Orenburg (Stadt)

Orenburg (russ., 1938–57 Čkalov)

Die 538.600 Einwohner (2005) zählende Stadt O. liegt 1478 km südöstlich von Moskau 150 m ü. d. M. am Fluss Ural nahe der kasachischen Grenze. O. ist Zentrum des gleichnamigen Gebiets und Rayons.

Gegründet wurde O. 1735 als Festung am Fluss Orʹ, worauf vermutlich auch der heutige Stadtname zurückgeht. Die Festung wurde zweimal verlegt und 1743 neu gegründet. Sie war der wichtigste Außenposten Russlands an der Grenze zu Asien. Seit 1744 war O. Hauptstadt des Gouvernements O., seit 1748 militärisches und administratives Zentrum des Kosakenheeres. Durch einen Großbrand Ende des 18. Jh. wurde O. zur Hälfte zerstört. Kirchen und Residenzen wurden im Barock-Stil neu aufgebaut. 1838 wurde eine Moschee errichtet, 1895 eine große Kirche im neu-byzantinischen Stil. Nach dem Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg wurden 20 von 21 Kirchen in O. niedergerissen, die Stadt verlor in den 30er Jahren viele historische Bauten. Die Stadt war Verbannungsort für politische Gefangene, 1920–25 Hauptstadt der Kirgisischen ASSR, seit 1934 Zentrum des Gebiets.

O. war ein bedeutendes Handelszentrum zwischen Russland, Kasachstan und Mittelasien. Industrie entwickelte sich in der Stadt nach dem Bau der Eisenbahnstrecken nach Samara (1877) und Taschkent (1905). O. war auch ein Handelsplatz für Fleisch, Schmalz, Leder und Wolle , es entwickelte sich eine bedeutende Holz verarbeitende Industrie. Einen Industrialisierungsschub löste während des Zweiten Weltkrieges die Verlegung vieler Industriebetriebe aus dem europäischen Russland nach O. aus. Bis in die 60er Jahre verdoppelte sich die Einwohnerzahl. Führende Industriebranchen sind heute der Maschinenbau sowie die Metallverarbeitung, Erdgasförderung und Erdölverarbeitung.

Weltberühmt sind die Kopftücher aus der Unterwolle junger Ziegen. Die Stickmuster wurden seit dem 18. Jh. händisch angefertigt, seit 1930 werden sie industriell hergestellt. O. hat eine Medizinische Akademie, acht Hochschulen, drei Theater, eine Philharmonie, ein Planetarium und mehrere Museen. Vom historischen Stadtkern sind innerhalb der Festung Torreste von 1743 erhalten. Bedeutende Architekturdenkmäler der Stadt sind ›Gostinij Dvor‹ (1749–54), ›Karavan-Zaraj‹ (1836–42). Der Rayon O. ist mit Tier- und Pflanzenzucht stark landwirtschaftlich geprägt.

(Ulrike Butmaloiu)

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