Čeljabinsk (Gebiet)
Čeljabinskaja oblastʹ (russ., „Čeljabinsker Gebiet“)
Das Verwaltungsgebiet Č. liegt am Osthang des südlichen Ural und existiert in seinen heutigen Grenzen seit 1934. Es erstreckt sich über 87.900 km² und hat 3.531.272 Einwohnern (2005). Im Norden grenzt es an das Gebiet Sverdlovsk, im Osten an Kurgan, im Südwesten an Orenburg und nordwestlich an Baškortostan sowie im Süden an Kasachstan. Hauptstadt ist Čeljabinsk.
Das nordwestliche Territorium des Gebiets ist vom Uralgebirge geprägt, der höchste Gipfel liegt 1406 m ü. d. M. Im Osten wechseln sich Hügellandschaften mit Ebenen ab. An den Osthängen des Ural liegt ein mineralogisches Schutzgebiet, in dem mehr als 260 Mineralien und 70 Gesteinsarten (u. a. Eisenerz, Kupfer-Zink-Erze, Gold, Speckstein, Graphit und Quarz) lagern, in der Umgebung der Stadt Č. v. a. Braunkohle und weißer Marmor. Č. liegt in der Zone des kontinentalen Klimas mit langen kalten Wintern und warmen Sommern. Die mittlere Temperatur im Januar beträgt –15/17 °C, im Juli 16/18 °C.
Lange war der Süden der Region hauptsächlich von Kasachen, der Norden von Baschkiren besiedelt. Die Russen besiedelten das Gebiet erst im 18. Jh. im Zusammenhang mit der bergbauindustriellen Erschließung des Ural. In der Nähe von Erzminen und Eisenverarbeitungswerken wurden die ersten Städte errichtet. Auf der Grundlage der Schwerindustrie entwickelte sich das Gebiet bis heute zu einem der am stärksten urbanisierten und industrialisierten Regionen der Russischen Föderation. Im Gebiet Č. befinden sich 30 Städte. Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt 81,4 %, die Bevölkerungsdichte 40,2 Einwohner pro km². Zu den größten Städten zählen neben der Millionenstadt Čeljabinsk, Kopejsk, Magnitogorsk, Miass, Ozërsk, Troick und Zlatoust. 82,3 % der Bevölkerung sind Russen, 5,7 % Tataren, 4,6 % Baschkiren, 2,1 % Ukrainer und 1 % Kasachen.
Grundlegend für die siedlungsstrukturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region war neben den zahlreichen Bodenschatzvorkommen die gute verkehrsgeographische Lage an der Transsibirischen Eisenbahn. Einen zweiten Entwicklungsschub verzeichnete die Region während des Zweiten Weltkriegs, als viele große Industriewerke aus den westlichen Landesteilen in den Ural verlegt wurden. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsproduktion zum wichtigsten Standbein der regionalen Wirtschaft. Das Gebiet wurde zum Zentrum der russischen Kernforscher und atomaren Streitkräfte. Im Umland von Č.-Stadt gab es mehrere sog. geheime Städte, Nuklearstädte, die auf keiner Karte und in keiner Statistik verzeichnet waren. Dazu gehörten Čeljabinsk-65 (heute Ozërsk), in dem radioaktive Abfälle verarbeitet wurden, Čeljabinsk-70 (heute Snežinsk), das das Föderale Kernforschungszentrum beherbergte, und Zlatoust-36 (heute Trëchgornyj) mit dem Staatlichen Zentrum für Unterwasserraketenstarts und der Produktionsstätte für Atomsprengköpfe und ballistische Raketen für U-Boote.
Innerhalb der Russischen Föderation nimmt Č. bei der Industrieproduktion gegenwärtig den 10. Rang ein. Die bedeutendsten Wirtschaftszweige sind nach wie vor die Eisenerzgewinnung sowie der Maschinenbau/ Metallverarbeitung. 41 Forschungseinrichtungen verwirklichen die wissenschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für die verschiedenen Industriezweige. Im eher landwirtschaftlich geprägten Süden der Region dominiert die Tierhaltung (Milchvieh, Schweine, Geflügel). Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Gebiet beträgt 56 %. Die starke industrielle Tätigkeit hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer enormen Umweltbelastung geführt, die im Nuklearunfall von 1957 im Reaktor von Majak ihren Höhepunkt fand.
www.ural-chel.ru [Stand 10.10.2005].