Mirdita

Mirdita (alban. det., alban. indet. Mirditë) Ursprünglich war M. das Siedlungsgebiet der „Mirditen“ (Mirditë), eines der bedeutendsten albanischen Stämme, heute eine Gebirgsregion (etwa 400 m ü. d. M.) in Nordalbanien, deren nördliche Grenze die Stadt Puka, im Westen die Zadrima-Ebene, im Süden der Fluss Mat und im Osten der Fluss Debar (maked.; alban. det. Dibra, alban. indet. Dibër) bildet. Der Kreis M. (Rrethi i Mirditës) zählt 37.055 Einwohner (2001) und hat eine Fläche von 867 km². Sein Hauptort ist Rrëshen.

Mit Ausnahme einiger weniger Dörfer handelt es sich um eine rein katholische Gegend (Abtei Orosh). Die Dörfer liegen zum Teil sehr weit auseinander, insgesamt ist die Gegend dünn besiedelt, nur schwer zugänglich und die Infrastruktur schlecht ausgebaut. Hauptorte der Region, die v. a. in der kommunistischen Ära Albaniens vom Kupferbergbau und einer verarbeitenden Industrie profitierte, sind die einzigen (Klein-)Städte der Region Rrëshen, Rubik, Reps und Kurbnesh. Die wirtschaftliche Krise Anfang der 1990 Jahre bewog viele Menschen die gebirgigen Dörfer zu verlassen und in städtischen Zentren Albaniens oder im Ausland eine Beschäftigung zu finden.

Der Name kann von alban. mirëdita („Guten Tag“) abgeleitet werden. Verschiedene Legenden existieren über die Ursprünge des Stammesgebietes M. Wahrscheinlich handelte es sich anfänglich um den Zusammenschluss verschiedener Stämme bzw. ›bajraks‹ in der Gegend, wie der von Orosh, Kushnen und Spaçi, deren Gebiet ausgeweitet bzw. um weitere Stämme erweitert wurde. Noch im 16. Jh. konnten sich die „Mirditen“ ihre Unabhängigkeit von den Osmanen bewahren und genossen z. T. völlige Freiheit. Die oberste Stammeswürde war die des Kapitäns, die seit 1876 Prenk Bibë Doda innehatte. Sein Traum war es, ein unabhängiges nordalbanisches Fürstentum mit der M. als Zentrum zu schaffen. Die „Mirditen“ spielten in der Zeit der „Liga von Prizren“ (Lidhja e Prizrenit) eine bedeutende Rolle im Kampf gegen Gebietsabtretungen, im albanischen Geistesleben ist auf das Wirken des katholischen Pfarrers und späteren Abtes Prenk Doçi (1846–1917), der neben patriotischen Schriften auch aktiv an der Aufstandbewegung gegen die Osmanen teilnahm, hinzuweisen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in der M. zu inneren Machtkämpfen und schließlich 1921 zum offenen Aufruhr, nachdem Prenk Bibë Doda im Sommer 1920 ermordet wurde. Mit jugoslawischer Unterstützung rief sein Vetter Gjon Marka Gjoni die „Republik Mirdita“ (Republika e Mirditës) aus, die jedoch nur einige Monate Bestand hatte. Der starke Eigenständigkeitsanspruch der M. wurde somit erst 1921 mit der Etablierung der Herrschaft König Zogus I. beendet, als sie als eigenständiger Faktor von der politischen Bühne Albaniens verschwand. In kommunistischer Zeit erlangte die M. als rohstoffreicher Region wirtschaftliche Bedeutung. Neben Kupferbergbau betraf dies auch die Holzwirtschaft. Die Bergwerksarbeit in der M. wurde wie auch in anderen Teilen des sozialistischen Albaniens von Strafgefangenen und politischen Häftlingen vollbracht. Gerade das Bergwerk von Spaç gehörte zu den berüchtigtsten albanischen Arbeitslagern.

Marku P. N. 2004: Mirdita dhe njerëzit e saj. Tiranë. Bartl P.1978: Die Mirditen. Bemerkungen zur nordalbanischen Stammesgeschichte. Münchner Zeitschrift für Balkankunde 1, 27–69. Bartl P. 1996: Die Abtei des hl. Alexander in der Mirdita nach den Berichten ihres Abtes Prenk Doçi aus den Jahren 1888-1896. Ein Beitrag zur historischen Landeskunde Nordalbaniens. Münchner Zeitschrift für Balkankunde 10-11, 7-83. Doçi P. 1999: Mirdita – vatër e qëndresës antiosmane. Veshtrim etnologjik e historik (1479–1912). Tiranë. Toma N. (Hg.) 1997: Mirdita: artikuj dhe studime historike. Shkodra. Tirta M. u. .a (Hg.) 1999: Mirdita: njohuri për vendlindjen. Rrëshen. Doçi P. P. 1999: Mirdita: vatër e qëndresës antiosmane. Vëshrim etnologjik e historik (1479-1912). Tiranë.

(Eva Anne Frantz)


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