Korça
Korça (alban. det., alban. indet. Korçë, aromun. Curceaua, dt. hist. Koritza, griech. hist. Korutsa, ital. hist. Coriz[z]a, türk. hist. Körize)
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1 Geographie
Nicht weit vom Prespa- und Ohridsee, in denen die Grenzen mit Griechenland und Makedonien verlaufen, liegt auf rd. 860 m ü. d. M. K. mit 55.130 Einwohnern (2001), einer der bedeutendsten Industriestädte (Textilindustrie, Brauerei, Nahrungsmittelverarbeitung) Albaniens und wichtigste Stadt Ostalbaniens sowie Kreisstadt des zweitgrößten Kreises (Rrethi i Korçës) mit 143.499 Einwohner und 1752 km². Außerdem ist K. Sitz der Präfektur (Qarku i Korçëst) mit 263.585 Einwohnern (2004) und 3710 km² sowie eines albanischen orthodoxen Bistums. Überwiegend leben – v. a. orthodoxe – Albaner (aber auch sunnitischen Glaubens) in der Stadt, daneben gibt es auch eine makedonische Minderheit sowie Aromunen und Roma. Das Klima in der Hochebene um K. ist kontinental geprägt. Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf ca. 1450 mm.
2 Kulturgeschichte
Die erste Siedlung dieses Namens, die 1280 erwähnt wird, wurde 1440 von den Truppen Sultan Murāds II. zerstört. Neugründer der heutigen Stadt war Iliaz bej, angeblich der Sohn eines orthodoxen Popen aus einem Dorf in der Umgebung des späteren K., der in jungen Jahren als Geisel an den Sultanshof in Edirne kam, im Janitscharen-Korps Karriere machte, sich bei der Eroberung von Konstantinopel 1453 hervortat, zum Bey sowie zum Stallmeister des Sultans (mirahor) ernannt wurde und schließlich ein Gebiet um K. als Lehen erhielt. Er ließ 1496 die nach ihm benannte und noch heute bestehende Moschee (Xhamia e Iliaz Mirahorit) erbauen, neben der er auch seine letzte Ruhestätte fand. Die Stadt erlebte im 17. und 18. Jh. eine wirtschaftliche Blüte als Landwirtschafts- und Handelszentrum sowie als Knotenpunkt des Ost-West-Handels.
In der 2. Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jh. gelangte K. durch die Rückwanderung von Teilen der lokalen Elite, die im Ausland (Rumänien, Ägypten, hauptsächlich aber USA) zu Geld gekommen waren, zu einem gewissen Wohlstand. Es entstand ein Bürgertum, das national gesinnt war und sich nach Westeuropa orientierte, was auch in den Wohnbauten zum Ausdruck kam. Zeugnis dieser Blütezeit geben die erhaltenen Teile des denkmalgeschützten Bazars mit Herbergen sowie die zahlreichen Häuser der Jahrhundertwende, die teilweise einen recht wohlhabenden Eindruck erwecken und viele klassizistische Dekorationsformen aufweisen; an zahlreichen Stellen kann man sogar Elemente des europäischen Jugendstils finden.
K. bildete im 19. und 20. Jh. ein wichtiges Zentrum der albanischen Nationalbewegung. Auf ihre große kulturpolitische Bedeutung weist auch die Tatsache hin, dass hier 1887 die erste albanischsprachige, von der lokalen Oberschicht finanzierte, Schule sowie eine Mädchenschule 1893 eröffnet wurden, die 1902 jedoch auf osmanischen Druck hin wieder geschlossen werden musste. Während der Balkankriege war die Stadt von griechischen Truppen besetzt. Im Ersten Weltkrieg (1916) entstand unter französischer Ägide kurzzeitig das „Autonome Gebiet von K.“(Krahinë Autonome e Korçës), das von einem 14-köpfigen (sieben Muslime, sieben orthodoxe Christen) albanischen Verwaltungsrat regiert wurde. Es wurde eine albanische Gendarmerie aufgebaut, die von den Griechen vorher eingeführten Schulen wurden wieder geschlossen und albanischsprachige eingerichtet. Bald geriet das ganze Gebiet jedoch bis Ende 1920 unter direkte französische Militärverwaltung.
Von Parteihistorikern wird behauptet, dass in K. bereits 1928 eine erste kommunistische Parteizelle existierte, der auch Enver Hoxha angehört haben soll und der eine Vorreiterrolle zugeschrieben wird. Tatsächlich verdankten die Kommunisten Albaniens ihren Aufstieg dem Zweiten Weltkrieg. K. wurde 1939–43 wie ganz Albanien von italienischen Truppen okkupiert, im November 1940 bis April 1941 wurde die Stadt im Zuge des Griechisch-Italienischen Krieges von Griechenland besetzt. 1943 übernahmen die Deutschen die Stadt, die schließlich am 24.10.1944 befreit wurde. Heute ist K. wie bereits schon früher geprägt von bürgerlichem Wohlstand vorkommunistischer Zeiten und von urbaner Tradition.
Thomo P. 1988: Korça. Urbanistika dhe arkitektura. Tirana. Çami M. 1999: Shqiptarët dhe francezët në Korçe (1916 - 1920). Tirana. Buda A., Lloshi X. (Hg.) 1985: Fjalor Enciklopedik Shqiptar. Tirana, 528-531.