Skiren
Skiren (latein. Sciri)
Die S. waren ein germanischer Stamm der ursprünglich in der heutigen Region von Masuren bis zur Grenze nach Litauen lebte. Von dort zog ein Großteil der S. im Verbund mit den „Bastarnern“ (latein. Bastarnae) nach Süden, so dass sie schließlich östlich der „Bastarner“ am Schwarzen Meer anzutreffen waren. Im 4. Jh. sind die S. geographisch und politisch in Verbindung mit den Ostgoten zu sehen; zusammen mit Gepiden, Rugiern, Vandalen und Herulern. Nach dem Untergang des westgotischen Reiches schlossen sich die S. den Hunnen an. 442 erlaubte Attila den S., wahrscheinlich um die Bündner bei Laune zu halten, Plünderungen am Donaudelta.
Nach dem Tod Attilas (455) zerfiel der Stamm der S. Während sich ein Teil unter Führung des Gepiden Ardarich an einer antihunnischen Koalition beteiligte, verblieb ein anderer Teil zusammen mit Goten, Rugiern und Sarmaten auf der Seite der Hunnen. Durch den Sieg der Gepiden und ihrer Verbündeten am Nedao 454 entstand im Gebiet der mittleren Donau und des Karpatenbeckens eine neue Siedlungskonstellation. Links der Donau siedelten nun, von Westen nach Osten gesehen, Rugier, Donausweben, Heruler, S., Alanen und Sarmaten und wurden Bundesgenossen (›foederati‹) des Römischen Reiches. Wohl 469 waren die S. neben Sueben und Rugiern an einer Koalition gegen die Goten beteiligt, unterlagen diesen aber am Fluss Bolia (latein.) in der Provinz ›Pannonia‹. Unter Odoaker, dem Sohn einer Skirin, der 473–76 Italien eroberte und 476 den letzten römischen Kaiser, Romulus Augustus absetzen ließ, kam es zur Blütezeit der S. Odoaker führte eine aus diversen germanischen Stämmen zusammengesetzte Gruppe, von der er nach der Einnahme Ticinums (heute Pavia) zum König ausgerufen wurde. Als faktisch anerkannter Herrscher über Italien erreichte Odoaker die 476/7 die Abtretung Siziliens von den Vandalen. Mit der Ermordung Odoakers (493) und der Eroberung Italiens durch die Ostgoten (496) verliert sich jedoch die Spur der S. in Italien. Im Ostreich ist die einflussreiche S.familie des Heermeisters Basiliskos bezeugt, der sich 475 zum Kaiser krönen ließ, allerdings nach knapp 2 Jahren abgesetzt und ermordet wurde.
Kiss A. 1983: Die S. im Karpatenbecken, ihre Wohnsitze und ihre Hinterlassenschaft. Acta Archaeologia Hungaria 35, 95 ff.