Bogomoljci
Bogomoljci
Bei den B. (serb. bogomoljac, „Beter zu Gott“) handelt es sich um eine spirituelle Bewegung in der Serbischen Orthodoxen Kirche, die ihre Hochblüte in der Zeit zwischen den Weltkriegen hatte. Entstanden als Reaktion auf die Herausforderung, die v. a. die Nazarener seit dem Ende des 19. Jh. in Südungarn (Wojwodina) darstellte, zeichneten sich die B. durch spirituelle Aktivitäten wie gemeinsame Bibellektüre, Hausandachten, Wallfahrten etc. aus. Die Bewegung war in lokale Bruderschaften (›bratstvo‹) bzw. Gemeinschaften (›zajednica‹) organisiert. Durch Wanderprediger wurden die Ideen der B. in ganz Serbien verbreitet. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Bewegung großen Aufschwung, wurde aber von vielen Priestern und Bischöfen mit Misstrauen wahrgenommen. 1920 wurde auf einer Versammlung (sabor) ein Statut verabschiedet und der Name „Nationale Christliche Gemeinschaft“ (serb. Narodna Hrišćanska Zajednica) als Eigenbezeichnung gewählt. Im folgenden Jahr wurde das Statut vom Patriarchen genehmigt. Bischof Nikolaj Velimirović wurde vom Synod der serbischen Kirche als Beauftragter für die B. eingesetzt; unter seiner Leitung entstand in der Stadt Kragujevac ein Zentrum, das sich v. a. durch zahlreiche Publikationen hervortat. Kurse für Laienprediger wurden institutionalisiert und die Bewegung wurde näher an die Kirche herangeführt. Fast jährlich fanden große Versammlungen der B. (sabori) statt. Durch die B. kam es auch zu einer Belebung des serbischen Mönchtums; viele der Mitglieder traten in Klöster ein. Mit dem Zweiten Weltkrieg erlosch die Bewegung; im sozialistischen Jugoslawien konnte sie nicht wiederbelebt werden. Erst in den 90er Jahren des 20. Jh. kam es zu einem erneuten Aufschwung, unter dem gleichen Namen, allerdings nicht mehr in der streng organisierten Form.
Bremer T. 1992: Ekklesiale Struktur und Ekklesiologie in der Serbischen Orthodoxen Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Würzburg. Micich A. 2000: Bishop Nikolai Velimirovic and the Bogomoljacki Pokret. New York.
