Nagykanizsa

Nagykanizsa (ungar., dt. hist. Kanizsa, kroat. Kaniža).

Die südwestungarische Stadt N. liegt rund 210 km von Budapest entfernt im Komitat Zala. N.s Fläche beträgt 148,4 km², die Einwohnerzahl 51.788 (2001) Personen, die zu 3/4 katholisch und zu mehr als 95 % ungarischsprachig sind. N. ist ein Zentrum der Erdölgewinnung und -industrie und wichtiger Standort der ungarischen Elektro- und Baustoffindustrie. Im Bereich der Leichtindustrie sind die Möbelerzeugung sowie die Lebensmittelverarbeitung von Bedeutung.

Schon im Neolithikum und in der Bronzezeit bzw. im 2. Jh. und unter den Arpaden besiedelt, wurde N. 1245 zum ersten Mal urkundlich als ›ăterra Knysa‹ erwähnt. Die zur Siedlung gehörige Burg wurde zwischen 1296 und 1312 errichtet (lat. Castrum Canisia). Im 15. Jh. wurde N. zu einer Siedlung mit landesweitem und lokalem Marktrecht, 1409 wurde es erstmals als ›oppidum‹ erwähnt. In der Folge kam es zum Bau mehrerer kirchlicher Einrichtungen, so 1423 eines Franziskanerklosters. 1532 wurde N. von den Osmanen geplündert. Zur Abwehr der weiteren Angriffe wurde die Festung 1554 verstärkt. Nach dem Fall Szigetvárs (1566) war N. ein wichtiges Glied der Verteidigungslinie zum Schutz der österreichischen Erbländer. 1574 wurde N. von osmanischen Truppen gebrandschatzt, die Bevölkerung floh. 1600 wurde die Burg Kanizsa von den Osmanen eingenommen, die Siedlung wurde im Rahmen der osmanischen Verwaltungsgliederung Zentrum einer Provinz (›vilayet‹). 1690 konnte N. durch Ádám II. Batthyány zurückerobert werden, dessen Familie die Stadt im Laufe des 18. Jh. zum Mittelpunkt ihrer Güter machte. Im Laufe des 18. Jh. verlor N. seine Privilegien. Dennoch blühte die Stadt dank der zuwandernden Bevölkerung auf, zu der zahlreiche jüdische und griechische Kaufleute zählten. 1765 wurde ein Gymnasium erbaut, die erste städtische Schule wurde 1807 eröffnet. In den Revolutionsjahren 1848/49 geriet die Stadt schnell in habsburgische Hand. Erst nach dem Ausgleich 1867 erfolgte ein neuerlicher wirtschaftlicher Aufschwung N.s. 1860 erreichte die Eisenbahn die Stadt, mehrere Industriebetriebe und eine Bierbrauerei wurden gegründet. Ab 1929 war N. Komitatsstadt, 1930 kam es zur Entdeckung der Erdölvorkommen um N.

Im Sommer 1944 wurden die 3000 jüdischen Bürger der Stadt und ihrer Umgebung in einem Getto zusammengefasst und deportiert. Heute bekennen sich laut der Volkszählung von 2001 37 Personen zum jüdischen Glauben. Nach der Befreiung der Stadt 1945 wurde N. in den 50er Jahren Grenzzone zu Jugoslawien und Österreich und stagnierte. Erst nach dem Ende des Kommunismus wurde wieder ein langsamer Aufwärtstrend in der Entwicklung der Stadt spürbar.

Das Wahrzeichen von N. ist das sog. „Haus des eisernen Mannes“ auf dem Hauptplatz der Stadt. Von kultureller Bedeutung sind für N. v. a. die jährlichen Jazz- und Weinfestivals.

Horváth K. (Red.) 1992: Nagykanizsa. Nagykanizsa.

(Bela Rásky)

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