Tarnowskie Góry
Tarnowskie Góry (poln., dt. hist. Tarnowitz).
Die Kreisstadt T. liegt 32 km nördlich von Kattowitz am Nordrand des oberschlesischen Industriegebiets in der Woiwodschaft Oberschlesien (Województwo śląskie). Sie zählt 61.642 Einwohner (2004), liegt 280 m ü. d. M. und hat eine Fläche von 151,1 km². Die Stadt ist ein zentraler Eisenbahnknotenpunkt, ihre wichtigsten Wirtschaftszweige sind Maschinenbau, Nahrungsmittel- und Textilindustrie.
Im Gebiet um T. wurden seit dem 12./13. Jh. Blei und Zink, seit dem Beginn des 16. Jh. auch Silber abgebaut. 1519 entstanden aufgrund der Ansiedlung deutscher und böhmischer Bergleute durch den Herzog von Oppeln, zu dessen Herrschaftsbereich auch das im Herzogtum Beuthen gelegene Gebiet von T. zählte, erste Bergmannssiedlungen. Drei dieser Siedlungen wurden 1526 unter dem Namen Tarnowice zusammengefasst. T. erhielt im gleichen Jahr Stadt- und Bergbauprivilegien, 1528 die erste oberschlesische Bergordnung. Das von 1532–1618 brandenburgische T. entwickelte sich ab der Mitte des 16. Jh. zu einem der wichtigsten europäischen Abbauorte für Silber und Blei und war Treffpunkt protestantischer Literaten. Ab dem Anfang des 17. Jh. stagnierte der Bergbau, die wirtschaftliche Krise T.s, das 1618 an die Habsburger fiel, vertiefte sich durch die Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs. Durch den Vertrag von Breslau (1741) fiel die Stadt an Preußen. Der Fund neuer Erzvorkommen bewirkte in der zweiten Hälfte des 18. Jh. eine Wiederbelebung des Bergbaus. 1784–86 wurden in T. Bergwerk und Hütte „Friedrich“ errichtet, die als die modernsten ihrer Zeit galten. Dort wurde 1788 die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Kontinent in Betrieb genommen. Zu Beginn des 20. Jh. wurde der Erzabbau in T. beendet, da die Vorräte erschöpft waren. 1922 wurde T., nachdem sich die Bevölkerung der Stadt an den oberschlesischen Aufständen 1919–21 beteiligt und im Plebiszit zu 61 % für Polen votiert hatte, Teil der zweiten Polnischen Republik. Von 1939–45 war T. dem Deutschen Reich angegliedert und in dieser Zeit Standort einer Haftanstalt mit bis zu 37.000 Insassen. T., bis 1975 und seit 1999 erneut Kreisstadt, besitzt ein Bergbau- und ein Regionalmuseum. Der Stollen „Schwarze Forelle“, ein Industriedenkmal aus dem frühen 19. Jh., ist seit 1957 für Besucher zugänglich.