Szentendre

Szentendre (ung.; dt. hist. Sankt Andrä).

Rund 20 km nördlich von Budapest an der Hauptverkehrsstraße 11 an der Donau, am Tor zum Donauknie und am Fuß des Pilisgebirges gelegen, ist Sz. einer der Tourismusmagneten Ungarns. Mit einer Fläche von ca. 43,8 km² und gilt Sz. als eine malerische Künstlerkolonie am Rande einer betriebsamen Metropole. Obwohl mehr als 95 % der Einwohner ungarischsprachig sind, gilt das Städtchen auch als ein Treffpunkt der Kulturen und Ethnien, in erster Linie der serbischen, slowakischen, deutschen und ungarischen Bevölkerung.

Ursprünglich eine Station am römischen Limes (Ulcisia Castra), dann von Langobarden und Awaren besiedelt, wird der Ort als S. Andree 1146 erstmalig urkundlich erwähnt. Im Mittelalter kommt es zu mehrfachen Besitzwechseln und Neubelehnungen. Nach dem Fall Budas 1541 gerät Sz. in osmanische Hand. 1595 kurzfristig wieder zurückerobert, kommt die Siedlung erst 1684 endgültig wieder in ungarische Hand und befindet sich ab 1659 im Besitz der Familie Zichy. 1690 werden in Sz. serbische Flüchtlinge angesiedelt, von denen ein Teil nach dem Frieden von Karlowitz (1699) zurückkehrt. Die Gewerbetreibenden und Händler bringen einen beträchtlichen Aufschwung mit sich, in erster Linie durch den Weinbau: Sz. wird zum Zentrum des serbischen kulturellen und religiösen Lebens, was sich bis heute in zahlreichen denkmalgeschützten sakralen und weltlichen Gebäuden niederschlägt. Diese Entwicklung wird durch mehrere Epidemien und Hochwasser im 19. Jh. unterbrochen, die Reblaus bringt das Ende des Weinbaus in der Gegend. In den folgenden Jahren siedeln sich auch Ungarn, Slowaken und Deutsche in Sz. an, das 1872 das Stadtrecht erhält. 1892 wird eine Lokalbahn nach Budapest eröffnet, 1914 elektrifiziert. Diese Vorortbahn (›Helyiérdekű Vasút‹, HÉV) treibt die Suburbanisierung Sz.s voran.

Mit der Gründung der Künstlerkolonie von Sz. (›Szentendrei művésztelep‹) 1929 erhält die Stadt den Ruf als ein Ort der Künste. Heute finden sich in Sz. mehrer Museen wie ›Ferenczy Múzeum‹ (1951), ›Czóbel Béla Múzeum‹ (1975), ›Barcsay Jenő Gyűjtemény‹ (1977), ›Kovács Margit Múzeum‹ (1972). Das Freilichtmuseum am Stadtrand stellt die ungarische Volkskultur nach Regionen gegliedert vor und wird laufend erweitert. Mit dem Verkehrsmuseum (›Közlekedési Múzeum‹, 1992), verfügt Sz. über eines der bedeutendsten Museen zur Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs.

Pallai K. 1991: Szentendre und seine Museen. Budapest. Pallai K. 1992: Ein Reiseführer durch Budapest. Budapest.

(Bela Rásky)

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