Kavafīs, Kōnstantinos Petrou

Kavafīs, Kōnstantinos Petrou; *17.04.1863 Alexandria †29.04.1933 ebd.; Lyriker. Der Sohn einer aus Konstantinopel stammenden, griechischen Händlerfamilie verbrachte ab 1870 einige Jahre in London, bevor die Familie nach Alexandria zurückkehrte, wo K. fortan das Gymnasium besuchte. Aufgrund der Bombardierung Alexandrias durch die englische Flotte und unter dem Druck der Nationalbewegung Ali Paschas (türk. ‛Alī Paşa), den v. a. die Christen der Stadt zu spüren bekamen, floh die Familie nach Konstantinopel. K. kehrte 1885 nach Alexandria zurück und nahm 1892 eine Stellung als Beamter beim Ministerium für Wasserwirtschaft an, die er 30 Jahre lang innehatte. Um die Jahrhundertwende unternahm er Reisen nach Paris, London und Griechenland. 1926 wurde ihm vom griechischen Diktator Pagkalos die Phoenix-Medaille verliehen. K. starb im Alter von 60 Jahren an Rachenkrebs.

K.s Werk stammt überwiegend aus seiner zweiten Lebenshälfte und stellt eine Retrospektive auf eine von Unsicherheiten geprägte Jugend dar. Während seiner Schulzeit arbeitete er an einem historischen Lexikon. Sein späteres dichterisches Werk kreist um das außergriechische Griechenland der nachalexandrinischen Zeit, die antiken Herrschergeschlechter, das hellenisierte Judentum, die griechischen Philosophenschulen und um die christliche Orthodoxie. K.s Verse thematisieren antiken Schicksalsglauben und Heroismus. Moralismus und Aktualitätsbezug fehlen, oft ersetzt Ironie die Emotion. Die frühen homophilen Liebesgedichte sind meist abstrakt und distanziert, durch ihren detaillierten Blick auf scheinbare Nebensächlichkeiten jedoch von großer Sinnlichkeit. K.s Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und gilt als Vorbild der modernen griechischen Dichtung.

Elsie R. (Übers./Hg.) 1997: Das Gesamtwerk. Griechisch und Deutsch. Zürich. Schäfer J. (Übers.) 2003. Kavafis. K. Das Hauptwerk. Gedichte griechisch und deutsch. Heidelberg (=Kalliope. Studien zur griechischen und lateinischen Poesie 1). Tamcke M. 2002: Kavafis, Konstantinos. Bautz F. W. (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Fortgeführt von Traugott Bautz. XX. Bd., Ergänzungen VII, 832–835. Nordhausen.

(Antje Niederberger)


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