Kykladen
Kykladen (griech. Kyklades, latein. Cylades)
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1 Geographie
Die K. bilden die Inselgruppe zwischen dem griechischen Festland und Kreta. Der Name entstammt dem griechischen Wort Kyklos (Kreis), weil nach antiker Vorstellung die Inseln einen Kreis um die heilige Insel Delos bilden. In den antiken Quellen herrscht Uneinigkeit in der Zuordnung der einzelnen Inseln zu den K. Ab dem 19.Jh. ist der antike Name wieder in Gebrauch.
Im Osten grenzen sie sich von der Dodekanes ab. Die mehr als 200, oft nur kleinen, unbewohnten Felsen, waren einst mit dem Festland verbunden. Südöstlich der Attika befinden sich der Reihe nach die Inseln Andros, Tīnos, Mykonos; Kea, Syros, Delos, Paros, Antiparos und Naxos. Parallel dazu verläuft die „Unfruchtbare Linie“ (Agonī Grammī), mit der Inselreihe Kythnos, Serifos, Sifnos, Kimolos und Mīlos. Die „Kleinen Ostk.“ schließen sich an: Iraklia, Schinousa, Panō Koufonīsi, Donousa, u. a. Es folgen südlich Amorgos, Folegandros, Sikinos, Ios, Santorin, Thīrasia und Anafi.
Das Klima ist mediterran mit kurzen Niederschlagsperioden im Winter – wodurch der Wassermangel auf manchen Inseln entsteht – und mit angenehm trockenen Sommern.
Im Altertum waren die K. bis auf die Vulkaninseln Santorin, Nea Kameni und Mīlos reich bewaldet wie z. B. Kythnos, wo sich noch der antike Beiname Dryopis („die Eichenreiche“) erhalten hat. Die Bewohner beschäftigen sich mit der Landwirtschaft (Wein-, Zitronen-, Orangen-, und Gemüseanbau), der Viehzucht (vor allem Ziegen und Schafe) der Fischerei und dem Tourismus.
2 Kulturgeschichte
Bereits zu Ende des Neolithikums(ca. 6000–3200 v. Chr.) und der frühen Bronzezeit (3200–2000 v. Chr.) finden sich auf den K. die ersten menschlichen Spuren, in Form von kleinen, befestigten Siedlungen. In prähistorischer Zeit florieren besonders der Handel und die Metallurgie. Erhalten sind Tongefäße, Holzschnitzereien und Steinarbeiten mit mykenischen und minoischen Einflüssen. Informationen über den Alltag, den Kult und die Bestattungsweise liefern Ausgrabungsstätten (z. B. Akrotiri auf Santorin). Zu den charakteristischen Kunstwerken dieser Zeit gehören die „kykladischen Idole“ (= eidōlon= Abbild), anthropomorphe Figuren aus Stein. Zu den qualitätsvollen und geschätzte Steinsorten zählte der kykladische Marmor (v. a. aus Paros und Naxos); Melos ist dagegen reichhaltig an Obsidian; auf Santorin wurde aus einer bestimmten Tonart die charakteristische Keramik hergestellt.
Mit dem Vulkanausbruch auf Santorin um 1500 v. Chr., wodurch die minoische Kultur erlosch, neigt sich die frühe kykladische Kultur ihrem Untergang zu. Während der Dorischen Wanderung wird der größte Teil der K. ionisch. Auf den K. findet sich u. a. aus der Geometrischen Epoche (10.-8. Jh. v. Chr.) die früheste Form eines Marktplatzes (Zagora auf Andros und Paros). Die archäologischen Grabungen konnten Handelbeziehungen zu den Phöniziern und zu Ägypten nachweisen. In archaischer Zeit gründen mehrere Inseln Kolonien (Andros, Naxos, Paros, Santorin) und gewannen an Bedeutung (v. a. Naxos). Nach 494 v. Chr. zahlten die meisten Inseln Tribut an den Perserkönig Dareios. Im 5. Jh. gehören viele Inseln dem Attisch-Delischen Seebund an (478/77). Im 4. Jh. kamen die K. unter spartanische Herrschaft, wurden Mitglieder des Zweiten Attischen Seebundes.
In Hellenistischer Zeit stehen die Kykladen unter verschiedenen Diadochen. Die Zeugnisse der römischen, byzantinischen, venezianischen und türkischen Epoche sind spärlich und von der Forschung wenig beachtet worden.
Broodbank C. 2000: An island archaeology of the early Cyclades. Cambridge. Rehm E. 1997: Kykladen und Alter Orient. Bestandskatalog des Badischen Landesmuseums Karlsruhe. Karlsruhe. Dalongeville R. 1993 (Hg.): Recherches dans les Cyclades. Lyon. K. Papaioannou 1972: Die griechische Kunst. Freiburg i. Br.