Brjansk (Stadt)

Brjansk (russ.; poln. hist. Brańsk).

Inhaltsverzeichnis

1 Geographie

B. ist seit 1944 Hauptstadt des gleichnamigen Gebiets. Die Stadt liegt 379 km südwestlich von Moskau am Fluss Desna; ihre Fläche beträgt 201 km². Sie hat 420.000 Einwohner (2005) und ist Bahn- und Luftverkehrsknotenpunkt. Das Stadtzentrum befindet sich auf einer Höhe von 156 m. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Januar –7 °C und im Juli 18 °C. Die Niederschlagsmenge beläuft sich durchschnittlich auf 600 mm im Jahr.

Die wichtigsten Industriebranchen sind Maschinenbau, Chemie, Leichtindustrie, Holzverarbeitung, Nahrungsmittel- und Baumaterialienproduktion. In B. befinden sich eine Universität, mehrere Hochschulen und Theater sowie eine Philharmonie, ein Zirkus, ein Planetarium und verschiedene Museen.

2 Kulturgeschichte

Um 985 entstand am rechten Ufer der Desna die befestigte Siedlung Debrjansk (auch: Dobrjansk). Ihren Namen erhielt sie nach dem dichten Wald, „Dickicht“ (russ: debri) der Umgebung. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1146 in der „Hypatios-Chronik“. B. wurde 1252 zum Zentrum des Teilfürstentums B. und stand ab 1356 unter litauischer Herrschaft. Um 1500 kam B. im Zuge der „Sammlung des russischen Landes“ zur Moskauer Rus. Aus dieser Zeit stammt der heutige Name. Im Laufe des 16. und 17. Jh. entwickelte sich B. zu einer wichtigen Festungsstadt und zu einem bedeutenden Zentrum für Handwerk und Handel, in dem regelmäßige Jahrmärkte stattfanden. Seit 1709 gehörte B. zum Gouvernement Kiew, ab 1778 zu Orlov. Mit Peter I. begann im 18. Jh. der Schiffsbau (für die Schwarzmeerflotte), 1783 wurde ein Arsenal zur Herstellung von Belagerungs- und Feldartillerie (Mörser, Bronzekanonen) gegründet. Im 19. Jh. entwickelte sich B. zu einem Industriezentrum mit Schienenwalz- und Eisenhüttenwerken, Maschinenbau sowie Textilfabriken und Seilereien. Das größte Dramentheater der Stadt ist nach dem Dichter Alexej K. Tolstoj (1817–75) benannt, der in B. seinen Lebensabend verbrachte und hier begraben ist.
Während des Zweiten Weltkrieges war B. nach der Doppelschlacht von Vjazʹma und B. (1941) von der Deutschen Wehrmacht bis 1943 besetzt und wurde fast völlig zerstört. Die Wälder um B. waren eines der Hauptaktionsgebiete der russischen Partisanen. 1956 wurde die Metallarbeiterstadt Bežica nach B. eingemeindet. Ihre Stahlwerke deckten bis Ende des 19. Jh. ein Drittel der russischen Produktion ab.

Historischer Kern der Stadt ist der „Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Berg“ (Pokrovskaja Gora), mit dem Kreml am rechten Ufer der Desna. Südlich und westlich davon liegt das heutige administrative und kulturelle Zentrum von B. Die „Maria-Schutz-und-Fürbitte-Kirche“ (Pokrovskij Sobor) ist das älteste erhalten gebliebene Kirchengebäude der Stadt, das 1626 auf dem Fundament einer im 13. Jh. erbauten Kirche errichtet wurde. Die „Kirche zum Tempelgang der Allerheiligen Gottesmutter“ (Vvedenskaja Cerkovʹ) wurde 1702 auf einer alten Holzkirche erbaut und ist Teil des „Peter-Pauls-Klosters“ (Petropavlovskij monastyrʹ). Auch die jüngste Kirche in B., die „Erlöser-Grabes-Kirche“ (Spaso-Grobovskaja Cerkovʹ) ist eng mit der Geschichte des Klosters verbunden. Die „Auferstehungskirche“ (Voskresenskaja Cerkovʹ) ist seit dem 15. Jh. Teil eines ehemaligen Frauenklosters. Die drei Kirchen überragen das Panorama der Stadt, das v. a. im Zentrum von alten Holzhäusern dominiert wird.

Vygolov V. P. (Hg.) 1997: Svod pamjatnikov architektury i monumentalʹnovo iskusstva Rossii. Brjanskaja oblastʹ. Moskva. Gorkin A. P. (Hg.). Geografija Rossii. Ėnciklopedičeskij slovar'. Moskva: Bolʹšaja Rossijskaja Ėnciklopedija. 1998, 87–89.

(Ulrike Butmaloiu)


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