Limbaži (Stadt)

Limbaži (lett./russ., dt. hist. Lemsal)

Die 8663 Einwohner (2005) zählende Stadt liegt im nördlichen Teil Lettlands (in der historischen Landschaft Livland) und ist Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises. Sie liegt ca. 80 m ü. d. M. an zwei natürlichen Seen (Limbažu Lielezers und Dūņezers) und hat eine Fläche von 9 km².

L. entstand um den ursprünglichen Standort einer livischen Burg, die Lemisel(l)e („Breiter Strand im Waldmoor“) genannt wurde und als Zentrum des livischen Siedlungsgebietes ›Metsepole‹ gilt. Bischof Albert von Riga errichtete dort im Zuge der Unterwerfung des Gebiets 1223 eine eigene – bis heute als Ruine erhaltene – Burg. Das Datum gilt als Jahr der Stadtgründung.

Seit Beginn des 14. Jh. war L., das wirtschaftliche Zentrum der Region und bedeutender Umschlagplatz für Holz und Getreide, Mitglied der Hanse. 1385 erhielt der Ort das Rigaer Stadtrecht. Weitere Befestigungsanlagen sowie ein Rathaus und ein Gildenhaus entstanden. Ende des 14. Jh. erreichte die Einwohnerzahl ca. 6000 Personen. Bis Anfang des 16. Jh. fanden in L. im Sommer Vasallentage statt; in diesen Wochen beherbergte der Ort bis zu 20.000 Menschen. L. war zudem Jahrmarktsort, büßte jedoch seine Bedeutung mit der Verschlammung des Flusses Svētupe, über den L. mit der Ostsee verbunden war, im Verlauf des 16. Jh. ein.

Zwischen 1522 und 1524 verbreitete sich, wie in ganz Livland, auch in L. die Reformation. Nach der Säkularisierung des Ordensstaates fiel das Gebiet an Polen-Litauen. Zu Ende des 16. Jh. wurde L. mehrmals von Schweden und Russland eingenommen. Die Befestigungsanlagen wurden 1602 komplett zerstört. Seinen heutigen lettischen Namen trägt L. seit der Schwedenzeit. 1621 verschenkte Gustav Adolf von Schweden L. an die Stadt Riga, die Schenkung wurde 1710 mit der Einnahme der Region durch Russland erneuert.

Zu den bedeutendsten Bauten dieser Zeit gehören die 1680 errichtete evangelisch-lutherische St. Johanniskirche (Sv. Jāņa baznīca) und die in der zweiten Hälfte des 17. Jh. erbaute, 1778 umgebaute „Schwedische Garnisonskirche“ (Zviedru garnizona baznīca). Durch einen verheerenden Stadtbrand 1747 verlor L. jedoch seinen mittelalterlichen Stadtkern. Das historische Zentrum bestimmen Gebäude aus dem 18. und 19. Jh. Mit der administrativen Unabhängigkeit L.s von Riga (1877) und dem Ausbau der Verkehrswege, insbesondere der Eisenbahnverbindung mit Riga (1934) begann für L. eine Zeit des wirtschaftlichen und demographischen Wachstums – die Einwohnerzahl stieg von 877 (1840) auf 2412 (1897) – der L. zu einer prosperierenden Kleinstadt machte. Auf die Initiative des Komponisten Kārlis Baumaņu geht die Einrichtung eines Kulturvereins mit Chor, Theater und Bibliothek in den 1880er zurück. Sein Grabmal befindet sich in L.

Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg brachte insbesondere die Einrichtung des Distrikts L. (1967). L. ist Mitglied des neuen Hanse-Netzwerkes.

Feldmann H., Mühlen H. v. zur (Hg.) 1990: Baltisches historisches Ortslexikon. Teil II, Lettland (Südlivland und Kurland). Köln. Latvijas Pašvaldību Savienība (Hg.) 1999: Enciklopēdija Latvijas Pilsetas. Rīga. 284-291. http://www.limbazi.lv/lv/?doc_id=27631 [Stand 3.3.2006].

(Indira Dupuis)


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