Südkaukasien
Südkaukasien;
S. bezeichnet die südlich des Hauptkamms des Großen Kaukasus gelegene Landenge zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, die im Süden durch den Fluss Arax begrenzt wird. Sie umfasst die vier Naturräume Großer Kaukasus, Transkaukasische Senke, Kleiner Kaukasus und Armenisches Hochland. Politisch ist S. unterteilt in die drei Republiken Armenien (29.740 km²; 2006: 2,97 Mio. Einwohner), Aserbaidschan (86.600 km²; 2007: 8,12 Mio. Einwohner) und Georgien (69.700 km²; 2007: 4,65 Mio. Einwohner). Im Norden grenzen Aserbaidschan und Georgien an die Russländische Föderation, im Süden grenzen alle drei Länder an die Türkei, Armenien und Aserbaidschan zudem an den Iran. Die größten ethnischen Minderheiten bilden in Armenien Kurden, in Aserbaidschan Armenier (in Bergkarabach), Lesghier, Russen und Talyšen und in Georgien Aseri, Armenier, Russen, Abchasen und Osseten.
S. gehört zur Kulturlandschaft Kaukasiens, dessen hochentwickelte Kulturen seit dem 3. Jtsd. v. Chr. belegt sind. Die geographische Lage als Landbrücke zwischen Europa und Asien führte zur Ansiedlung zahlreicher Ethnien, machte die Region aber auch anfällig für Eroberungen. Charakteristisch für die Region ist die große ethnische, sprachliche und religiöse Vielfalt. Jahrhundertelang geprägt durch die orientalischen Kulturen Vorderasiens, wurde S. seit Beginn des 19. Jh. dem russischen Zarenreich einverleibt und zunehmend isoliert. Seit 1922 war es Teil der Sowjetunion. 1991 erklärten die drei kaukasischen Sowjetrepubliken ihre Unabhängigkeit. Sezessionskonflikte und Bürgerkriege brachten die schwachen kaukasischen Staaten Anfang der 1990er Jahre an den Rand des Zusammenbruchs und führten zu erheblichen Fluchtbewegungen und Abwanderungen. Seitdem haben sich alle drei Staaten konsolidiert, wenngleich die politischen Selbstfindungsprozesse noch nicht abgeschlossen sind. Als besonders hemmend für die weitere Entwicklung erweisen sich die ungelösten Konflikte um Bergkarabach in Aserbaidschan und um Abchasien und Südossetien in Georgien. Durch den gewaltfreien Regierungswechsel in Georgien im November 2003 („Rosen-Revolution“) hat die Integration der Region in europäische Strukturen einen neuen Schub bekommen.
Herzig E. 1999: The New Caucasus. Armenia, Azerbaijan and Georgia. London.