Bielsko-Biała
Bielsko-Biała (poln., dt. hist. Bielitz-Biala, tschech. Bělsko-Biala).
Die südpolnische Stadt B.-B. liegt 313 m ü. d. M. im Vorland der Beskiden am Fluss Białka, einem rechten Zufluss der Weichsel. Die Stadt zählt 176.987 Einwohner (2004) und umfasst ein Gebiet von 124,93 km². Die Doppelstadt entstand 1951 durch den Zusammenschluss von Bielsko mit Biała. Die verkehrsgünstig zwischen Krakau und Mähren, Oświęcim, Gleiwitz, Żywiec und der Slowakei gelegene Stadt ist heute das Verwaltungszentrum im Vorland der Beskiden und ein Zentrum der Textil- und Fahrzeugproduktion.
Die ältesten Ansiedlungsspuren wurden auf dem Gebiet des Dorfes Alt-Bielitz, nahe eines Burgwalls aus der Wende vom 13. zum 14. Jh. gefunden. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Bielitz 1320. Wahrscheinlich um die Wende zum 14. Jh. erhielt es das Stadtrecht, das genaue Datum ist aber nicht bekannt. 1316 wurde das an beiden Ufern des Flusses Białka gelegene Gebiet zwischen den Herzogtümern Teschen und Auschwitz aufgeteilt. In den folgenden Jahrhunderten bildete der Fluss eine Grenze der polnischen und deutschen Einflüsse und Bielitz wurde eine strategisch wichtige Grenzstadt im Herzogtum Teschen, das seit 1327 den böhmischen Luxemburgern als Lehen unterstand. Anfang des 16. Jh. erhielt die Stadt eine Reihe von Privilegien. Zu den Hauptbeschäftigungen der Bürger gehörten das Handwerk (v. a. Textilienherstellung), Handel, Fisch- und Landwirtschaft. Im 17. und 18. Jh. verfiel Bielitz infolge wiederkehrender Seuchen, Hungersnöte, Überfälle und schließlich vieler Feuerbrünste, die die städtische Bebauung in Schutt und Asche legten. Im 19. Jh. musste das ganze Stadtgebiet neu aufgebaut werden. Konfessionell gehörte Bielitz seit Mitte des 16. Jh. zur evangelischen Kirche und noch im 18. Jh. war es die einzige evangelische Stadt in der ganzen Habsburgermonarchie. Zusammen mit dem benachbarten Biała bildete Bielitz bis zum Jahre 1945 ein Zentrum der evangelischen Kirche. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass die beiden Städte mit den sie umgebenden deutschen Dörfern bis zum Kriegsende Mittelpunkt einer alten deutschen Sprachinsel waren.
Die Siedlung Biala entstand viel später (1564) am gegenüberliegenden Ufer des Flusses Białka. Ihre Entwicklung hing zusammen mit dem Zuzug von Siedlern aus dem benachbarten Schlesien, v. a. während des Dreißigjährigen Krieges sowie protestantischen Flüchtlingen, von denen viele vor der Gegenreformation durch die Habsburger Richtung Polen flohen. Im 18. Jh. erfreute sich Biala besonderer Gunst der polnischen Könige. Es wurde schnell zu einem Handwerks- und Handelszentrum im Westen von Kleinpolen und später – nach der ersten Teilung Polens 1772 – im westlichen Galizien. 1723 erhielt Biala von August dem Starken das Stadtrecht. Nach 1772 gehörten Bielitz und Biala zu Österreich. Die industrielle Revolution des 19. Jh. brachte für beide Städte neue Impulse, es blühten v. a. die Textil- und Maschinenbauindustrie auf. Anfang des Jahrhunderts entstanden erste Tuchfabriken und es begann die industrielle Textilproduktion. 1806 wurden Spinnmaschinen eingeführt, in den 1820er Jahren erschien die erste Dampfmaschine und etwas später baute man in Bielitz eine Fabrik für Textilmaschinen und -anlagen.
Die Industrialisierung und der Bau einer Eisenbahnlinie in der zweiten Hälfte des 19. Jh. brachten den Städten ein intensives wirtschaftliches und kulturelles Wachstum. Schon bald gab es Bürgersteige, eine Wasserleitung, Stadtentwässerung sowie ein Elektrizitätswerk. In der Bevölkerung dominierten Deutsche und Juden, die zugleich unter Fabrikbesitzern und Aktionären den Großteil bildeten. Nach dem Ersten Weltkrieg kamen beide Städte zu Polen, doch sie lagen in verschieden Woiwodschaften. Nach einigen gelungenen Investitionen in den 30er Jahren des 20. Jh. wurde Bielitz zur wohlhabendsten Stadt Polens. Die deutschen Einflüsse waren hier sehr stark, was die Wahlen zum polnischen Parlament 1928 bewiesen (über 64 % deutsche, fast 21 % polnische und 14,7 % jüdische Stimmen). Die Stadtverwaltung war bis 1930 deutsch. Das mehr oder weniger friedliche Zusammenleben der polnischen, deutschen und jüdischen Bürger dauerte bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als alle jüdischen Bürger ermordet und 1945 die deutsche Bevölkerung vertrieben wurde. Im Zuge der NS-Vernichtungspolitik waren auf dem Gebiet von B.-B. auch zwei Außenlager des KZ Auschwitz errichtet worden. Nach dem Krieg, erlebte das relativ wenig zerstörte Gebiet einen starken Zuzug von Menschen aus den sowjetisch besetzten Ostgebieten.
bielitz-biala (http://www.bielitz-biala.de/index.php?option=com_content&task=view&id=20&Itemid=34) (Stand 09.09.07). Malec M. 2003: Słownik etymologiczny nazw geograficznych Polski. Warszawa. Warszyńskiej J. (Red.) 1995: Karpaty Polskie. Przyroda, człowiek i jego działalność. Kraków.