Přerov
Přerov (tschech.; dt. hist. Prerau)
Die mährische Kreisstadt P. erstreckt sich auf beiden Seiten des Flusses Bečva (dt. hist. Betschwa) und bildet ein administratives und kulturelles Zentrum der Region Olomouc. Das 210 m hoch gelegene P. zählt rund 47.000 Einwohner (2006).
Archäologische Funde zeigen, dass die Gegend von P. bereits vor rund 25.000 Jahren besiedelt wurde. Am Nordrand der Stadt, in Předmostí, befinden sich altsteinzeitliche Funde des hier lebenden ›homo předmostiensis‹. Später entstand eine Siedlung über der Bečva, die 1141 erstmals schriftlich erwähnt wurde. König Otakar II. Přemysl erhob P. 1256 zur königlichen Stadt, seit 1275 existierte eine Brücke über den Fluss. 1475 erhielten die Herren von Pernštejn P. Unter ihrer rund 100jährigen Herrschaft wurden die umliegenden Berge kolonisiert. 1484 ließ sich die Bruderunität in P. nieder, das eine der bedeutendsten Brüdergemeinden in Mähren mit eigenem Bischof und Schule wurde. 1523 kam hier Jan Blahoslav zur Welt, der Verfasser der ersten tschechischen Grammatik. 1608–11 sowie 1614–18 lebte der Pädagoge und Theologe Jan Ámos Komenský in P. (seit 1887 existiert das Komenský-Museum). Unter Karel von Žerotín erlebte die Stadt 1598–1636 ihre Blütezeit sowie ihren Verfall nach der Niederlage der protestantischen Stände in der Schlacht am Weißen Berg 1620. Wirtschaftlichen Aufschwung brachte erst der Bau der Eisenbahnlinie 1841, P. wurde zu einem wichtigen Knotenpunkt, an dem zahlreiche Fabriken entstanden.