Sremski Karlovci (Stadt)
Sremski Karlovci (serb., dt. hist. Karlowitz, ungar. hist. Karloca, türk. hist. Karlofça); städtische Ansiedlung am Nordosthang des Gebirges Fruška gora, am linken Ufer der Donau gelegen, befindet sich unmittelbar an der Verkehrslinie Belgrad–Novi Sad in der nordserbischen Region Wojwodina. S. K. hatte 1961 6390, im Jahre 2004 8824 Einwohner.
Erstmalig wurde S. K. im Jahre 1308 als ›Castrum Karon‹, 1567 dann als Karlovci erwähnt, das später den Namen S. K. erhielt. 1521 wurde die Stadt von den Osmanen eingenommen und die Stadtfestung zerstört. Jedoch entwickelte sich S. K. schon 50 Jahre später zu einer relativ großen Ansiedlung mit ungefähr 600 serbischen Haushalten. Der 1683 begonnene, sog. Wiener Krieg der „Heiligen Liga“ und Österreichs gegen die Osmanen wurde im sog. Frieden von Karlowitz 1699 beendet. Seitdem erlebte S. K. als Grenzort einen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahre 1713 wird der Sitz der Metropolie Krušedol vom gleichnamigen Kloster nach S. K. verlegt. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war S. K. nun der Mittelpunkt des geistigen, kirchlichen und kulturellen Lebens der Serben sowie Sitz der serbischen Patriarchen und Metropoliten. Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt trug besonders der für diese Region charakteristische Weinanbau bei. Aufgrund der günstigen wirtschaftlichen und auch gesellschaftspolitischen Bedingungen kam es zur Gründung einer Grundschule 1726, einer klassischen Schule 1731, eines Gymnasiums 1791 und eines Priesterseminars im Jahre 1794, das bis heute fortbesteht. Das Gymnasium war eine der ersten serbischen und überhaupt slawischen Schulen für Grammatik. Im 18. Jh. bildete sich zudem ein typisches barockes Stadtbild heraus, das sich zu Beginn des 20. Jh. aber durch den notwendigen Neubau von Schul- und Kirchenbauten wiederum änderte.
Vom 18. bis zum 20. Jh. fanden in S. K. zahlreiche bedeutende Synoden zu Fragen des politischen, wirtschaftlichen, geistig-kulturellen und kirchlichen Lebens der Serben in Ungarn und Kroatien statt. Dabei kam es besonders im 19. Jh. zu Konflikten zwischen der konservativen Geistlichkeit und den neu gegründeten politischen Parteien des Bürgertums. Im Mai 1848 berief der Metropolit Josif Rajačić unter dem Druck des Bürgertums eine Volksversammlung in S. K. ein, die ein Banat Serbien ausrief, das Teile von Srem, des Banats, der Batschka und Baranja (kroat., ungar. Baranya) umfasste. Durch den Beschluss zur endgültigen Abspaltung von Ungarn kam es 1848/49 zum Krieg zwischen Serben und der ungarischen Krone. Der österreichische Kaiser bestätigte schließlich das serbische Patriarchat und das Banat Wojwodina.
Auch heute ist S. K. ein wichtiges Zentrum für Weinanbau in der Region. Produziert werden Weine, wie der ›karlovački rizling‹ oder der ›fruškogorski biser‹. Weiterhin lebt die Bevölkerung von Weizen- und Maisanbau und der Viehzucht. An Industrie hat S. K. lediglich eine Ziegelbrennerei aufzuweisen. Aufbauend auf der Tradition als Kultur- und Bildungszentrum existieren auch heute zahlreiche Schulen und Ausbildungsstätten, z. B. ein Gymnasium, eine pädagogische Schule, die Schule der Ziegelbrennerei und eine Wirtschaftsschule. Außerdem gibt es in S. K. ein staatliches Archiv, ein Archiv der Serbischen Akademie der Wissenschaften, ein Institut für Wein- und Obstanbau und ein städtisches Museum, welches Ausstellungsstücke aus den Bereichen Archäologie, Ethnologie und Geschichte beherbergt. Somit ist ein Großteil der Einwohner auf dem Sektor der Kultur und Bildung angestellt. Als Ausgangspunkt für Reisen in das Fruška gora-Gebirge ist S. K. auch ein regionales Tourismuszentrum. Weiterhin ist die Kleinstadt, die gleichzeitig eine eigene Gemeinde bildet, Sitz eines Bischofes und einer Diözese.
(Christoph P. Giesel)