Gheorghiu-Dej, Gheorghe
Gheorghiu-Dej, Gheorghe; *8.11.1901 Bîrlad †19.3.1965 Bukarest. Nach dem Militärdienst 1923 arbeitete G. als Elektriker bei der rumänischen Eisenbahn in Galaţi, wurde aber wegen „kommunistischer Umtriebe“ in die Stadt Dej (daher auch der Beiname) versetzt. Der Rumänischen Kommunistischen Partei (rumän. PCR) trat er jedoch erst 1932 bei, und Anfang 1933 organisierte er den Streik der Eisenbahnarbeiter im Bukarester Vorort Griviţa. Zu zwölf Jahren Schwerstarbeit verurteilt, gelang es ihm in den Gefängnissen, den Inlandsflügel der PCR unter seine Kontrolle zu bringen. Nach dem Seitenwechsel Rumäniens am 23.8.1944 übernahm er zunächst die Führung der Partei. Als Mitte September die Führerin des Exilflügels der PCR aus Moskau, Ana Pauker, in Rumänien eintraf, begann G. für den Sturz der Militärregierung Constantins Sănătescu zu agitieren. Zunächst ordnete er sich Pauker unter, da er glaubte, sie habe die Unterstützung Stalins. In der 2. Regierung Sănătescu übernahm G. das Ministerium für Verkehrswesen, das er auch unter der am 6.3.1945 nach einer gezielten sowjetischen Intervention eingesetzten Regierung Petru Groza behielt. Im Oktober 1945 schließlich wurde G. mit Billigung Stalins zum Generalsekretär der PCR gewählt. In den innerparteilichen Kämpfen setzte er sich zunächst 1948 gegen Lucreţiu Pătrăşcanu und dann 1952 gegen Ana Pauker durch. Nach der erzwungenen Abdankung von König Mihai I. Ende 1947 überzog G. Rumänien mit dem engmaschigen Netz des Sicherheitsdienstes Securitate, leitete in den 50er Jahren die Zwangskollektivierung und Sowjetisierung des Landes ein und begann den Bau des Donau-Schwarzmeerkanals durch politische Häftlinge. Außerdem war G. für zahlreiche Deportationen innerhalb des Landes verantwortlich, so für die der Banater Schwaben 1951 in die Bărăgan-Steppe. Außenpolitisch verfolgte G. zunächst eine Linie, die nicht von den Vorgaben der Sowjetunion abwich. Dies änderte sich ab Mitte der 50er Jahre, und 1958 erwirkte er den Abzug der Roten Armee aus Rumänien. Seit Anfang der 60er Jahre setzte die rumänische Führung unter G. immer stärkere Akzente auf eine wirtschaftliche und außenpolitische Unabhängigkeit von Moskau. In den ideologischen Auseinandersetzungen zwischen China und der Sowjetunion nahm Rumänien eine vermittelnde Haltung ein. Am 19.3.1965 starb G. an den Folgen eines Krebsleidens.
Chiriţoiu M. 1997: „Radiografia“ unui stalinist. Dosarele Istoriei II/3 (8), 4–10. Deletant D. 1998: New Light on Gheorghiu-Dej's Struggle for Dominance in the Romanian Communist Party. Deletant D., Pearton M. (Ed.): Romania Observed. Studies in Contemporary Romanian History. Bucharest, 176–216.