Makam
Makam (alban./ türk.; arab. Maqam)
Das Phänomen M. soll im Bewusstsein der albanischen Volksmusiker bis vor dem Zweiten Weltkrieg einen besonderen Stellenwert gehabt haben. Es ist ein weiteres Zeichen des Einflusses aus dem orientalischen Kulturraum. Unter den Albanern bekam es aber keine zentrale Rolle wie im Orient, sondern war nur eine von vielen Erscheinungen der sog. städtischen Volksmusik, zumal man seit der Unabhängigkeit 1912 bemüht war, orientalische Einflüsse abzubauen. Die Albaner verbinden es mit dem Begriff ›Aheng‹, der in einer seiner Bedeutungen ein ausgewähltes Repertoire von Volksliedern der nordalbanischen Stadt Shkodra darstellt. Dieses war – nach Meinung älterer Musikanten und Forscher Mitte des 20. Jh. – auf bestimmte Tonstrukturen bzw. melodische Gestalttypen gebaut, die u. a. ›Maqame‹ oder ›Perde‹ genannt werden. In der Praxis aber setzten sie sich eher mit der Melodie eines Liedes oder eines Tanzes und nicht mit Maqame-Formen, auf denen diese beruhen, auseinander. Im Unterschied zum Orient, wo dieses Phänomen Teil der klassischen Musik ist, war es bei den Albanern immer nur in der Volksmusik beheimatet. Heute ist nur ein „M.-Denken“ vorhanden, wie z. B. beim Melodieaufbau, bei melodischen Wendungen, bei der Vorliebe für bestimmte Klangfarben, bei der Art der Verzierungen in der Melodie der Singstimme und der Begleitinstrumente. Der Hang zu untemperierten Tönen – ein wichtiges Klangcharakteristikum – ist mittlerweile auf Grund des Einflusses des temperierten Tonsystems nicht mehr vorhanden. Dazu haben Begleitinstrumente wie u. a. Klarinette und Akkordeon einen wichtigen Beitrag geleistet. Bis vor kurzem wurde das Aufeinandertreffen der Merkmale des M.-Phänomens und der Musik der griechisch byzantinischen Kirche in der albanischen Volksmusik ignoriert. Sein Vorhandensein gibt aber ein gutes Beispiel des Zusammenlebens von drei verschiedenen Musikkulturen.
Ahmedaja A.: Historische und gegenwärtige Einflüsse auf die Musik in Albanien. Vortrag auf der internationalen Tagung „Vereintes Europa – Vereinte Musik? Vielfalt und soziale Dimensionen in Südosteuropa“. Ljubljana 2001 (in Druck).