Innozenz IV.

Innozenz IV., * um 1195 † 7. 12. 1254, Papst von 1243 bis 1254.

Der Genuese Sinibaldo de Fieschi, Graf von Lavagna mit juristischer Ausbildung (in Parma und Bologna), wurde nach einer 19 Monaten dauernden Vakanz auf dem Heiligen Stuhl vom Konklave in Anagni am 25.6.1243 zum Papst gewählt. Sein Pontifikat, das er zwischen 1244–51 in Lyon verbrachte hatte, wurde bis zum Tode Friedrichs II. 1250 durch den Kampf gegen Kaiser und Stauferdynastie beeinflusst. I. setzte auf dem schwach besuchten ersten Konzil zu Lyon (1245) den Kaiser ab und versuchte, durch die Unterstützung der Gegenkönige (Heinrich Raspe 1246–47 und Wilhelm von Holland 1247–56) die Position des Friedrichs II. zu schwächen. Neben den politischen Aktivitäten ist I. als einer der Juristenpäpste bekannt, der drei Sammlungen von eigenen Anordnungen und Dekretalen herausgab und die ausführlichen Kommentare zu den Dekretalen Gregors IX. – ›Apparatus in quinque libros decretalium ‹ – vorbereitete. Im Laufe seines Pontifikats versuchte er die legalistische, theokratische Konzeption des Papsttums als eine theoretisch und praktisch unnahbare und über alle weltlichen Gewalten stehende Institution durchzusetzen.

I. ist auch durch seine aktive „Ostpolitik“ bekannt, die er auf dem Lyon-Konzil erklärte und klar definierte. Im Konflikt um das Babenberger Erbe bestätigte er den jungen Přemysl Ottokar II., den späteren König von Böhmen, als Herzog in den österreichischen Ländern und vermittelte zwischen ihm und dem ungarischen König Béla IV. Nach der Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden im Jahre 1243 wurde das Land von seinem aktiven Kardinalslegaten Wilhelm von Modena in vier Bistümern organisiert (Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland) und indes auch ein Provinzkonzil von Skänninge in Schweden geleitet. Im Bewusstsein des Machtpotenzials des Mongolenreiches nach dem Einfall von 1240–41 in Schlesien hatte er die Idee, eine Missionsgesandtschaft zum Großkhan zu schicken, um diesen für das Christentum zu gewinnen und ihn gegen die islamischen Herrscher des Nahen Ostens zu benutzen. Die Mission des Franziskaners Johannes von Pian di Carpine zum Großkhan nach Karakorum in den Jahren 1245–47 sollte eine Vorbereitung des Mongolenprojekts sein. Andere Missionen und Legationen waren wurden nach Armenien und zu den Rus' entsandt. Obwohl die Gespräche mit Daniil Romanovič mit dessen Königserhebung endeten, haben sich die Hoffnungen auf eine Kirchenunion nicht verwirklicht. Auch die Besprechungen 1253–54 mit dem byzantinischen Kaiser Iōannēs III. Doukas Vatatzēs über eine kirchliche Union, wo beide Seiten vorbereitet waren, wichtige Konzessionen zu machen, blieben erfolglos. Zur selben Zeit hatten seine Missionare scheinbaren Erfolg mit der Bekehrung des Litauerfürsten Mindaugas, der sich dadurch Hoffnungen auf die Verleihung des Königstitels durch den Papst machte.

De Vries W. 1963: Innozenz IV. und der christliche Osten. Ostkirchliche Studien 12, 113–131. Deslandres P. 1908: Innocent IV et la chute des Hohenstaufen. Paris. Maubach J. 1902: Die Kardinäle und ihre Politik um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Bonn. Rodenberg C. 1892: Innocenz IV. und das Königreich Sicilien. Halle. Weber H. 1900: Der Kampf zwischen Papst Innocenz IV. und Kaiser Friedrich II. bis zur Flucht des Papstes nach Lyon. Berlin.

(Marek Klatý)

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