Tula (Stadt)

Tula (russ.)

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

T. ist Verwaltungszentrum des Gebietes T., Industriestandort und Eisenbahnknotenpunkt, liegt 193 km südlich von Moskau in den Ausläufern des Mittelrussischen Landrückens (Srednerusskaja vozvyšennost’) am Fluss Upa, einem Nebenfluss der Oka auf einer Fläche von 175 km² und zählt 509.010 Einwohner (2005).
T. hat zwei Hochschulen, die „T.er Staatliche Universität“ (Tulʹskij Gosudarstvennyj Universitet) und die „T.er Staatliche Pädagogische Hochschule Lev Tolstoj“ (Tulʹskij Gosudarstvennyj Pedagogičeskij Universitet imeni Lʹva Tolstogo). Das „Akademische Dramatheater Michail Gorʹkij“ (Tulʹskij akademičeskij Teatr dramy imeni M. Gorʹkogo) gehört mit der ersten Vorstellung 1777 zu den ältesten Theatern Russlands und erhielt 1970 einen Neubau.

2 Kulturgeschichte

Erstmalig erwähnt wurde T. 1146. Damals gehörte es zum Fürstentum Rjazanʹ, bis es 1504 zur Moskauer Rus kam. Im 16–17. Jh. war T. ein wichtiger Festungspunkt am südlichen Rande der Moskauer Rus und hielt 1552 der Belagerung durch den Krimkhan Devlet Girāi I. stand.
1779 erhielt die Stadt einen neuen, halbkreisförmigen Grundriss mit dem rechteckigen Kreml im Mittelpunkt. Die bis heute mit den Türmen erhaltenen Kremlmauern wurden 1514–21 errichtet. Auf dem Territorium des Kremls befinden sich die 1762–64 erbaute „Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale“ (Uspenskij Sobor) sowie das von Peter I. angeregte Waffenmuseum.
Seit Ende des 16. Jh. entwickelte sich in T. die Waffenschmiedekunst, sodass die Stadt im 17. Jh. zu einem Zentrum der eisenverarbeitenden Industrie auf der Basis einheimischer Erze wurde. 1712 veranlasste Peter I. den Bau der ersten staatlichen Waffenfabrik in Russland, nachdem der in T. gebürtige Nikita Demidov (1656–1725), Begründer der großen Industriellendynastie der Demidovs (Demidovy), bereits 1695 am Fluss Tulica sein erstes Stahlwerk errichtet hatte, dem viele Standorte u.a. im Ural folgen sollten.
Im 19. Jh. entwickelte sich die zivile metallverarbeitende Industrie mit der Produktion von Samowaren und Akkordeons. Das Sprichwort ›Eulen nach Athen tragen‹ lautet im Russischen ›V Tulu svoim samovarom ne jedjat‹. („Nach T. fährt man nicht mit dem eigenen Samowar.“). Ihren Niederschlag in der Literatur findet die T.er Schmiedekunst in der Erzählung ›Skaz o Tulʹskom kosom levše i o stalʹnoj bloche‹ („Erzählung vom scheelen Linkshänder aus T. und vom stählernen Floh“) von Nikolaj Leskov (1831–95).
Für die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erhielt T. 1961 den „Leninorden“ (Orden Lenina) und 1976 die Ehrenbezeichnung „Heldenstadt“ (gorod geroj).

http://www.tula.net [Stand 20.4.2005]. http://www.gotula.ru [Stand 21.6.2005].

(Ulrike Granaß)


Views
bmu:kk