Umgelagerter L. wird als L.derivat bezeichnet.
2 Verbreitung
L. tritt weltweit in den mittleren Breiten auf. In Europa erstreckt sich von Frankreich aus ein L.gürtel über den Nordrand der mitteleuropäischen Mittelgebirge, der weiter über die Ukraine, Südrußland bis in den Osten Chinas reicht. Südlich dieses L.gürtels tritt in Beckenlandschaften und Bergländern ebenfalls L. auf, jedoch nicht als geschlossenes Band und - abhängig vom Relief - unterschiedlicher Mächtigkeit, häufig handelt es sich dabei um L.derivate. Auch in Sibirien, bspw. in den Gebieten Nowosibirsk und Omsk ist L. vorhanden. Ein dünner L.schleier ist auch in höheren Lagen zu finden, in Mitteleuropa bis etwa 800 m ü. NN. Die mächtigen Ablagerungen sind allerdings unterhalb einer Höhengrenze entstanden, die als Vegetationsgrenze zur Zeit der L.ablagerung interpretiert wird.
In Mitteleuropa, bspw. in den Bördenlandschaften Polens, beträgt die L.mächtigkeit wenige Dezimeter bis maximal 40 m. In der östlichen Ukraine und Südrußland können bis zu 50 m erreicht werden. In Zentralasien (Tadschikistan, Turkmenistan) werden in den Ebenen und im Vorland des Altai bis zu 200 m erreicht.
3 Entstehung und Nutzung
Die heute vorhandenen Gebiete sind überwiegend vorzeitlich entstanden. Über die Entstehung von L. gibt es unterschiedlichste Theorien, von denen zwei als wahrscheinlich gelten: 1. Bei der Gesteinsverwitterung in Wüsten und Halbwüsten wurde das entstandene feine Material vom Wind abtransportiert und in Grassteppen abgelagert, wo Vegetation und höhere Feuchtigkeit eine erneute Abtragung verhindert haben. Die 2. Theorie geht von einem glazialen Zerreiben zu Gesteinsmehl aus. Diese Entstehung erscheint insbesondere für den in Mittel- und Osteuropa vorhandenen L. wahrscheinlich. Der L. stammt überwiegend von Sanderflächen und Schotterterrassen der großen Flüsse aus den vergangenen Kaltzeiten. Er wurde außerhalb der vergletscherten Gebiete gebildet. Die Steppengräser wirkten als L.fänger. Meistens Die Ablagerung erfolgte östlich von den Auswehungsgebieten, die Korngrößen werden mit der Entfernung von den Liefergebieten kleiner.
Die günstigen bodenphysikalischen Eigenschaften (Korngrößenzusammensetzung, Porosität, Wasserhaltevermögen, Durchlüftung usw.) und der hohe Mineral- und Kalkgehalt machen L. zu einem guten Ausgangsmaterial für die Bodenbildung. L.-böden sind meistens tiefgründig, von hoher natürlicher Fruchtbarkeit und leichter Bearbeitbarkeit. Typische Böden aus L. oder l.ähnlichem Material sind Schwarzerden oder, im etwas feuchteren Klima, Parabraunerden.
Die hohe Fruchtbarkeit und gute Bearbeitbarkeit von L.-böden sowie die relativ ebene Geländeform führte in vielen L.gebieten zu einer frühen und intensiven landwirtschaftlichen Nutzung. In der Region am mittleren Dnjepr bspw. wurde bereits im Neolithikum Ackerbau betrieben. Durch Rodung, Überweidung und Ackerbau wurde die natürliche und bodenschützende Vegetationsdecke, außer in wenigen geschützten Gebieten, zerstört und Bodenabtragungsprozesse setzten ein. Da L. eine hohe Standfestigkeit besitzt, können sich schnell tiefe und steilwandige Erosionsformen einschneiden. Die für L.gebiete charakteristischen Erosionsschluchten erreichen Tiefen von einigen Metern, manchmal sogar bis zu 100 Meter. Bei aktiver Erosion bilden sich fast vertikale Hänge aus. An den Hängen der Schluchten können sich Seitenschluchten entwickeln, was zu den typischen L.landschaften führt, wie sie in den Steppengebieten der Ukraine und Russlands zu finden sind. Bei fortschreitender Erosion bilden sich sogenannte Badlands (eng.: „schlechtes Land“), bei denen fast das gesamte Gebiet von intensiver Erosion betroffen ist.