Požarevac (Stadt)
Požarevac (serb., dt. hist. Passarowitz); Stadt im Nordosten der Republik Serbien, in der Ebene zwischen den Flüssen Donau, Große Morava und Mlava am Fuße des Homoljske-Gebirges sowie einige Kilometer südlich der Donau gelegen, auf 89 m ü. d. M., P. hatte 1834 2941, 1961 17.419 und 2002 41.736 Einwohner. P. wurde 1476 erstmals als Dorf erwähnt, erst später entwickelte es sich zu einer städtischen Ansiedlung. Eingang in die Geschichte fand der Ort durch den Frieden von P. (1718), nach dem P. an Österreich fiel. 1718 zählte P. 241 serbische und 93 türkische Haushalte. Unter osmanischer Hoheit (ab 1739) stieg die Anzahl der türkischen Haushalte bis zum Ende des 18. Jh. auf ca. 1000, die der serbischen sank hingegen auf etwa 100. Im 18. und 19. Jh. lebte zudem eine griechische Minderheit in P. Zu dieser Zeit war P. bereits ein Zentrum für Handwerk, Gewerbe und Handel. Der Aufschwung spiegelte sich auch kulturell wieder. 1819 wurde – im neoklassizistischen Stil – die erste Kirche Saborna crkva erbaut. 1825 ließ Fürst Miloš Obrenović in P. eine Herberge (serb. konak) errichten. 1895 wurde in P. auch ein Volksmuseum gegründet, dessen Sammlung während des Ersten Weltkrieges jedoch zerstört wurde.
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. nahm die Bedeutung P.s, das 1862 die zweitgrößte Stadt das damaligen Serbiens war, als Wirtschaftszentrum weiter zu. P. war v. a. Umschlagplatz für Getreide, Mais, Wein und Schweine.
Der Warenverkehr lief v. a. über den 14 Kilometer nördlich gelegenen Donau-Hafen Dubravica, der aber nach der Errichtung der Eisenbahnlinie Belgrad-P. 1922 an Bedeutung verlor.
Obwohl P. das Verwaltungs- und Bildungszentrum des weiträumigsten und reichsten Bezirkes des damaligen Serbiens darstellte, besaß lediglich das Zentrum mit dem alten und neuen Marktviertel städtischen Charakter. Dort befanden sich die großen Verwaltungsgebäude, die sich vom übrigen Stadtbild absetzten. Die umliegenden Viertel waren durch die landwirtschaftliche Tätigkeit ihrer Bewohner geprägt. In der Stadt existierten weder Wasserleitungen noch Kanalisation. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. erhielt P. durch Neubauten, asphaltierte Straßen, die Schaffung eines Abwassersystems und die Ansiedlung kleiner Industriebetriebe die Gestalt einer modernen städtischen Siedlung.
Während der NATO-Bombardements im Jahre 1999 wurden auch Ziele in P. angegriffen. In P. wurde am 20.8.1941 der Staatspräsident von Jugoslawien (1997–2000), Slobodan Milošević, geboren. Vor seinem Sturz im Oktober 2000 kam es in P. zu intensiven Protesten der serbischen Oppositionsbewegung, die blutig unterdrückt wurden.
P. besitzt heute eine Bibliothek, ein Kulturzentrum und seit 1993 ein Museum, in dem Exponate aus den Bereichen Archäologie, Geschichte, und Ethnographie ausgestellt werden. Die dazugehörige Galerie besteht bereits seit 1962 und besitzt etwa 700 Zeichnungen und Aquarelle.
P. ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Gemeinde sowie Sitz eines Bischofes und einer Diözese. Neben einem der größten Süßwarenproduzenten Serbiens befinden sich weiterhin kleinere Industriebetriebe z. B. für Eisenwaren in P., nahe der Stadt wird ein Wärmekraftwerk betrieben. Weiterhin besitzt P. eine Hochschule für Technik. Bis in die heutige Zeit ist die Existenz einer aromunischen Minderheit in P. belegt.
(Christoph P. Giesel)