Ossa
Ossa (griech., auch: Kis[s]avos)
O. ist der Name eines Gebirgsmassivs im nordöstlichen Thessalien in Griechenland. Als südliche Fortsetzung des Olymps trennt O. das thessalische Becken vom Ägäischen Meer, in das es steil hinabfällt. Im Norden wird das Gebirge durch das klammartige Tempī-Tal, das vom Fluss Pīneios durchflossen wird, vom Olymp abgegrenzt, während sich im Süden das Pīlion-Gebirge anschließt. Das Gebirge stellt einen Teil des kristallinen Massivs der thrakischen Masse dar, das unter dem Einfluss starker tektonischer Bewegungen zerbrach. Hauptgipfel ist die nackte Kalkpyramide des Berges Profītīs Īlias (1978 m ü. d. M.). Durch den Regenreichtum gedeihen Buchen, Eichen und Kastanien, in höheren Lagen auch Tannen, während im Westen und Süden Macchien vorherrschen. Buchenwälder finden hier ihre südöstliche Arealgrenze in Europa.
Die niederen Bereiche des Gebirges sind seit Jahrtausenden besiedelt. Der griechischen Mythologie zufolge war O. vom Stamm der Magneten bewohnt. Hier befanden sich bedeutende Stätten der Demeter- und Asklepios-Verehrung. Über O. führt eine alte Passstraße, die in unsicheren Zeiten als Alternative zum Tempī-Tal galt. In osmanischer Zeit dominierte in der thessalischen Ebene die Çiftlik-Wirtschaft, während im Bergland griechische Freibauern sowie Aromunen und Sarakatsanen siedelten, denen das Gebirge wichtige Sommerweiden bot. Einzelne Dörfer wie Ampelakia konnten sich in osmanischer Zeit zu wirtschaftlich blühenden Gemeinden entwickeln. Heute wird das reiche Vorkommen an Erzen und edlem Marmor genutzt. Winterlicher Schneefall ermöglicht Skisport.
Lienau C. 1989: Griechenland. Geographie eines Staates der europäischen Südperipherie. Darmstadt (= Wissenschaftliche Länderkunden 32). Riedl H. 1981: Das Ossa-Bergland. Eine landschaftskundliche Studie zur regionalen Geographie der ostthessalischen Gebirgsschwelle. In: Beiträge zur Landeskunde Griechenlands 2. Salzburg (= Arbeiten aus dem Institut für Geographie der Universität Salzburg 8), 79–159.