Vologda (Stadt)

Vologda (russ.)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

V. ist die Hauptstadt des Gebiets V. Sie liegt 122 ü. d. M. und hat 287.001 (2005) Einwohner auf einer Fläche von 35 km², der Hafen befindet sich oberhalb des Zusammenflusses der Flüsse V. und Suchona. V. liegt etwa 500 km nordöstlich von Moskau. Die mittlere Temperatur in V. beträgt im Januar –12,7 °C, im Juli 16,9 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt durchschnittlich bei 561 mm. V. ist ein Eisenbahnknotenpunkt und verfügt über wichtige Industrien, z.B. Maschinen-, Nahrungs- (Milchwirtschaft) und die traditionelle Bekleidungsindustrie (Pelze, Strickstoffe, Flachs, Spitzenklöppelei). V. besitzt eine polytechnische Hochschule, eine Pädagogische Universität und drei Theater. Neben dem Peter-I.-Museum gibt es ein Heimatmuseum, ein Literaturmuseum für den Dichter Konstantin Nikolaevič Batjuškov sowie eine Bildergalerie. V. ist Sitz eines katholischen Bischofs.

2 Kulturgeschichte

1147 wurde die Stadt als Novgoroder Kolonie erstmals erwähnt. Der Überlieferung nach fand der Wundertäter Gerasim am Ufer des Flusses V. eine Holzkirche vor, um die er einen Marktflecken errichtete. Die Siedlung wurde rasch zu einem großen Handelsplatz ausgebaut. V. wurde von den Mongolen (1273) und während der Auseinandersetzungen zwischen Moskau und Novgorod mehrmals zerstört. 1397/98 erwarb Vasilij I. Dmitrievič, der Großfürst von Moskau, V., das benachbarte Velikij Ustjug und die Komi-Gebiete. Nach der Entdeckung der Passage zum Weißen Meer über die Flüsse Suchona und Šeksna wurde V. zum größten Warenumschlagplatz zwischen Moskau und Archangelsk.
Unter Ivan IV., „dem Schrecklichen“ nahm Russland seit 1553/55 mit Hilfe der britischen Handelsgesellschaft ›Muscovy Company‹ Handelsbeziehungen zu England auf. Der Handelsweg verlief über das Weiße Meer und die nördlichen Flüsse. V. wurde damit zu einem bedeutenden Handelszentrum. Ivan plante, die Stadt zu seiner nördlichen Residenz auszubauen und ließ umfangreiche Kremlanlagen bauen, deren Mittelpunkt die „Sophienkathedrale“ (Sofijskij sobor, 1568–70) bildet. Bis Ende des 17. Jh. blieb V. auch ein militärischer Vorposten Moskaus. Zu Beginn des 18. Jh.s besuchte Peter I. eine holländische Kaufmannsfamilie in V. An seinen Besuch erinnert ein Museum in seinem damaligen Wohnhaus (›Dom-Musej Pëtra I.‹). Die Zeit als Handelszentrum prägte die gesamte Region. Die Kunst des Gebietes stand unter einem starken westlichen Einfluss, der z. B. in die Ikonenmalerei, aber auch in die Bildhauerei Eingang fand. Trotz des Baus von Sankt Petersburg und des damit verbundenen Zugangs Russlands zur Ostsee verlor V. nicht völlig an Bedeutung, gleichwohl nahm der westliche Einfluss spürbar ab. Unter der Herrschaft Katharinas II. wurde auf dem Gelände des Kreml die „Auferstehungskathedrale“ (Voskresenskij sobor, 1772–76) errichtet. 1796 wurde V. zur Gouvernements- bzw. Gebietshauptstadt. Vor der Revolution von 1917 diente die Stadt als Verbannungsort, z. B. für Stalin. In jüngerer Zeit gibt es Bemühungen, Touristen in die Region zu ziehen.

http://www.vologda-oblast.ru/main.asp?LNG=DEU [Stand 15.6.2005]. http://www.mojgorod.ru/vologod_obl/vologda/ [Stand 25.6.2005].

(Ingo Grabowsky)

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