Çifteli

Çifteli (aus dem Türkischen ›çifte telli‹ = doppelsaitig, zweisaitig, Saitenpaar)

Ç. ist eine kleine zweisaitige Langhalslaute. Sie wird in Nordalbanien sowie unter den Albanern im Kosovo und Makedonien verwendet und ist ein Zeichen des Einflusses aus dem orientalischen Kulturraum. Ihr Hals ist in 11–13 Teile gegliedert. Die Bünde sind bei einigen Typen nach Bedarf beweglich. Die Saiten werden am häufigsten in Quart gestimmt. Jeder Teil des Instruments wird aus einem anderen Holz hergestellt, den Klangvorstellungen der Volksmusiker und der Beständigkeit des Materials entsprechend. Ç. wird in erster Linie für die Liedbegleitung verwendet, meistens von Männern. Frauen drängen erst seit drei Jahrzehnten in diese Männerdomäne ein. Die Sängerinnen und Sänger sind gleichzeitig Spieler und Liedschaffende. Die bekanntesten unter ihnen prägen durch ihre Interpretationen zudem bereits bekannte Lieder in hohem Maße. Die Texte sind u. a. besonderen Ereignissen des öffentlichen Lebens und des Familienalltags, historischen und gegenwärtigen Persönlichkeiten bzw. ihren Taten gewidmet. Liebes- sowie Scherz- und Spottlieder haben ebenfalls ihren festen Platz. Musikalisch gehören all diese Lieder zum Typ der mit Ç. und Sharki begleiteten Lieder. Sie bauen auf bestimmten melodischen Formeln auf, die nach Region und Sänger bzw. Sängerin verschieden und wandelbar sind. Einfache und zusammengesetzte Rhythmen sind gleichermaßen vertreten. Dasselbe Vorspiel oder Teile davon können bei Liedern verschiedener Inhalte vorkommen. Mit Ç. wird am häufigsten allein, aber auch zu zweit musiziert, wobei der Gesang einstimmig bleibt. Größere Besetzungen wurden in Albanien seit den 1970er Jahren für Bühnenzwecke geschaffen, ohne jedoch die tägliche Praxis beeinflussen zu können. Beliebt sind überdies reine Instrumentalimprovisationen. Selbst Kinder treten dabei als wahre Virtuosen hervor.

Ahmedaja A., Reinhard U. 2003: Dein Herz soll immer singen! Einblicke in die Volksmusiktraditionen Albaniens. Wien, 84–98. Sokoli R., Miso P. 1991: Veglat popullore të popullit shqiptar. Tiranë, 144–158.

(Ardian Ahmedaja)


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