Břeclav
Břeclav (tschech., dt. hist. Lundenburg).
Die südmährische Kreisstadt am linken Ufer der Thaya (dt., tschech. Dyje) liegt nur einige Kilometer von der österreichischen und der slowakischen Grenze entfernt, auf einer Höhe von 159 m. B. ist Eisenbahnknotenpunkt und hat 25.603 Einwohner (2006).
Ende des 8. Jh. gründeten 5 km südlich des heutigen B. slawische Stämme eine Befestigung, die im 9. Jh. zu den wichtigsten des sog. Großmährischen Reiches gehörte. Überreste der Siedlung sind in der Ausgrabungsstätte Pohansko („Heidenstätte“) zu sehen. Mitte des 11. Jh. entstand an der Stelle des 1570 errichteten und Anfang des 19. Jh. neogotisch umgestalteten Schlosses eine neue Burganlage, die nach Fürst Břetislav I. benannt wurde.
1131 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung. 1390 fielen Burg und Herrschaft B. an die Herren von Liechtenstein, die diese mit Unterbrechung bis 1514 innehatten. 1638 erwarben sie diese erneut. B. blieb als Zentrum ihrer mährischen Güter bis 1945 in ihrem Besitz.
Die Eröffnung der Bahnlinie Wien–Brünn mit Bahnhof in B. 1835 brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung, 1872 wurde B. schließlich zur Stadt erhoben. Eine Zuckerfabrik (1861), eine Raffinerie (1872), Holzwirtschaft und Metallverarbeitung sowie Keramikverarbeitung ließen die Stadt wachsen. Nach 1918 gehörte B. zur Tschechoslowakei, nach dem Münchner Abkommen vom September 1938 zum Gau ›Niederdonau‹. 1910 lebten 4954 Deutsche und 3699 Tschechen in B., 1930 waren es 11.220 Tschechen und 1582 Deutsche. Bis zum Zweiten Weltkrieg existierte eine große jüdische Gemeinde (1834 19 % der Bevölkerung, 1930 4,3 %). Nach Kriegsende wurde der Großteil der deutschen Bevölkerung zwangsausgesiedelt.
Heute bildet B. eines der Zentren der Region Podluží, die für ihren Weinanbau und ihre Folklore (Trachten, Musik, Volksbräuche) bekannt ist.